Stadtarchiv Sankt Augustin Museum und Stadt digitalisieren Geschichte der Bröltalbahn

Rhein-Sieg-Kreis · Die Historie der Rhein-Sieg Eisenbahn geht weit zurück. Nun wird sie professionell digitalisiert und aufgearbeitet. Auch Privatpersonen leisteten einen erheblichen Beitrag.

Carsten Gussmann und Ulrich Clees mit dem Asbacher Ortsbürgermeister Franz-Peter Dahl und dem Sankt Augustiner Stadtarchivar Michael Korn (v.l.).

Foto: Stadt Sankt Augustin

Sie arbeiten zusammen, um die Geschichte der Bröltalbahn wieder zu beleben: Die Stadt Sankt Augustin und das Museum der Rhein-Sieg Eisenbahn Asbach haben mehr als 2500 verschiedene Dokumente digitalisiert, die den Werdegang der Bahn, die einst Bröltal, Pleistal und den Westerwald mit Beuel verband, beschreiben. Engagierte Eisenbahner und Eisenbahnfreunde haben mit Lageplänen, Zeichnungen von Gebäuden, Brücken, Oberbauten und Fahrzeugen, mehreren Dampflok-Betriebsbücher und vielen weitere Unterlagen mehr als 100 Jahre Vergangenheit erhalten. Die ist nun erstmals an einem Ort vereint und online abrufbar.

Die Bröltalbahn war die erste Schmalspurbahn Deutschlands, die als öffentliches Verkehrsmittel diente. Der Ausbau ihres Schienennetzes begann schon 1860. Man versprach sich davon seinerzeit wirtschaftlichen Erfolg. Die Bröltalbahn sollte den Transport von Eisenerz aus dem Bröltal in andere Regionen erleichtern. Anfangs verband noch eine Pferdebahn Ruppichteroth mit Hennef, wurde aber schon drei Jahre später durch die Eisenbahnstrecke ersetzt. Deren Schienennetz wuchs in den folgenden Jahren, bis 1925 der erste Omnibus der Rhein-Sieg Eisenbahn-Aktiengesellschaft (RSE) in Betrieb ging und den langsameren und unflexibleren Zügen Konkurrenz machte. Die Geschichte der Bröltalbahn endete 1967 als der letzte Güterzug am Beuler Bahnhöfchen, wo heute ein Lokal ist, hielt. 1973 übernahm die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) den Busbetrieb der RSE – die Rhein-Sieg Eisenbahn-Aktiengesellschaft war Geschichte.

Dass es so viele Dokumente aus der Geschichte der Bahn gibt, ist laut Sankt Augustins Stadtsprecher Benedikt Bungarten vor allem engagierten, privaten Sammlern zu verdanken. Einer von ihnen ist etwa Dirk Wilkesmann. Als Jugendlicher hatte er einen RSE-Mitarbeiter beim Wechseln des Fahrplans angesprochen. Dieser überließ dem jungen Wilkesmann darauf etwa 1200 Blätter, die dieser nun allesamt dem Stadtarchiv Sankt Augustin gespendet hat. „Das ist eine Fundgrube für Eisenbahnfreunde genauso wie für historisch Interessierte der ganzen Region“, sagt Stadtarchivar Michael Korn. Im Asbacher Museum sind neben vielen Zeichnungen aus der Frühzeit der Bahn auch welche von nie ausgeführten Plänen zu sehen. Bernhard Jordan hatte sie aus dem Hennefer Verwaltungsgebäude der RSE gerettet, bevor es abgerissen wurde. Auch wenn viele Dokumente bewahrt werden konnten, ist ein Großteil einem Rheinhochwasser zum Opfer gefallen.

Ausreichend Platz für historische Quellen

Da die Ortsgemeinde Asbach kein eigenes historisches Archiv unterhält, hatte Ortsbürgermeister Franz-Peter Clees 2020 mit seinem Sankt Augustiner Amtskollegen vertraglich festgelegt, dass die Unterlagen dauerhaft in Sankt Augustin archiviert werden, die Eigentumsrechte aber in Asbach bleiben. Damit kann die Historie der Schmalspurbahn nicht nur im RSE-Museum in Asbach, sondern auch im Sank Augustiner Stadtarchiv nachverfolgt werden. Auf der städtischen Internetseite findet sich zudem unter dem Reiter Kultur und Freizeit; Stadtarchiv ein Link, über den Nutzer direkt auf die Sammlungen zugreifen können. Die Digitalisierung wurde laut Bungarten über das Projekt „WissensWandel“ finanziert. Es ist Teil des Programms „Neustart Kultur“, gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Auch wenn die vielen geretteten Dokumente viel Platz im Stadtarchiv in Sankt Augustin einnehmen, versichert Michael Korn: „Wir haben noch ausreichend Platz für weitere historische Quellen zur Geschichte der Region.“ Wer also zum Beispiel noch Bilder von Familienausflügen mit der Rhein-Sieg Eisenbahn hat, ist laut Korn herzlich eingeladen, diese dem Stadtarchiv zu überlassen.

Die Historie ist abrufbar im Internet unter: https://www.sankt-augustin.de/kultur-freizeit/stadtarchiv/ und www.archivportal-d.de.