Kabarettist Volker Weininger in Sankt Augustin Nie unter der Gürtellinie, aber immer treffsicher

SANKT AUGUSTIN · Expertentum, Terrorismus, Demonstrationen: Kabarettist Volker Weininger gibt in Menden zu vielen Themen seinen Senf ab.

 Volker Weininger bei seinem Auftritt in Menden.

Volker Weininger bei seinem Auftritt in Menden.

Foto: Paul Kieras

Von allen Seiten prasselten die Meinungen auf die Menschen nieder - und weit und breit sei kein Rettungsschirm in Sicht, stellte Kabarettist Volker Weininger bei seinem Gastspiel in der Gaststätte "Zur Goldenen Ecke" gleich zu Beginn seines Programms "Euer Senf in meinem Leben" fest. Der Ortsausschusses Sankt Augustin-Menden hatte Weininger dorthin am am Pfingstsonntag eingeladen.

"Politiker, Experten, Eltern, Medien, Gesetze, Internet - Alle geben ihren Senf dazu", so seine Meinung. Früher habe es nur zwei Experten gegeben: Peter Scholl-Latour und die Zahnarztfrau aus der Perlweiß-Werbung mit ihrer "angeheirateten Fachkompetenz". Der sei es allerdings gelungen, "die Errungenschaften der Emanzipation in Sekunden vor die Wand zu fahren". Dieser Nonsens könne nur noch von einer Tankwartfrau übertroffen werden: "Ich als Tankwartfrau empfehle Sprit".

Die Welt ist nach Ansicht von Weininger voller Rätsel und viele Dinge ließen ihn ratlos zurück. Er versuchte, etwas Struktur ins

Meinungschaos zu bringen und gab zu allem, was ihm aufstößt, ordentlich seinen eigenen Senf dazu.

Und der war teilweise sehr scharf. Beispielsweise, als er die Berichterstattung zum Germanwings-Absturz anprangerte. Gegen die Berichterstattung quer durch alle Medien habe "Astro TV wie die Wiege der Naturwissenschaften gewirkt". Er würde gerne wissen, was jemanden zum Experten macht. Beim Fußball sei das noch nachvollziehbar, die meisten Fachleute hätten selbst gekickt.

Wie verhalte es sich aber beim Terror, stellte er die Frage in den Raum. Selbst "bei einer Sonnenfinsternis, dem GDL-Streik oder dem Berliner Flughafen" werde erst einmal über einen terroristischen Hintergrund spekuliert. Mit beißendem Spott überzog er alle Kenner, die "von nix eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung haben". Er geißelte die Waffenlieferungen Deutschlands an Katar und Saudi Arabien, die gegen Menschen eingesetzt würden, denen wir dann Decken und Medikamente als humanitäre Hilfe schickten.

Gleichzeitig bedauerte Weininger, der zwischenzeitlich in die Rolle seines zweiten "Ichs", des alkoholisierten Sitzungspräsidenten im Karneval, schlüpfte, dass die Menschen nicht mehr demonstrierten. "Auf die Straße gehen wir am Rosenmontag, beim Castor-Transport und gegen Stuttgart 21 - also immer nur dann, wenn der Zug kommt", lallte er und verwies darauf, dass es auch in seiner Karnevalsgesellschaft Experten gebe. So berichtete er von einem jungen Mann, der "sehr talentiert am Glas ist und schon den gesamten Elferrat ins Koma gesoffen hat".

Weininger kam bei seinem Auftritt in Menden vom Hölzchen aufs Stöckchen, mal brüllend komisch, mal mit dem Vorschlaghammer, nie unter der Gürtellinie, aber immer mit einer absoluten Treffsicherheit.

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