Flugplatz Hangelar Luftaufsicht hebt Platzrunden-Korridor auf

SANKT AUGUSTIN · Die Piloten am Flugplatz Hangelar haben sich beklagt über den sogenannten Schwankungskorridor von 150 Metern in der Platzrunde. Er sei zu eng, und er gefährde gar die Sicherheit im Flugverkehr. Ein vom Landesverkehrsministerium beauftragtes Gutachten der FH Aachen bestätigt die Sichtweise der Piloten.

 In der verbindlichen Platzrunde im Anflug auf den Flugplatz Hangelar gilt der 150-Meter-Korridor nicht mehr.

In der verbindlichen Platzrunde im Anflug auf den Flugplatz Hangelar gilt der 150-Meter-Korridor nicht mehr.

Foto: Arndt

Für Gutachter Frank Janser ist die Einhaltung des geforderten Korridors in der Platzrunde für die Piloten äußerst anspruchsvoll und die Sicherheit nicht mehr gewährleistet. Die Luftaufsicht bei der Bezirksregierung in Düsseldorf hat jetzt darauf reagiert und in einem Schreiben an die Flugplatzgesellschaft mitgeteilt, dass der Schwankungskorridor keine Anwendung mehr findet.

Die Bezirksregierung hatte den Korridor auf Druck der Anwohner, die sich vom Fluglärm belästigt fühlen, eingeführt. Die hatten sich vermehrt darüber beklagt, dass Piloten die Platzrunde nicht einhalten würden. Für jede Abweichung von mehr als 150 Metern von der Ideallinie sollte ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden.

Piloten hatten von einem "gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr" gesprochen und kritisiert, dass die Luftaufsicht etwas verlange, was kaum zu leisten sei. Sie nehme dazu die Gefahr von Kollisionen billigend in Kauf. Die Vorschrift sei sinnlos, rechtswidrig, gefährlich und für den Piloten nicht erfüllbar.

Im Kern haben die Untersuchungen von Gutachter Janser dies bestätigt. "Die konsequente Überwachung und Sanktionierung der von den Piloten geforderten Toleranzen und Flugverfahren führt zu potenziellen Sicherheitsrisiken", heißt es in dem Gutachten. Die Einhaltung des Korridors nötigt Piloten gegebenenfalls zur "Eigenkonstruktion GPS-gestützter Pseudo-Anflugverfahren, die weder ihrem Ausbildungsstand entsprechen, und für die sie darüber hinaus die in dieser Flugphase hoch wichtige Luftraumbeobachtung vernachlässigen".

Das berge eine latente Kollisionsgefahr mit anderen Luftfahrzeugen in der Platzrunde. In Sachen Fluglärm bezweifelt der Gutachter, dass das eigentliche Ziel der Lärmminderung für die Anwohner auf diese Weise erreicht werden könne. Dazu sei neben der Propellerdrehzahl die Flughöhe der wesentliche physikalische Parameter und nicht die laterale Abweichung im Flugweg.

Nachgefragt beim Landesverkehrsministerium hat die Aircraft Owners and Pilots Association Germany (AOPA), die weltweit größte Pilotenvereinigung, und eine Antwort bekommen. Das Ministerium hatte die Bezirksregierung Düsseldorf aufgefordert, von der grundsätzlichen Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens abzusehen und wieder den Einzelfall bei einer Abweichung zu prüfen.

"Der Pilot kann jetzt hier wieder genauso anfliegen, wie bei jedem anderen Verkehrslandeplatz in Deutschland auch. Die Piloten werden aber weiterhin versuchen, den Korridor einzuhalten", sagte Flugplatz-Betriebsleiter Jürgen Unterberg.

Dirk Wittkamp, Sprecher der Fliegergemeinschaft, begrüßt die Entscheidung. "Der Pilot kommt in der Platzrunde wieder zum eigentlichen: zum sicheren Fliegen."

Die Platzrunde

Die Platzrunde am Flugplatz Hangelar ist eine für die Piloten verbindlich einzuhaltende Runde für den Anflug. Sie ist angelegt und mehrfach angepasst worden, um möglichst wenig über bebautes Gebiet zu führen. Der Pilot darf sie aus bestimmten Gründen verlassen, etwa wenn die Flugverkehrssicherheit gefährdet ist.

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