Kritik an Asklepios-Klinik in Sankt Augustin Mutter eines Säuglings beklagt zu wenig Pflegepersonal

Sankt Augustin · Ärztlicher Direktor der Kinderklinik in Sankt Augustin äußert Verständnis für den Ärger. Der Bedarf an Pflegepersonal sei nicht nur in der Kinderklinik, sondern in nahezu allen Krankenhäusern der Region größer als das Angebot.

 Volles Haus, aber zu wenig Personal: Gerade in der Erkältungszeit sind auch viele Mitarbeiter der Asklepios-Klinik krank, was laut Klinik zu Engpässen führen kann.

Volles Haus, aber zu wenig Personal: Gerade in der Erkältungszeit sind auch viele Mitarbeiter der Asklepios-Klinik krank, was laut Klinik zu Engpässen führen kann.

Foto: Thomas Heinemann

Wer bei einer akuten Erkrankung oder einem Notfall kurzfristig ins Krankenhaus muss, erwartet, dort schnelle Hilfe zu erhalten. Diese hat eine Mutter Anfang September für ihren wenige Wochen alten Säugling auch erhalten, als dieser mit einem Abszess am Gesäß, einer stark entzündeten und eitrigen Stelle, zur Kinderklinik geeilt war. Das Kind wurde operiert und die Wunde versorgt. Vorsorglich wurde der Säugling stationär aufgenommen. Doch was sie anschließend in der Klinik beobachtete, beschreibt die Mutter, die sich an den General-Anzeiger gewandt hat, als „katastrophal und unzumutbar“. Wichtig sei ihr allerdings, die Schwestern zu loben, die stets freundlich und hilfsbereit gewesen seien. Auch die Ärzte hätten, so die Mutter, sich medizinisch hervorragend um ihren Säugling gekümmert.

Allerdings sei die Klinik derart voll von Patienten bei gleichzeitig fehlendem Personal gewesen, dass sie zunächst nicht auf der Säuglingsstation 2, sondern auf der mit älteren Kindern und Jugendlichen belegten Station 6 gelandet sei. Dort habe das Personal nach eigenem Bekunden wenig Erfahrung mit Säuglingen und sich zunächst nicht getraut, die Wundversorgung bei dem wenigen Wochen alten Säugling selbst durchzuführen. „Es gab zu wenig Personal, es wirkte überfordert und auch überlastet“, so die Mutter. „Und nachts war nur eine Schwester auf der Etage. Sie war sogar für mehrere Minuten ganz weg, weil sie auf eine andere Etage gerufen wurde.“ Auch bei der Nachbehandlung vor wenigen Tagen habe sie erst nach langer Diskussion ein Zimmer erhalten, in dem sie ihr Kind auch in Ruhe habe stillen können, berichtet die Frau: „Und auch diese Station ist nur halb besetzt, weil überall Personal fehlt.“

Mangel an Pflegepersonal

Grundsätzlich sei der Bedarf an Pflegepersonal nicht nur in der Kinderklinik, sondern in nahezu allen Krankenhäusern in der Region größer als das Angebot, erklärt Ehrenfried Schindler, ärztlicher Direktor der Asklepios Kinderklinik, auf Nachfrage des General-Anzeigers. „Hinzu kommt: Nicht nur Patienten werden krank, sondern auch Mitarbeiter. Und das ist gerade der Fall.“ Zwei Mal im Jahr, ab Oktober und dann noch einmal ab Januar, steige die Zahl der an Infektionen erkrankten Kinder und auch der Mitarbeiter spürbar an, erklärt Schindler: „In dieser Zeit stehen fast alle Krankenhäuser der Region unter Volllast.“ Der ärztliche Direktor, selbst Familienvater, hat für den Ärger der Mutter Verständnis: Gerade an Wochenenden in der Grippe- und Erkältungszeit, aber auch unterhalb der Woche könne die geordnete Unterbringung zur Herausforderung werden.

Unabhängig von der Wahl des Zimmers oder der Station sei die medizinische Versorgung auch im Fall des behandelten Säuglings nicht zu beanstanden gewesen, betont Schindler, der die Beschwerde ernstgenommen und mit beteiligten Ärzten und dem Pflegepersonal gesprochen hat: „Aus meiner Sicht war die Versorgung regelgerecht verlaufen.“ Die betroffene Mutter hat für die schwierige Personalsituation Verständnis, macht Ärzten und Pflegern selbst auch keinen Vorwurf, und möchte sich nun selbst für mehr Personal in der Pflege stark machen: „Man muss das einmal selbst erlebt haben, um es zu glauben. So darf es nicht bleiben, da muss sich dringend etwas tun.“ Ihr sei bewusst, dass es als einzelne Mutter ein harter Kampf werde, aber man könne protestieren, informieren oder auch eine Petition starten: „Ich bin eine engagierte Mutter – für meine Kinder werde ich zur Löwin.“

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