Projekt im Pleisbachtal Neues Leben im Wanderstübchen in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Naturschützer wollen ein regionales Wiesen- und Weidenzentrum etablieren. In dem ehemaligen Ausflugslokal bei Birlinghoven sollen Ausstellungen präsentiert und ein Café eingerichtet werden.

 Im Einsatz am Wanderstübchen (v.l.): Andreas Czepuck, Iris Zumbusch, Achim Baumgartner und Heinrich Geerling.

Im Einsatz am Wanderstübchen (v.l.): Andreas Czepuck, Iris Zumbusch, Achim Baumgartner und Heinrich Geerling.

Foto: Hannah Schmitt

Es zieht wieder Leben ein ins Wanderstübchen im Pleisbachtal bei Birlinghoven. Dort sollen künftig wechselnde Ausstellungen und am Wochenende ein Cafébetrieb die Menschen anlocken. Im Juli 2017 hat die Kreisgruppe Rhein-Sieg des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) zusätzlich zur Halle weitere Teile des Gebäudes angemietet, seither läuft der Ausbau.

„Wir sind ganz gespannt, wie das anläuft“, erzählt Iris Zumbusch. Sie koordiniert – wie sie selbst sagt – als „Haus- und Hofdame“ die Arbeit im Wanderstübchen. „Ich habe mich einfach in das Gebäude verliebt und bin in dieser Rolle jetzt geblieben“, sagt Zumbusch, die dem BUND seit rund drei Jahren angehört.

Das Wanderstübchen ist damit ein zentraler Bestandteil des regionalen Wiesen- und Weidenzentrums, das die Kreisgruppe derzeit aufbaut. Das Ziel: artenreiche Weiden und Wiesen wieder herzustellen und erlebbar zu machen. Die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen fördert das Projekt mit 195 000 Euro. „Es ist der Versuch, sich dem Thema Grünland noch einmal zu widmen“, sagt Kreisgruppensprecher Achim Baumgartner. „Dieser Lebensraum ist gerade total unter die Räder gekommen.“ Heutzutage enthielten die Wiesen nur noch ganz wenige Arten und kaum noch Blühpflanzen. „Wir möchten das wieder ins Bewusstsein bringen“, so Baumgartner.

Café mit ehrenamtlichen Helfern

Dazu möchte der BUND sein Potenzial als landwirtschaftlicher Betrieb weiter ausbauen und die alten Kulturwiesen wieder sichtbar machen. Darüber hinaus startet im Mai eine Ausbildung zum Wiesen- und Weidenführer. Aber auch das Wanderstübchen solle als Betriebszentrum genutzt werden. „Es wäre schade, das nicht zu tun“, sagt der Kreisgruppensprecher. „Wir sind hier in einer glücklichen Lage mit der direkten Anbindung ans Grüne C und seiner Geschichte als Landgasthaus. Wir werden jetzt aber keine Gastronomen.“

Geplant ist ein Café, das von ehrenamtlichen Helfern betrieben wird und samstags und sonntags geöffnet sein könnte. Das Angebot solle überschaubar bleiben, sagt Zumbusch. „Wir wollen uns auf Kaffee und Waffeln spezialisieren.“ Die Zutaten sollen möglichst aus der Region und aus biologischem Anbau stammen. „Das ist auch ein bisschen eine Vorbildfunktion“, sagt sie. Der Standort sei ideal, es gebe eine hohe Fluktuation an Spaziergängern. „Die fragen schon immer, wann es wieder ein Angebot gibt.“ Dabei sollen vor allem Fußgänger und Radfahrer angesprochen werden. „Die Besucher sollen hier nicht mit dem Auto anreisen“, sagt Zumbusch.

Die Gäste sollen aber nicht nur draußen Kaffee und Waffeln genießen, sondern auch an das Thema Wiesen und Weiden herangeführt werden. Eine erste wetterfeste Ausstellung erarbeitet die Kreisgruppe dazu derzeit, die Banner sollen bis Anfang Mai fertig sein. Inhaltlich setzt sie sich laut Baumgartner mit den Unterschieden zwischen Wiesen und Weiden auseinander, betrachtet die Geschichte des Grünlands und auch die Agrarpolitik der Europäischen Union. Weitere Themenideen für Folgeausstellungen sind bereits vorhanden.

Startschuss mit Hoffest

„Im Moment stellen wir jeden Monat eine Wiesenblume vor“, sagt Baumgartner. „Daraus lässt sich auch gut eine Ausstellung kreieren.“ Inzwischen hat sich dafür am Wanderstübchen schon einiges getan: Ein neuer Zaun ziert den Eingang, die Räume sind neu gestrichen und im ehemaligen Gastraum stapelt sich kistenweise Geschirr. Alles Spenden etwa aus Haushaltsauflösungen, erzählt Zumbusch. „Die Sachen wiederzuverwerten hat ja auch was mit Nachhaltigkeit zu tun.“ Weiter nutzen können die Naturschützer auch einige Möbel, die schon der Vormieter im Wanderstübchen hatte. Ganz neu ist hingegen die Profi-Küche, die in den vergangenen Tagen geliefert wurde.

Der Startschuss soll mit einem Hoffest am Sonntag, 6, Mai, 13 bis 18 Uhr, fallen. Dort wird es unter anderem eine Igelstation und einen Infostand des BUND geben. Auch die Bücherstube Sankt Augustin wird sich präsentieren; sie hat laut Zumbusch Interesse an Kulturveranstaltungen im Wanderstübchen.

Wer ehrenamtlich am Wanderstübchen mitarbeiten möchte, kann sich bei Iris Zumbusch unter 0151/11609497 melden.

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