Nach Brand in Pflegeheim Mann aus Sankt Augustin muss in psychiatrische Klinik

Sankt Augustin/Bonn · Aus Frust über fehlende Sexualkontakte hat ein 34-Jähriger aus Sankt Augustin 2021 in einem Pflegeheim eine Matratze angezündet und die Bewohner in Gefahr gebracht. Nun hat ihn das Landgericht Bonn verurteilt. Der pflegebedürftige Mann muss dauerhaft in eine psychiatrische Klinik.

 Ein 34-Jähriger aus Sankt Augustin soll 2021 einen Brand in einem Pflegeheim gelegt haben. (Symbolfoto)

Ein 34-Jähriger aus Sankt Augustin soll 2021 einen Brand in einem Pflegeheim gelegt haben. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Wenn es vor Gericht um die dauerhafte Unterbringung eines Menschen in einer psychiatrischen Einrichtung geht, steckt meist eine tragische Geschichte dahinter. So auch im vorliegenden Fall eines 34-jährigen Mannes aus Sankt Augustin, der einen schweren Brand im Erdgeschoss des Engelsstifts in Nümbrecht (Oberbergischer Kreis) verursacht hatte. Nach drei Verhandlungstagen hat die 1. Große Strafkammer am Bonner Landgericht nun die dauerhafte Unterbringung des körperlich und geistig stark beeinträchtigten Mannes angeordnet.

Der Vorsitzende Richter ließ keinen Zweifel daran, dass es für den 34-Jährigen besser geeignete Orte gibt als eine geschlossene Psychiatrie. Der nach einer Gehirnblutung wegen diverser psychischer und körperlicher Gesundheitsbeeinträchtigungen pflegebedürftige Mann sei ein „Systemsprenger“, weil er eigentlich in keine Einrichtung so richtig hineinpasse. Das schwere Schicksal seines Sohnes hatte dessen Vater zum Prozessauftakt Anfang Januar als Zeuge geschildert: Sein Sohn habe im Alter von 20 Jahren wegen eines bis dato unentdeckten Blutgerinnsels eine Hirnblutung erlitten. Er habe nur knapp überlebt und kann seither kaum laufen oder sprechen.

Drei Bewohner erlitten schwere Rauchgasvergiftungen

Umso beeindruckender war es, den Beschuldigten beim Prozessauftakt zu sehen: Mit sichtlichem Bemühen hatte er versucht, dem Gericht einen Eindruck von seinen Lebensumständen zu vermitteln. Unter dem Strich wurde aber klar, dass der Mann seine Impulse nicht kontrollieren kann. Insbesondere auf Frustrationen reagiert er dann aggressiv. So war der Brandstiftung am 9. August 2021 bereits ein ähnlicher Vorfall vorausgegangen: Rund drei Monate zuvor hatte der heute 34-Jährige einen Papierkorb in der Mitte seines Zimmers angezündet, weil ein Pfleger ihm untersagt hatte, im Personalraum zu rauchen. Das Feuer wurde seinerzeit aber schnell entdeckt und konnte problemlos gelöscht werden.

Ganz anders im August 2021: Nachdem er dieses Mal seine Matratze in Brand gesetzt hatte, mussten die 19 Bewohner des Alten- und Pflegeheims evakuiert werden. Drei von ihnen erlitten schwere Rauchgasvergiftungen, einer musste wegen akuter Lebensgefahr gar mit dem Hubschrauber in die Kölner Uniklinik geflogen werden, wo er mehrere Tage auf der Intensivstation verbrachte. Der Grund für das zweite Feuer sei die Frustration seines Sohnes über fehlende Sexualkontakte gewesen, hatte der sichtlich bewegte Vater vor Gericht erklärt.

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