Austauschprogramm in Sankt Augustin Palästinensische Jugendliche zu Besuch in Birlinghoven

Sankt Augustin · Coronabedingt musste das Austauschprogramm des Sankt Augustiner Vereins Jugend-Inter-Kult ruhen. Eine Woche lang waren jetzt Jugendliche aus Bethlehem zu Besuch in Sankt Augustin. Bei einem Ausflug nach Köln erzählen sie von ihren Eindrücken.

 Eine Woche lang war eine Gruppe palästinensischer Jugendlicher zu Besuch in Sank Augustin.

Eine Woche lang war eine Gruppe palästinensischer Jugendlicher zu Besuch in Sank Augustin.

Foto: Hannah Esser

Bei 32 Grad und strahlendem Sonnenschein sitzt eine Gruppe Jugendlicher am Kölner Rheinufer und blickt zurück auf ihre Woche in Deutschland. Besonders überrascht seien sie von der Hitze, die sie an ihre Heimat Palästina erinnere, sagen sie. Sie seien davon ausgegangen, dass ihr Aufenthalt in Deutschland eher kühl und verregnet sein würde, und hatten daher definitiv die falschen Kleider in ihre Koffer gepackt. 15 Schülerinnen und Schüler aus Bethlehem waren diese Woche über das Austauschprogramm des Vereins Jugend-Inter-Kult zu Besuch in Sankt Augustin. Seit 2019 hatte es pandemiebedingt keinen solchen Austausch mehr gegeben, weshalb sie sich sehr darauf gefreut hätten, so die Jugendlichen.

Die Anreise habe sich allerdings schwierig gestaltet, da sie angesichts der politischen Lage in ihrer Heimat nicht über Israel einfliegen konnten. Ab den palästinensischen Gebieten ging es daher über Jordanien in die Türkei und erst von dort nach Köln. Vor allem erschöpft seien sie deswegen gewesen, als sie in Deutschland ankamen, erzählen die 17- bis 18-Jährigen. Der Blick auf das volle Programm für die Woche habe sie zunächst überfordert. Doch die vielen Highlights haben sie ihre Erschöpfung schnell vergessen lassen, vor allem der Besuch des Phantasialands in Brühl. Auch von den regelmäßigen Workshops am Berufskolleg in Opladen, an dem Vereinsgründer Gregor Schröder bis 2016 unterrichtet hat, schwärmte die Gruppe. Es seien in kürzester Zeit gute Freundschaften zu anderen Schülerinnen und Schülern entstanden und die kulturelle Vielfalt an der Schule habe sie begeistert. Was sie hingegen irritierte, war die Leidenschaft der Deutschen für Wasser mit Kohlensäure, gestehen die Jugendlichen. Sie freuten sich daher schon auf das in ihrer Heimat übliche stille Wasser.

Die Gruppe lebte für die Woche bei Gastfamilien in Birlinghoven. Ihre Vorstellung, abends noch ein wenig durch die Straßen zu ziehen und Partys zu feiern, sei durch die Unterkunft im kleinen, Sankt Augustiner Stadtteil zunächst getrübt worden. Allerdings habe sich schnell gezeigt, dass ihnen nach den ereignisreichen Tagen fürs Ausgehen ohnehin die Energie gefehlt hätte. Mit wenigen Ausnahmen haben sich die 17- bis 18-Jährigen bei ihren Gastfamilien sehr wohl gefühlt. Es sei jedoch wenig Zeit geblieben, die Familien näher kennenzulernen, räumen sie ein. Trotzdem sind die Palästinenser sich sicher, dass es den ein oder anderen tränenreichen Abschied geben wird. Dieser dürfte jedoch für ein paar von ihnen nur von kurzer Dauer sein. Sie haben das deutsche Abitur bestanden und streben nun ein Studium in Deutschland an.

Hoffen auf ein Leben in Frieden

Im Fokus der Woche und des Workshops stand das Thema Frieden. Eine Austauschschülerin erklärte, dass für sie die Geschichte der Berliner Mauer besonders interessant gewesen sei. Die ständige Konfrontation mit Mauern und Grenzen sei sie aus ihrer Heimat gewohnt. In Deutschland gebe es diese Grenzen nicht mehr. „Die Berliner Mauer ist gefallen und dann gab es Frieden. Und darauf hoffen wir als Palästinenser. Wir wollen einfach in Frieden leben.“ sagte sie abschließend. Der Verein, der sich für interkulturelle Verständigung, Gerechtigkeit und den Frieden einsetzt, hat dieses Jahr bereits einen Gegenbesuch in Israel und Palästina für Oktober geplant.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort