Mülldorfer Männergesangverein Neue Wege für die "Sängerlust"

SANKT AUGUSTIN · Mülldorf ohne den Männergesangverein "Sängerlust"? Das können sich Bernhard Kosberg und Bernd Spang beim besten Willen nicht vorstellen. Sie sind entschlossen, dafür zu kämpfen, dass der Traditionsverein, der 1868 gegründet wurde, am Leben bleibt.

 Möchten den Neubeginn: Bernhard Kosberg (links) und Bernd Spang wollten sich mit der Auflösung des MGV nicht abfinden.

Möchten den Neubeginn: Bernhard Kosberg (links) und Bernd Spang wollten sich mit der Auflösung des MGV nicht abfinden.

Foto: Martina Welt

Nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 9. November, bei der die Dreiviertel-Mehrheit, die zur Auflösung des Vereins notwendig gewesen wäre, mit nur einer Stimme knapp verfehlt wurde, wollen die beiden nun ihr Gewicht in die Waagschale werfen und alles für einen Neuanfang tun.

Dieses Gewicht ist beachtlich, denn der Ehrenvorsitzende Bernhard Kosberg singt seit 1969 im Chor, Bernd Spang der ebenfalls wegen seiner Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt wurde, ist seit 1964 Sänger im Mülldorfer Männerchor. Ideen haben die beiden reichlich, wenn es um Strategien für das Überleben der Sängerlust geht. "Schließlich sind wir nicht der einzige Männergesangverein, der mit rückläufigen Mitgliederzahlen zu kämpfen hat", sagt Spang. Ihrer Meinung nach ist im Mülldorfer Verein einiges schief gelaufen seit der Wahl von Dieter Grewe zum Vorsitzenden des Vereins. Der Dirigent Bernd Radoch wurde entlassen mit dem Hinweis, dass das Konto des Vereins leer sei. "Ich habe seit Anfang des Jahres nicht mehr mit dem Vorstand sprechen können", beschreibt Kosberg die Zerwürfnisse im Verein. Auch Spang führt an, dass er mehrfach seine Hilfe, auch finanzieller Art angeboten habe, allerdings ohne Erfolg. Es hätte durchaus Wege gegeben, Radoch zu halten. "Wir haben den Eindruck, dass bei dem Vorsitzenden Dieter Grewe inzwischen kein wirkliches Interesse mehr am Fortbestand des Vereins besteht", lautet das Resümee der beiden. Grewe hatte sich bei der Versammlung vor einigen Wochen für die Vereinsauflösung ausgesprochen - auch mit Hinweis darauf, dass es nur noch einen Tenor gebe und dass Versuche, junge Menschen anzusprechen, fehlgeschlagen seien.

Kosberg und Spang haben signalisiert, dass sich stärker einbringen wollen. Vorstellen können sich die beiden Vieles. Und das würde auf eine neue Ausrichtung des Vereins hinauslaufen: Das beginnt bei kölschen Liedern und Stücken von den Toten Hosen, geht weiter über Gospel Songs bis hin zu englischen Stücken. "An Tagen wie diesem" oder "The lion sleeps tonight", sind nur zwei Beispiele, die von den beiden Sängern gerne mal vorgetragen würden. Und sie sind sich sicher, dass mit einem moderneren Repertoire auch jüngere Sänger den Weg zu ihnen finden würden. "Entweder man macht etwas Neues oder man kooperiert mit anderen Vereinen", beschreibt Kosberg die beiden Alternativen.

Auch die Mitgliedschaft von Frauen im Verein ist für die beiden durchaus eine Option. "Es ist eine Illusion, zu hoffen, dass der Verein, so wie er sich heute darstellt, plötzlich zehn neue Sänger bekommt", so Kosberg. Über den Chorverband NRW oder die Musikhochschule Köln könnte man auch junge Chorleiter bekommen, die junge Sänger begeistern können, plädiert Spang. Statt der bisherigen Animositäten und Kommunikationsprobleme sollte man zusammen stehen, damit der Verein wieder auf die Beine kommt. Schließlich stehe so viel auf dem Spiel, was mit der Sängerlust verloren gehe: Die Gestaltung des Totensonntags auf dem Friedhof, das Maiansingen, das Parkfest oder aber auch die Ständchen bei den Jubiläen. Schon jetzt singen fünf Mülldorfer - darunter auch Kosberg und Spang - beim Weihnachtskonzert des Lohmarer Männergesangvereins mit. "Wir wollen gerne singen und können das seit Februar in Mülldorf nicht mehr", sagen sie. Im Januar soll es eine Aussprache zum Überleben der Sängerlust geben.

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