Sensenkurs in Sankt Augustin Mit der Sense gegen das Insektensterben

Sankt Augustin · In Sankt Augustin lernen Interessierte eine alte Technik: Das „Dengeln“ mit der Sense. BUND und Sensenlehrer Hartmut Winkels zeigen den Umgang damit - und erklären, warum es Insekten nützt.

Sensenkurs in Sankt Augustin: Mit der Sense gegen das Insektensterben
Foto: Hans-Werner Klinkhammels

„Immer schön flach halten, kurze Wege und am besten im Mosaik mähen“, Hartmut Winkels gibt Anweisungen. Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer folgen seinen Worten und versuchen, sie sofort in die Tat umzusetzen. Sie wissen: Winkels hat Ahnung.

Der Sensenmann aus Windeck kennt sich mit den Gerätschaften aus. Seit seinem zehnten Lebensjahr geht er mit der Sense um. Sein Opa hat es ihm damals beigebracht. Ganz wichtig, so sagt er, sei der Respekt vor dem scharfen Gerät. „Das Sensenblatt wird gedengelt, damit treibt man den Stahl aus. Es wird dabei hauchdünn und rasiermesserscharf.“ Noch heute werden hochwertige Blätter von Hand geschmiedet. „Dengeln durfte ich erst ab meinem 14. Lebensjahr, mein Opa hat immer aufgepasst.“ Zuhause führt er noch eine Nebenerwerbslandwirtschaft und irgendwann – „das war im Jahr 2012“ – hat Winkels im Internet gelesen, dass der Sensenverein Deutschland Sensenlehrer sucht. Seither ist er in Sachen Sensenmahd in Deutschland unterwegs, um die Renaissance der Sense voranzutreiben.

So auch in Niederpleis, wo der BUND zum Sensenkurs eingeladen hatte. Ute Köhler hatte die Anmeldungen entgegengenommen. Sie ist seit den 90er Jahren Mitglied und schon seit vielen Jahren im Vorstand tätig: „Zwölf Anmeldungen – mit so vielen hatten wir kaum gerechnet“, freut sie sich.

Die Schülerinnen und Schüler wollen den Umgang mit der alten Mähtechnik erlernen. „Viele Bienen und andere Insekten werden von den Elektro- oder Benzinrasenmähern getötet. Die Sense ist da naturnäher, schneidet das Gras über dem Boden ab, der Rest fällt um, die Tiere leben weiter“, so erklärt Albert Dietz seine Teilnahme am Kurs. Er ist im Kreis Ahrweiler Vorsitzender des BUND und interessiert sich hier für den Umgang mit der schonenden Mähtechnik. „Durch die Rotoren der Rasenkantenschneider bringt man 80 Prozent der Insekten um“, erklärt Winkels, „mit der Sense tötet man kein einziges. Wenn man dann noch dazu die Mosaikmahd anwendet, freut sich die Natur ganz besonders.“ Diese spezielle Mähtechnik wird sogleich von dem Sensenmann erklärt: „Man mäht gestaffelt in Abständen von zwei bis drei Wochen. So bleiben immer Flächen erhalten, in die sich die Insekten zurückziehen können.“

Auch Christa Nalbach ist begeistert bei der Sache. Sie kommt aus Neuwied zum Kurs nach Niederpleis. „Das Sensen ist zwar am Anfang anstrengend, aber wenn man’s kann, geht es ganz gut“, stellt sie für sich fest. „Und es ist auf jeden Fall schonender für die Umwelt.“ Katja Dirks denkt dabei an „Learning by Doing“ und erklärt: „Wir haben uns zu Hause entschlossen, den Rasen wachsen zu lassen, da gibt der Benziner schnell den Geist auf, wenn er dann doch mal mähen muss.“ Und Thomas Eschmann ist sicher, dass er mit der Sense „die umweltfreundlichste Alternative“ gewählt hat. „Der Kurs ist eine tolle Anleitung zur Selbsthilfe“, bestätigt er. „Am besten nutzt man die Sense in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag bis Abend“, hat er gelernt. „Dann sind die Gräser noch oder schon wieder ein wenig feucht und stehen besser“, erklärt er.

Und dann wird plötzlich ein weiteres Argument für die Sense genannt: „Wenn man die Sense richtig führt, absolviert man während der Mahd wegen der Körperdrehungen ein hervorragendes Bauchmuskeltraining. Der Rücken ist zudem in gerader Haltung, was auch die Schultern stärkt“, Jutta Dietz freut sich über die körperliche Ertüchtigung. Ihr gefällt besonders der Ablauf des Kurses. „Es fing mit der Sicherheitseinweisung und der Anpassung der Sensen an, das war schon professionell“, lobt sie.

Tatsächlich sind gute Sensen mehrfach verstellbar und es gibt sie in verschiedenen Größen. So können die Geräte auf die jeweiligen Nutzer speziell und ergonomisch korrekt eingestellt werden. Baum, Blatt und Griffe bilden dann eine Einheit. Und damit die Sense auch gut funktioniert, muss sie eben gedengelt werden. Auch darin ist Winkels ein Meister seines Fachs.

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