Sankt Augustin Müll und Hundekot verschandeln Naherholungsgebiet

Sankt Augustin · Die Fläche zwischen Zentrum-West und Menden zählt zu den schönsten Naherholungsgebieten in der Stadt Sankt Augustin. Mit Weitsicht wurde der freie Blick über Felder und Wiesen gestalterisch unterstützt.

Bänke laden zum Verweilen ein und Holzkühe mit freundlichem Blick ziehen ebenso wie kleine Klettergerüste oder Balancierschlangen die Kinder magisch an. Selbst einen hochwertig gestalteten Fitnessbereich finden Erwachsene in dem Gebiet.

Mit der gebotenen Zurückhaltung wurde die Ausgleichsfläche, die zum Grünen C zählt, gestaltet. Sie bietet Joggern, Radfahrern, den vielen dort lebenden Familien mit Kindern sowie den Hundebesitzern beste Möglichkeiten, sich dort zu erholen oder sportlich zu betätigen.

Letztere nutzen die Spazierwege gerne gemeinsam mit den Vierbeinern. Unter den Gassi-Gängern gibt es eine eingeschworene Gruppe, die mit Sorgfalt und Akribie darauf achtet, die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge wie gewünscht in einem der vielen Abfallbehälter zu entsorgen. Genau diese Tütchen liegen jedoch nur wenige Stunden später wieder auf den Gehwegen.

Die Tüten sind zerfetzt, der Hundekot über den Weg oder die Spielwiese verteilt. Die Täter sind Rabenvögel, die dank ihrer ungewöhnlichen Intelligenz sehr schnell mögliche Nahrung erspähen und die Abfallbehälter als lohnende Quelle auserkoren haben. Beste Voraussetzungen dafür bietet die offene Form der Abfallbehälter, in denen sich ungestört stöbern lässt.

Die Rabenkrähen und all ihre Unterarten gehören zu den "Sehtieren", erläutert Angelika Bornstein von der Vogelnothilfe Sankt Augustin. "Die Krähen nehmen ihre Umwelt visuell wahr, und sobald ein Mensch auch nur ein trockenes Brötchen in den Abfallbehälter wirft, wird dieser für sie interessant und durchsucht", erläutert die Vogelexpertin.

Daraus entwickle sich eine "Objektpermanenz", denn die Vögel untersuchten immer wieder die Objekte ihrer Begierde nach Essbarem. Die Expertin empfiehlt, einen Deckel oder ein Gitter auf den Abfalleimer zu legen. Beides müsse jedoch schwer genug sein, denn "den Rabenvögeln kann man so schnell nichts vormachen". Sie zählen zu den klügsten Tieren. Die Elster könne sich im Spiegel erkennen, was auf höhere Intelligenz schließen lasse, so Bornstein.

Bei der Möblierung der Freifläche habe man die Mülleimer nach gestalterischen Gesichtspunkten ausgewählt, sagt die Pressesprecherin der Stadt, Eva Stocksiefen. Damals seien die Vögel in dem Gebiet auch noch kein Thema gewesen. Die Stadt befürchte, ein Deckel könne viele davon abhalten, den Müll richtig zu entsorgen. Dennoch wolle man sehen, wie man die Mülleimer nachrüsten könne. Geleert würden sie einmal wöchentlich, in diesem Bereich sogar zweimal die Woche. Allerdings sei der Bauhof im Winter mit der Schneeräumung stark belastet, so dass dann die Leerung schon mal warten müsse.

Die Tütenspender für Hundekot werden zweimal in der Woche gefüllt. Zwölf solcher Spender gibt es in der Stadt an jeder größeren Grünanlage. Monatlich werden 7000 Beutel dort "nachgeladen". Viele Hundebesitzer horteten diese jedoch zu Hause, so dass die Spender häufig leer seien, so Stocksiefen. Sie appelliert, nur wenige Beutel zu ziehen und vielleicht auch mal welche selbst zu kaufen. Sollten Mülleimer überfüllt sein, gebe es auf der Internetseite der Stadt ein Onlineformular, auf dem man dieses mitteilen könne.

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