Girls' und Boys' Day in der Region Mit Helm, Weste und Protektoren

SANKT AUGUSTIN · Als junge Frau einmal ungestört in "typische Männerberufe" reinschnuppern, das wollten Unternehmen und Behörden den Teilnehmerinnen des ersten bundesweiten Girls' Day im Jahr 2001 ermöglichen. 1800 Schülerinnen kamen damals zu 39 Veranstaltungen. Das Konzept ging auf, die Nachfrage stieg rasant. Allein im vergangenen Jahr schnupperten 116 000 Schülerinnen der weiterführenden Schulen bei 9572 Unternehmen und Einrichtungen einen Tag in den Berufsalltag.

 Nicht leicht: 24 Kilogramm Gesamtgewicht hat die Ausrüstung, die die Mädchen bei der Bundespolizei in Sankt Augustin tragen.

Nicht leicht: 24 Kilogramm Gesamtgewicht hat die Ausrüstung, die die Mädchen bei der Bundespolizei in Sankt Augustin tragen.

Foto: Holger Arndt

Der kennt freilich längst kaum noch Unterschiede zwischen Männer- und Frauenberufen. Dennoch zogen 2005 die "Herren der Schöpfung" mit einem bundesweiten Boys' Day nach, denn was die Schülerinnen berichteten, gefiel auch den Schülern offenbar sehr gut.

Beide Geschlechter unter einen Hut brachte die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg am Donnerstag mit dem kombinierten Girls' und Boys' Day: Während die Jungs die Arbeit in der Hochschul-Pressestelle und der Online-Hochschulzeitung kennenlernten, gemeinsam mit dem Bibliothekar eine Ausstellung organisierten oder spielerisch Sozial- und Kommunikationskompetenzen trainierten, ging es für die meisten Mädchen gleich an den Computer: Von der Fotobearbeitung über den Bau virtueller Welten oder die Entwicklung von Computerspielen bis zur Programmierung von Käfer-Robotern reichte das Angebot. Und auch die Erfahrung, sich in einem großen Gebäude mit unzähligen Räumen und noch mehr umhereilenden Studierenden erst einmal zurecht finden zu müssen, kann den Schülern nun keiner mehr nehmen.

Einfacher hatten es die Mädchen beim Girls' Day der Bundespolizei. Zumindest jene 58, die einen Platz bekommen hatten: "Alle Plätze waren innerhalb von vier Tagen belegt", freute sich Bundespolizeisprecherin Mukkades Samut. Und das, obwohl oder gerade weil es bei der Bundespolizei richtig zur Sache ging: Mit dem Wasserwerfer und bis zu 20 Bar Wasserdruck Holztafeln in 30 Metern Entfernung umkippen zu lassen, das sah leichter aus als es war, fanden Eve Hohmann und Antonia Vössing.

Die 15-jährige Schülerin der Ganztagshauptschule Neunkirchen-Seelscheid und die 18-jährige Schülerin von der Europaschule Bornheim sahen nach ihren ersten Zielübungen geschafft aus. "Der ganze Sitz dreht sich mit, das ist schwer zu koordinieren," sagte Antonia Vössing, die vom Angebot bei der Bundespolizei begeistert ist, "nur die Arbeitszeiten sind nicht so ideal." Einmal bei der Bundespolizei zu arbeiten, das könnte sich Eve Hohmann nach ihrem zweiten Girls' Day bei der Bundespolizei sehr gut vorstellen: "Die Arbeit ist spannend, es ist kein Bürojob und man kann viel Sport machen. Man kann sich nur nicht aussuchen, wo man stationiert wird und in welchem Zentrum man die Ausbildung macht."

Das hörten die Bundespolizisten vor Ort gerne. Denn grundsätzlich sei die Frauenquote ausbaufähig, sagte Einstellungsberaterin Britta Renntmacher später, "insbesondere im mittleren Dienst ist noch Bedarf". Immerhin, am Standort Augustin ist die Frauenquote bereits auf 15 Prozent angestiegen.

Ganz andere Sorgen hatten derweil die elf Schülerinnen, die bei Polizeikommissarin Julia Rose gelandet waren: Unter Helm, Schutzweste, und Protektoren mit insgesamt 24 Kilo Gesamtgewicht wurde es ganz schön warm - auch ohne die Jogging-Runde, die nach dem Ankleiden folgen sollte. "Ganz schön heiß" lautete das Fazit von Kira Borowski, die gerade zum ersten Mal in ihrem Leben von einer Mitschülerin mit dem Gummiknüppel verdroschen wurde. "Nein, das tat nicht weh", stellte die 14-jährige Schülerin des Albert-Einstein-Gymnasiums klar, "dafür ist die Schutzrüstung ja da." Spaß gemacht habe ihr der Tag auf jeden Fall, auch wenn ihr der Beruf zumindest jetzt noch zu anstrengend sei.

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