Pressesprecher-Affäre in Sankt Augustin Stadtrat beschäftigt sich mit Einstellung des Pressesprechers

Sankt Augustin · Die Einstellung des neuen Stadtsprechers in Sankt Augustin sorgt weiter für Aufregung. Der Stadtrat wird sich am kommenden Mittwoch mit den konkreten Umständen der Einstellung beschäftigen.

 Der Stadtrat wird die Einstellung des Pressesprechers diskutieren.

Der Stadtrat wird die Einstellung des Pressesprechers diskutieren.

Foto: Dylan Cem Akalin

Der Kern des Ärgers um den neuen Pressesprecher der Stadt Sankt Augustin lautet: Bürgermeister Max Leitterstorf (CDU) habe Ratsmitglied Benedikt Bungarten – seinen Parteifreund und Wahlkampfleiter – ohne Ausschreibung und ohne Einbeziehung der Personalamtsleiterin und des Personaldezernenten eingestellt, beklagen SPD, FDP und Grüne. Zur Beurteilung des Einstellungsprozesses verlangten die Fraktionen der Sankt Augustiner Ampelkoalition Akteneinsicht. Auch Vertreter der CDU blickten in die entsprechenden Akten. Und am Mittwoch, 7. September, will sich auch der Stadtrat mit den konkreten Umständen der Einstellung beschäftigen.

Der Blick auf den Inhalt der Akten scheint unterschiedlich zu sein. Bungarten habe sich an einem Sonntag initiativ als Pressesprecher beim Bürgermeister beworben und bereits am nächsten Tag habe der Personalrat eine Vorlage für seine Einstellung erhalten, berichten die einen daraus. Das sei nicht richtig, hält die CDU dagegen: Benedikt Bungarten habe sich nicht an einem Sonntag beworben und am folgenden Montag die Einstellungszusage erhalten, so der CDU-Fraktionsvorsitzende Sascha Lienesch. Zwischen Bewerbung und Einstellungszusage seien mehrere Wochen vergangen.

Ebenfalls zu einem unterschiedlichen Urteil gelangen CDU und Ampel, was die ursprünglichen Vertragsmodalitäten angeht. Der 25-Jährige, der vor anderthalb Jahren seinen Bachelor of Law gemacht hat, sollte laut Ampel in eine Erfahrungsstufe eingruppiert werden, für die man eigentlich mindestens drei Jahre Berufserfahrung vorweisen muss. Das sei nachträglich geändert worden, sagen die einen, das sei von Anfang an so gewesen, sagt die CDU-Fraktion. „Einen Arbeitsvertrag über eine höhere Erfahrungsstufe hatte Herr Bungarten nie.“

Keine externe Ausschreibung

Die Stelle des Pressesprechers in Sankt Augustin wurde vakant, weil die bisherige Pressesprecherin Carolin Trost innerhalb der Verwaltung gewechselt hat. Eine interne Ausschreibung brachte zunächst kein Ergebnis. Darin suchte die Stadt explizit nach einem Juristen für diese Stelle, auf der Bungarten in Zukunft Presseauskünfte erteilen und Pressetermine vorbereiten sowie die Arbeit des Verwaltungsvorstands unterstützen solle, so die Stadt. Eine externe Ausschreibung für die Stelle gab es nicht, auch initiativ bewarb sich dort lediglich Benedikt Bungarten.

Seine Einstellung stieß schnell auf Kritik, die inzwischen in einer Aufsichtsbeschwerde mündete. Die Besetzung einer Verwaltungsstelle ohne öffentliche Ausschreibung innerhalb weniger Tagen sei allein schon ungewöhnlich, so die Fraktionsvorsitzenden Marc Knülle (SPD), Martin Metz (Grüne) und Stefanie Jung (FDP). „Politisch ist die bevorzugte Vergabe von Verwaltungsposten an Parteifreunde absolut nicht in Ordnung“, begründeten sie bereits unmittelbar anschließend.

Der Sankt Augustiner Stadtrat tagt am Mittwoch, 7. September, ab 18 Uhr im großen Ratssaal, Markt 1, 53757 Sankt Augustin.

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