DKSB in Sankt Augustin Mehr Platz und Unterstützung für den Kinderschutz

Sankt Augustin · Der Ortsverband des Deutschen Kinderschutzbundes in Sankt Augustin will seine Anlaufstelle ausbauen. Eine Interessensbekundung bei der Landesregierung ist bereits auf den Weg gebracht.

 Lorena Stupan, Sibylle Friedhofen und Birgit Hund-Heuser (v.l.) arbeiten für den DKSB im Ortsverband Sankt Augustin.

Lorena Stupan, Sibylle Friedhofen und Birgit Hund-Heuser (v.l.) arbeiten für den DKSB im Ortsverband Sankt Augustin.

Foto: Scarlet Schmitz

Angemessenen Respekt und Wertschätzung von Fachkräften erhalten Kinder und Erwachsene seit über 30 Jahren beim Ortsverband des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) in Sankt Augustin. Zwei Sozialpädagoginnen teilen sich dort jeweils eine Halbtagsstelle für die Beratung gegen sexualisierte Gewalt und Vernachlässigung von Kindern. Präventive Maßnahmen wie Aufklärung, Wissensvermittlung, Kommunikation und Sensibilisierung für das Thema Gewalt gehören zu den zentralen Aufgaben der Anlauf- und Beratungsstelle. „Wir brauchen eine klare Grundhaltung in der Gesellschaft: Jedes Kind hat das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung“, sagte Sozialpädagogin Birgit Hund-Heuser. Dabei ginge es auch um falsches Wissen über Sexualität oder Gewalt. Mit dem Klaps auf den Popo oder der Ohrfeige würde oft weitergegeben, was selbst erlebt wurde.

Die Kooperation mit Kitas und Schulen eröffne dem Ortsverband die Möglichkeit, bereits ganz junges Publikum zu erreichen, meinte Sibylle Friedhofen, Vorstandsvorsitzende des DKSB. Es werden Theaterstücke für Kinder aufgeführt, die dabei helfen sollen, Gefühle einordnen zu lernen. „Ein Besuch beim Zahnarzt beispielsweise tut weh und ist unangenehm. Der muss aber sein, damit die Zähne gesund bleiben. Fasst mich hingegen einer an, ist das eine andere Art von unangenehm, die nicht in Ordnung ist“, erklärte Hund-Heuser. In Morgenkreisen lernten die Kinder, woran man erkennen kann, dass jemand lacht oder weint. Damit würde den Kindern eine Palette an die Hand gegeben, Gefühle einzusortieren.

Neben der Aufklärung über Emotionen sei Kommunikation ein starkes Präventionsmittel gegen Gewalt. Zum einen sei es wichtig, dass Kinder lernten, ihre Probleme zu verbalisieren, zum anderen sei das Gespräch mit Eltern, Fachkräften und den Kindern selbst wirksam, um Böses zu verhindern. „Wir müssen uns austauschen, Fachberatungen abhalten und Supervisionen durchführen. Organisationen müssen transparent arbeiten und auch offen gegenüber Kritik sein“, sagte Friedhofen.

Die präventive Arbeit der Anlaufstelle gegen sexualisierte Gewalt und Vernachlässigung von Kindern richtet sich aber nicht nur an Kinder, sondern ebenso an Erwachsene und Fachkräfte. Sie trügen den Kindern gegenüber einen Schutzauftrag, und ihre Aufgabe bestehe darin, das Nein des Kindes zu lesen: „Das Kind muss sich selbst als wirksam erleben. Das ist die größte Prävention“, so Friedhofen. Das Erkennen der eigenen Rechte und den Mut aufzubringen, Nein zu sagen, hält auch Sozialpäda­gogin Hund-Heuser für ganz wichtig, um die Kinder zu stärken.

Friedhofen erachtet es außerdem als ein Muss, dass Fachkräfte den Mut aufbringen, hinzuschauen und sich Hilfe zu holen: „Jeder hat das Recht, seiner Vermutung nachzugehen. Eine Vermutung ist ja noch kein Verdacht. Vielleicht nur ein Bauchgefühl – und ich muss den Mut haben, dem nachzugehen. Keiner braucht Angst davor zu haben, sanktioniert zu werden.“

Jeder kann das Angebot der Anlaufstelle in Anspruch nehmen. „Bei uns wird niemand runtergemacht. Egal ob es derjenige ist, dem etwas angetan wurde, oder ob es derjenige ist, der fehlgehandelt hat. Jeder, der durch unsere Tür kommt, hat den ersten Schritt getan, etwas verändern zu wollen“, sagte Hund-Heuser. Das offene Ohr der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt und Vernachlässigung von Kindern sei ein wichtiger Anker für die Menschen. Durch telefonische Kontaktaufnahme, eine anonyme Nachricht auf dem Anrufbeantworter oder eine E-Mail haben Betroffene die Möglichkeit, sich Hilfe zu holen. Die Kompetenz der Anlauf- und Beratungsstelle in Hangelar ist für den gesamten Rhein-Sieg-Kreis zuständig. Sie benötige dringend einen Ausbau und eine Erweiterung ihrer Kapazitäten, so Friedhofen. Am 15. März wurde ein Verfahren für die Interessensbekundung beim Landesverband NRW eröffnet, bei dem sich der Ortsverband des DKSB um eine neue Stelle für die präventive Arbeit gegen sexualisierte Gewalt und Vernachlässigung von Kindern beworben hat.

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