Kahlschlag wegen Borkenkäferbefalls Mehrere Hektar Fichten im Birlinghovener Wald geschlagen

Sankt Augustin · Mehrere Hektar Holz sind im Birlinghovener Wald wegen eines Borkenkäferbefalls geschlagen worden. Und der Schädling geht zunehmend auch an andere Bäume.

 Im Wald zwischen Schloss Birlinghoven und Niederberg: Mehrere Hektar Fichten mussten gefällt werden, weil sie vom Borkenkäfer befallen waren.

Im Wald zwischen Schloss Birlinghoven und Niederberg: Mehrere Hektar Fichten mussten gefällt werden, weil sie vom Borkenkäfer befallen waren.

Foto: Dylan Cem Akalin

Der Harvester scheint im Dauerbetrieb. An der Konrad-Adenauer-Straße zwischen Golfclub und Schloss Birlinghoven wurden bereits Schneisen in den Wald geschlagen, jetzt sind in dem Waldstück, das sich in Privatbesitz befindet, nochmal „mehrere Hektar“ Fichten geschlagen worden. „Das Ungewöhnliche ist, dass in diesem Bereich vor zwei Monaten noch kaum Befall war“, sagt Priska Dietsche vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft, während sie mit einem holländischen Holzhändler über den Abtransport der Stämme verhandelt.

„Die Vermehrungsraten der Borkenkäfer sind unvorstellbar“, sagt die Försterin und staunt. Wenn das so weitergehe, gebe es bald keine Fichte mehr in dem Wald. „Und wir beobachten, dass sich die Käfer auch an andere Bäume ranmachen. Lärchen konnten sich bislang aus eigener Kraft gegen die Käfer wehren. Die verfügen normalerweise über so viel Harz, dass sie die Tiere einfach umschlossen haben – fertig“, erklärt Dietsche. Doch die anhaltende Trockenheit der vergangenen Jahre hat den Lärchen zugesetzt: „Die haben einfach nicht genug Saft, um dem Befall zu widerstehen.“

Sägewerke sind überlastet

Borkenkäfer bohren sich in den Baum und bilden Paarungskammern unter der Rinde. Dort legen sie ihre Eier ab, die Larven ernähren sich von der saftführenden Schicht unter der Borke, wodurch der Baum in der Regel abstirbt. Der Borkenkäfer habe sich derart vermehrt und seine Leibspeise, die Fichten, würden derart rar, dass sie zunehmend auf andere Bäume gingen, vereinzelt auch auf Douglasien, erklärt Dietsche.

„Es wird so viel geschlagen, dass der Markt total zusammengebrochen ist“, sagt die Försterin. Die Fichte ist normalerweise aufgrund ihres sehr stabilen und einheitlichen, statisch sicheren Holzes als Bauholz gefragt. Balken, Bretter, Kanthölzer werden in der Regel aus Fichten geschnitten. Aber das Angebot ist derart groß, dass Sägewerke überlastet sind, vieles geht mittlerweile ins Ausland. Dennoch seien die Preise so niedrig, dass man gerade so seine Kosten für das Abholzen decken könne. Es gebe zwar durch das Land einiges an Nothilfeförderung, aber die Kosten für eine Aufforstung von solch großen Flächen seien dennoch enorm, meint die Expertin.

„Zum Glück gibt es hier einen Eigentümer, der an seinem Wald hängt und viel für ihn tut“, sagt Priska Dietsche. Im Herbst würden wohl erste Jungpflanzen gesetzt. Aber die Fichte verschwinde immer mehr aus den deutschen Wäldern – das seien keine gute Aussichten für die Holzwirtschaft, sagt die Försterin.

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