Tauffest der evangelischen Kirche Mit Wasser aus der Sieg in die Kirche aufgenommen

Sankt Augustin/Troisdorf · Mit großen Tauffesten im Freien will die evangelische Kirche neue Gläubige gewinnen und auf sich aufmerksam. Wir waren beim Fest der Gemeinden Menden und Niederpleis dabei und haben gefragt, warum sich Menschen mit Siegwasser taufen lassen.

Pfarrer Tobias Schreiber segnet beim Tauf-Gottesdienst an der Sieg die 170 Teilnehmer.

Pfarrer Tobias Schreiber segnet beim Tauf-Gottesdienst an der Sieg die 170 Teilnehmer.

Foto: Inga Sprünken

Die Sieg ist prägend für unsere Landschaft. Der 155 Kilometer lange Nebenfluss, der bei Mondorf in den Rhein mündet, hat nicht nur den Namen vieler Orte geprägt, sondern ist ein Stück Heimat für viele Menschen. Die Verbundenheit mit diesem Nebenfluss des Rheins ist einer der Gründe, warum Menschen sich auch gerne mit dem Siegwasser taufen lassen. Einer von ihnen ist Connor. Der zwölfjährige Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums in Niederpleis ist ein begeisterter Schwimmer und fand die Idee toll, sich in dem fließenden Gewässer in die christliche Gemeinde aufnehmen zu lassen. Die Entscheidung dazu hat er selbst getroffen. Das war auch das Ansinnen seiner Eltern, nämlich, dass ihre drei Kinder diese wichtige Frage selbst entscheiden sollten, wie seine Mutter Kathrin Schulze, sagt.

„Er liebt das Wasser“, sagt sie und erzählt, die Alternative zu einer Taufe in der Sieg sei die im Meer gewesen. Aber dann hätte nicht die ganze Familie dabei sein können. Im Sommer fährt der junge Mülldorfer mit 60 weiteren Konfirmanden ins „Konfi-Camp“ nach Kroatien, wie Pfarrer Tobias Schreiber erzählt. Der 39-Jährige hat die Leitung der evangelischen Kirchengemeinden Niederpleis und Mülldorf erst zu Jahresbeginn übernommen und liebt die Arbeit mit den Jugendlichen und Konfirmanden.

Taufen beim Konfi-Camp

Am Konfirmations-Unterricht, können auch Jugendliche teilnehmen, die nicht getauft werden. Denn die Schüler können sich während dieser Zeit taufen lassen. „Viele tun das während des Konfi-Camps in Kroation“, sagt Schreiber, der den Tauf-Gottesdienst zusammen mit seinem Kollegen Jan Busse, dem evangelischen Pfarrer der Gemeinden Menden und Meindorf, veranstaltet.

„Wir haben das erstmals hier an der Sieg gemacht, weil es hier ein beliebtes Freizeitzentrum ist“, erzählt Busse mit Blick auf den romantischen Platz unter Bäumen direkt am Siegufer gegenüber der Gaststätte „Zur Siegfähre“. Viele der 170 Gottesdienst-Teilnehmer sind mit der Fähre über den Fluss gesetzt, um an der Tauf-Zeremonie teilzunehmen. Sechs Säuglinge und ein Jugendlicher haben den Vormittag des Pfingstmontags dazu genutzt. Die Kleinkinder wurden von den Eltern über das Wasser gehalten und die Pfarrer haben ihnen das Siegwasser auf die Köpfe getröpfelt.

Die evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat das Jahr 2023 zu einem Jahr der Taufe erklärt. Am 24 Juni findet dazu ein bundesweiter Tauftag statt. Die offizielle Aufnahme in die Kirche zu einem besonderen Ereignis zu machen, gehört zu den Bemühungen der EKD, die wie die katholische Kirche unter stetigem Mitgliederschwund zu leiden hat, die Menschen mit attraktiven Veranstaltungen wieder stärker zu binden. Gottesdienste und Veranstaltungen in der Natur unter freiem Himmel ziehen nicht nur mehr Menschen an, sondern sorgen auch für größere Aufmerksamkeit, etwa bei den vielen Radfahrern und Wanderern, die Pfingsten Ausflüge in die Siegaue machen.

Auch künftig wollen die evangelischen Kirchengemeinden Menden/Meindorf und Niederpleis/Mülldorf an diese Stelle zu Taufgottesdiensten einladen, wie Pfarrer Busse sagt. Und das, obwohl das Ganze mit einem großen Aufwand verbunden ist, denn das komplette Mobiliar muss in Form von Sitzbänken und Tischen dorthin geschafft werden. Daher bittet Busse im Anschluss die Gemeindemitglieder, doch mitzukommen und beim Ausladen zu helfen. „Wir haben gleich auch noch eine Eiserne Hochzeit“, sagt er.

Zahlreiche Tauf-Feste in diesem Sommer

Außer dem Taufgottesdienst an der Siegfähre, den der CVJM-Chor und die Combo der evangelischen Kirche in Menden musikalisch begleiten, fand bereits ein ökumenischer Himmelfahrtsgottesdienst auf dem Gelände der Steyler Missionare statt. Die evangelische Kirchengemeinde Oberkassel-Königswinter lud zu einem Tauffest in den Weinbergen in Oberdollendorf ein. Insgesamt laden in diesem Sommer zahlreiche evangelische Kirchengemeinden an Rhein und Sieg zu besonderen Gottesdiensten und Tauffesten ein. So gab es bereits am 13. Mai ein Tauffest am Heisterschoßer Teich in Hennef, bei dem 19 Menschen getauft wurden. Am Tag der Tauffeste, am Johannistag, laden die Gemeinden Herchen und Eitorf zu Taufen im Kurpark Herchen am Sieg-Ufer ein, zu der bis jetzt bereits vier Täuflinge angemeldet sind. Im Anschluss soll es ein gemeinsames Picknick geben. Die Wahlscheider Kirchengemeinde taufte ebenfalls an Pfingstmontag bei einem Open-Air-Gottesdienst am Aggerbogen.

Pfarrer Tobias Schreiber freut sich zusammen mit Täufling Connor, seinen Eltern und seinen Geschwistern.

Pfarrer Tobias Schreiber freut sich zusammen mit Täufling Connor, seinen Eltern und seinen Geschwistern.

Foto: Inga Sprünken

Die Troisdorfer Gemeinden starteten mit einem Taufgottesdienst am 27. Mai an der Kreuzkirche in Sieglar und wollen auch den 24. Juni für Taufen an der Johanneskirche nutzen. Für den 19. August ist ein Open-Air-Gottesdienst im Hof der Martin-Luther-Kirche in Oberlar geplant. Am 23. September soll Erntedank in Spich draußen gefeiert werden. Ein Tauffest „mit Erntedank-Feeling“ ist ebenfalls für den 21. Oktober in Friedrich-Wilhelms-Hütte geplant. Die Eltern von Connor erfuhren von dem Tauffest in der Siegaue über das Gemeindeblatt. „Wir waren sofort begeistert“, sagt Kathrin Schulze.

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