Prozessbeginn in Bonn Mann aus Sankt Augustin soll Feuer in Pflegeheim gelegt haben

Nümbrecht/Bonn · Vor dem Bonner Landgericht hat jetzt das Verfahren gegen einen 34-jährigen Mann aus Sankt Augustin begonnen, der Feuer in einem Pflegeheim gelegt haben soll. Offenbar war er frustriert darüber, dass der Besuch einer Prostituierten nicht geklappt hat.

 Ein 34-Jähriger aus Sankt Augustin soll 2021 einen Brand in einem Pflegeheim gelegt haben. Nun startete vor dem Landgericht Bonn der Prozess. (Symbolfoto)

Ein 34-Jähriger aus Sankt Augustin soll 2021 einen Brand in einem Pflegeheim gelegt haben. Nun startete vor dem Landgericht Bonn der Prozess. (Symbolfoto)

Foto: dpa-tmn/Frank Rumpenhorst

Das Unheil begann abends um Viertel nach zehn: In einer Wohnung im Erdgeschoss des Engelsstifts in Nümbrecht (Oberbergischer Kreis) brach am 9. August 2021 ein Feuer aus, in dessen Folge die 19 Bewohner des Alten- und Pflegeheims evakuiert werden mussten. Drei von ihnen erlitten erhebliche Rauchgasvergiftungen, einer musste wegen akuter Lebensgefahr gar mit dem Hubschrauber in die Kölner Uniklinik geflogen werden, wo er mehrere Tage auf der Intensivstation verbrachte. Am Freitag hat nun vor dem Bonner Landgericht das Verfahren gegen einen 34-jährigen Bewohner begonnen, der das Feuer gelegt haben soll.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann, der aus Sankt Augustin stammt, wegen einer psychischen Erkrankung nicht schuldfähig ist. So droht ihm anstelle einer Haftstrafe die dauerhafte Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung. Der wegen diverser psychischer und körperlicher Gesundheitsbeeinträchtigungen pflegebedürftige Mann soll die Matratze seines Bettes angezündet haben.

Vater des Angeklagten sollte Prostituierte ins Pflegeheim bestellen

Die Vorgeschichte erläuterte der Vater des Beschuldigten am Freitagmorgen als Zeuge vor Gericht: Sein Sohn habe im Alter von 20 Jahren wegen eines bis dato unentdeckten Blutgerinnsels eine Hirnblutung erlitten. Die überlebte er nur knapp und seit nunmehr 14 Jahren kann der junge Mann kaum mehr laufen oder sich artikulieren. An jenem Sommerabend im vergangenen Jahr habe sein Sohn ihm versucht verständlich zu machen, wie sehr er sich nach der körperlichen Nähe einer Frau sehne und so sei man überein gekommen, dass der Vater eine Prostituierte in das Pflegeheim bestellen solle.

Das habe aber so kurzfristig nicht geklappt und darüber sei sein Sohn in extremen Frust verfallen. Kurz bevor er sich wieder auf den Heimweg nach Sankt Augustin gemacht habe, sei er daher an eine Pflegekraft herangetreten: Man möge doch bitte besonders auf seinen Sohn achten, da er schlecht gelaunt sei. Letztlich verhinderte der Hinweis aber nicht, dass der frustrierte Bewohner seine Matratze in Brand setzte.

Sachschaden liegt bei rund 100.000 Euro

Offenbar breiteten sich die Flammen schnell aus, und nach wenigen Minuten stand das gesamte Inventar seines Zimmers in Flammen. Das Feuer breitete sich auch auf weitere Wohnungen im Erdgeschoss des zweigeschossigen Gebäudes aus; es entstand erheblicher Schaden an der Bausubstanz. Durch die große Hitze- und Raucheinwirkung wurde nicht nur das Erdgeschoss in Mitleidenschaft gezogen – weite Teile des Heims waren nicht mehr bewohnbar. Der Sachschaden soll sich auf circa 100.000 Euro belaufen.

Den Beschuldigten fanden die Einsatzkräfte schließlich randalierend in einem der Aufenthaltsräume. Vor Gericht konnte sich der Mann so gut wie gar nicht sprachlich äußern. Er folgte der Verhandlung jedoch mit Interesse und ließ das Gericht mithilfe einer schnell vor Ort angefertigten Zeichnung wissen, dass er mit seiner derzeitigen Unterbringung in einer Psychiatrie im Ruhrgebiet zufrieden sei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort