170 Tänzerinnen und Tänzer aus der gesamten Region In Sankt Augustin grassiert das Line Dance-Fieber

Sankt Augustin · Line Dance-Fans aus der Region und darüber hinaus trafen sich am Wochenende in Sankt Augustin. Wir waren dabei und haben herausgefunden, warum so viele Menschen von dieser besonderen Art zu tanzen fasziniert sind.

 Gudrun Bolte, Line Dance-Trainerin beim Tanzsportkreis Sankt Augustin, führt durch den Line Dance-Nachmittag.

Gudrun Bolte, Line Dance-Trainerin beim Tanzsportkreis Sankt Augustin, führt durch den Line Dance-Nachmittag.

Foto: GA/Dirk Hentschel

Beim Line Dance-Nachmittag der „Dizzy Line Dancers“ vom Tanzsportkreis Sankt Augustin (TSK) ist es an diesem Sonntag rappelvoll. Aus den Saal-Lautsprechern klingt der Carpenters-Hit „Sweet, Sweet Smile“. Beeindruckend synchron bewegen sich um die 80 Tänzerinnen und Tänzer über das Parkett, aufgestellt in mehreren Reihen. Was einer macht, das machen alle. Ein Schritt nach vorne, eine halbe Drehung – die Reihen gehen mit. Jetzt wieder einen Schritt nach vorne, aber eine Vierteldrehung – alle Reihen machen mit. Als nächstes tippen 80 Füße kurz mit der Hacke auf, dann rechtes Bein vor dem linken gekreuzt – synchron wie im Tanzfilm. Zuletzt noch ein frecher Kick von 80 Fußspitzen – und es geht von vorne los. „I Gonna See Your Sweet, Sweet Smile Every Day“, klingt es aus den Lautsprechern. Der Nachmittag kann beginnen.

Gudrun Bolte steht am Musikpult und hat alles im Blick. „Beim Line Dance braucht man keinen Tanzpartner, die Gruppe ist der Partner“, erklärt die 67-jährige Sankt Augustinerin, die seit mehr als zehn Jahren beim TSK Line-Dance-Gruppen trainiert. Mehrere Line Dance-Trainer und fünf Gruppen hat der TSK inzwischen, so groß ist die Nachfrage. Bolte hat auch diesen „Tag der offenen Tür“ maßgeblich organisiert – 170 Tänzerinnen und Tänzer sind gekommen. Interesse hatten weit mehr als 200. Doch so viele dürfen aus Sicherheitsgründen nicht in den Saal, wie TSK Pressewartin Maria Vlekke erläutert. Die Teilnehmer stammen aus dem Rhein-Sieg-Kreis, aber auch aus Köln und dem Bergischen Land. „Smoking Boots“, „Mavericks“ oder „Fire Dancers“ nennen sich die Tanzgruppen. Sankt Augustin als Line Dance-Mekka? Maria Vlekke: „Es stimmt, wir haben starken Zuwachs, die Leute sind einfach begeistert. Es gibt auch keinen Leistungsdruck.“

Line Dance liegt im Trend

Das Besondere am Line Dance: Für jedes einzelne Lied gibt es eine extra Choreografie, notiert auf dem „Stepsheet“. Das ist die Tanzbeschreibung, nach der die Tänze mit Hilfe von „Teachern“ wie Gudrun Bolte eingeübt werden. Die Schrittfolgen heißen zum Beispiel „Coaster Step“, „Grapevine“ oder „Kick Ball Change“, die Musik reicht von Country bis Pop. Beim Schwierigkeitsgrad ist keine Grenze gesetzt. Wer will, kann aber auch mit wenigen Schritte schon mitmachen. Etwas Rhythmusgefühl und ein gutes Gedächtnis sollte man aber schon mitbringen, sagt Bolte. „Und wenn man beim Tanzen mal rauskommt, dann guckt man einfach zu den anderen.“ Heute stehen auf der Tanzliste genau 70 Tänze. Kaffee und Kuchen, vorbereitet von den vielen engagierten TSK-Mitgliedern gibt es auch.

Line Dance liegt im Trend. Das findet auch Elke Rader von den Kellertänzern Euskirchen. „Wir trainieren einmal pro Woche im Keller einer Freundin, daher der Name.“ Warum sie gerade auf Line Dance gekommen ist? „Ich war es irgendwann leid, immer zu warten, bis mich beim Tanzen jemand auffordert und mir dann ständig auf die Füße latscht. Da mache ich doch lieber Line Dance und stelle mich in die Reihe“, erzählt die 65-Jährige. Kathrin Altenkirch, vor Jahren Vize-Europameisterin vom SSG Wuppertal, freut sich heute über das Wiedersehen mit Tanzfreundinnen. Vor Kurzem nahm sie an einem Workshop in Irland teil – die Stepsheets gelten ja auf der ganzen Welt. Sie komme sehr gerne zum TSK, da stimme einfach die Atmosphäre. Ulla Milewski vom Sieglarer Turnverein, und dort ebenfalls Trainerin, liebt vor allem die Herausforderung: „Eine Choreographie zu lernen ist für mich spannender, als einen Tanz perfekt zu können.“ Zudem trainiere man nicht nur den Körper, sondern auch den Kopf.

Trainerin Bolte verweist nicht ohne Stolz auf die Erfolge der Line Dancer beim TSK. Die heutige Teilnehmerzahl sei ein Rekordwert, seitdem man vor neun Jahren mit 40 Teilnehmern angefangen habe. Eventuell auch eine Folge der abwechslungsreichen Musikrichtungen und Tanzstile im Line Dance? Gerade füllt sich die Tanzfläche zum Remix-Hit „Cold Heart“ von Elton John und Dua Lipa – das klingt so gar nicht nach Country-Musik. „Line Dance ist vielfältig und genau das ist das Schöne daran“, meint auch Gudrun Bolte.

Mehr Informationen zum Tanzsportkreis Sankt Augustin e.V.

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