Kinderbetreuung in Sankt Augustin Neues Konzept für Mülldorfer Kita

Sankt Augustin · Luca Schwarzer ist neuer Leiter des Familienzentrums Sternschnuppe in Mülldorf. Bei den derzeit festen Gruppen sollen die Türen bald für alle Kinder offen stehen. Zudem steht viel Bewegung auf dem Tagesplan.

 Im Bewegungsraum: Luca Schwarzer mit seinen Schützlingen Mika (von links), Savelii und Felia.

Im Bewegungsraum: Luca Schwarzer mit seinen Schützlingen Mika (von links), Savelii und Felia.

Foto: Martina Welt

Luca Schwarzer ist männlich, jung und Kita-Leiter. All das macht ihn immer noch zu einem Exoten unter den vielen Erzieherinnen in den Kindertagesstätten. Der 31-Jährige hat sich sehr bewusst für seinen Beruf entschieden und ist glücklich, dass er die Stelle als Kita-Leiter der katholischen Kindertagesstätte Sternschnuppe in Mülldorf im Oktober vergangenen Jahres antreten konnte. „Ich habe ganz gezielt nach einer wohnortnahen Arbeitsstelle gesucht, damit ich morgens mit dem Rad fahren kann“, sagt Schwarzer, der mit seiner Familie in Bonn-Beuel wohnt. Bewegung ist für den passionierten Läufer und einstigen Handballer wichtig. Das soll sich auch in der Kita widerspiegeln.

Aufgewachsen ist Schwarzer in Mosbach, das zwischen Heidelberg und Heilbronn liegt. Nach dem Abitur war für ihn klar, dass er ein Studium im sozialen Bereich absolvieren wollte. Schwarzer landete in Würzburg, wo er Sonderpädagogik mit Magisterabschluss studierte. „Das entspricht in NRW dem Diplom-Heilpädagogen.“ Von 2013 bis 2014 arbeitete er in einem Kinderdorf mit katholischem Träger. Parallel dazu studierte Schwarzer Philosophie und Politik mit Magisterabschluss. Ins Rheinland verschlug es ihn dank seiner heutigen Ehefrau Helena, die in Siegen aufwuchs und ihr Referendariat zur Sonderpädagogin gerne in NRW machen wollte. Die beiden landeten schließlich in Eschweiler, und Schwarzer trat seine erste Stelle in einer Kita in Aachen an. Dort avancierte er schnell zum Gruppenleiter und übernahm schließlich die stellvertretende Leitung.

Mehr Bewegung für Kinder

Nach dem Referendariat seiner Frau entschlossen sich die beiden, in die Region Köln/Bonn zu ziehen. „Für mich ist die Region vor allem deshalb interessant, weil man im sozialen Bereich breit aufgestellt ist und es kurze Wege zu den unterschiedlichen sozialen Angeboten gibt.“ Schwarzer arbeitete zunächst an der Kölner Uni als wissenschaftlicher Mitarbeiter. In diesem Projekt, das Schwarzer über zwei Jahre mitbetreute, ging es um Lehrerbildung und Inklusion. Sein Wunsch war es jedoch, in der frühkindlichen Bildung zu arbeiten. „Die Kita ist die erste soziale Institution, die die Kinder außerhalb der Familie erfahren“, begründet er die Bedeutung der Einrichtungen für die Persönlichkeitsentwicklung und das Selbstbewusstsein der Kinder. „Das ist ein sehr spannendes Feld.“ In der Kita Sternschnuppe, wo Schwarzer im Oktober 2018 als Leiter anfing, gibt es zehn Plätze für Kinder mit Eingliederungshilfen. „Das sind Kinder mit seelischen, körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen oder aber Kinder, die davon bedroht sind“, erläutert er. Hinzu kommen 14 Plätze für unter Dreijährige, insgesamt werden 66 Kinder in dem Familienzentrum betreut.

Ganz wichtig ist Schwarzer die Bewegung der Kinder. „Ich habe mich gefreut, dass an dem Familienzentrum kein kleiner Außenbereich ist, der an einen Käfig erinnert, sondern ein relativ großes Gelände, das den Kindern viele Bewegungsmöglichkeiten bietet.“ Ein weiterer wichtiger Schritt für Schwarzer ist es, aus den derzeit festen Gruppen in der Kita ein teiloffenes Haus zu machen. „Da sind wir auf einem guten Weg“, sagt er. Am Ende soll das so aussehen, dass jedes Kind seinen festen Platz in der Einrichtung hat, gleichzeitig aber alle Türen offen stehen, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, Neues zu erfahren. „Sollte ein Kind in der Gruppe bleiben wollen und dort immer dasselbe machen, dann ist das auch okay.“

Schwarzer weiß, dass dieses teiloffene Konzept ein anderes Denken erfordert, mehr Arbeit bringt es jedoch seiner Meinung nach nicht unbedingt mit sich. Erreichen kann er seine Ziele nur, wenn alle Mitarbeiterinnen mitmachen, und deshalb ist ihm wichtig, dass die Stärken und Wünsche der 17 Mitarbeiterinnen, soweit es möglich ist, berücksichtigt werden. „Bei mir muss eine Kollegin, die im kreativen Bereich besonders stark ist, nicht zwangsläufig mit den Kindern Angebote im Bewegungsbereich umsetzen“, erläutert Schwarzer seinen Führungsstil.

Überwiegend administrative Aufgaben für den Leiter

Als weiteren Schwerpunkt benennt Schwarzer die Religionspädagogik. Er habe sehr gute Erinnerungen an Besuche in der Kirche, die er vor allem mit seiner „frommen Oma“ unternommen habe. „Wenn ich mit meiner Oma eine Kerze angezündet habe, war das ein sehr schönes Gefühl, auch wenn ich es nicht immer verstanden habe“, erinnert er sich an seine Kindheit. Bis heute sei die Kirche für ihn ein Ort, an dem er abseits des Alltags zur Ruhe komme. „Ich verstehe Kirche als offenen Raum, in dem man diskutieren kann.“ Genau das möchte er auch den Kindern weitergeben.

Die direkte Arbeit mit den Kindern steht für den Kita-Leiter eher selten auf der Agenda. Dienstpläne, Elterngespräche oder konzeptionelle Arbeiten bestimmen seinen Arbeitsalltag. „Ich habe jetzt die Freiheit, mir den Tag selbst zu gestalten.“ Er wünscht sich, dass die Kita Sternschnuppe so zu einem offenen Haus mit vielen Bewegungsräumen für die Kinder wird und allen Kindern einen Ort der Bindung und Sicherheit bietet. Letzteres wünscht er sich insbesondere für die Kinder, deren Start ins Leben nicht so einfach war.

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