Zwei Männer in Sankt Augustin verletzt Frau muss nach Messerattacke in psychiatrische Klinik

Sankt Augustin/Bonn · Im Februar hat eine 48-Jährige, die unter Schizophrenie leidet, zunächst einen Tankstellenmitarbeiter und kurz darauf den Angestellten eines benachbarten Kampfsport-Zentrums in Sankt Augustin mit einem Messer verletzt. Dafür wird sie nun dauerhaft untergebracht.

Symbolbild: Eine 48-jährige Frau muss wegen eines Messerangriffs auf unbestimmte Zeit in ein psychiatrisches Krankenhaus.

Symbolbild: Eine 48-jährige Frau muss wegen eines Messerangriffs auf unbestimmte Zeit in ein psychiatrisches Krankenhaus.

Foto:  Peter Steffen/Archiv

Eine 48-Jährige muss auf unbestimmte Zeit in ein psychiatrisches Krankenhaus. Das entschied die Vorsitzende Richterin der Siebten Großen Strafkammer am Bonner Landgericht, Claudia Gelber. Sie eröffnete der unter Schizophrenie leidenden Frau, die in Sankt Augustin zwei Männer mit einem Messer verletzt hatte, indes auch eine Perspektive: Sie sei keine Kandidatin für eine lange Unterbringung, so Gelber.

Daher könne die Frist, nach der die Entscheidung erstmals überprüft werden kann, von einem Jahr auf neun Monate herabgesetzt werden. Im Februar dieses Jahres hatte die Beschuldigte zunächst einen Tankstellenmitarbeiter und kurz darauf den Angestellten eines benachbarten Kampfsport-Zentrums in Sankt Augustin mit einem Messer verletzt.

„Die Tat geschah wie in einem Traum“, sagte sie vor Gericht aus. Sie habe aus Gründen, die sie selbst nicht kenne, mitgebrachte Gegenstände auf dem Boden der Tankstelle ausgebreitet, sich etwas zu Trinken aus dem Regal genommen und einen Zigarillo angezündet, obwohl sie Nichtraucherin sei.

Als sie auch noch Zeitschriften aus dem Regal nahm und in ihre Tasche steckte, rief der Mitarbeiter der Tankstelle die Polizei und stellte die Frau zur Rede. Daraufhin zückte die Beklagte ein Outdoor-Messer und stach auf den Angestellten ein. Im benachbarten Sportzentrum setzte sie die Waffe gegen einen anderen Mann ein, der sie aus dem Gebäude vertreiben wollte.

Nach ihrer Festnahme war den vernehmenden Beamten schnell klar, dass mit der Frau etwas nicht stimmen konnte: Sie sei bereits seit 2012 tot, sagte sie den Polizisten. Und auch die beiden Geschädigten seien bereits vor ihrer Tat nicht mehr am Leben gewesen, weshalb sie ihnen auch nichts zu Leide getan haben könne.

An den Verhandlungstagen fehlte von derlei Verwirrtheit jede Spur. Vielmehr wirkte die Beklagte sehr ruhig und schilderte präzise ihre damalige Wahrnehmung aus heutiger Sicht. Seit rund vier Wochen befindet sie sich mittlerweile in psychiatrischer Behandlung und die Medikation schlägt offenbar gut an. Dennoch sah die Strafkammer keine Möglichkeit, die Unterbringung zunächst auf Bewährung anzuordnen: „Dafür war die Messerattacke zu heftig“, so Gelber.

Die Schizophrenie resultiert offenbar aus der Summe der zuvor erlittenen psychischen Verletzungen. Ein unglaublich klingender Teil der Geschichte ist nämlich mitnichten der Fantasie der 48-Jährigen entsprungen: Gleich zwei Mal wurde die fünffache Mutter Zeugin eines SEK-Einsatzes in ihrem Zuhause. Ihr damaliger Mann hatte offenbar im Darknet einen schwunghaften Waffen- und Sprengstoffhandel aufgezogen.

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