Chöre sollen ihr Repertoire anpassen Pfarrer verbieten Weihnachtslieder im Advent

SANKT AUGUSTIN · Weihnachten, das ist die Zeit der Geschenke, der Weihnachtsmärkte, der Weihnachtslieder. Doch genau genommen ist Weihnachten noch in weiter Ferne und zunächst einmal ist Advent - jene Zeit, in der sich Christen auf der ganzen Welt auf das Fest der Geburt Jesu Christi zu Weihnachten vorbereiten.

 Der Gemischte Chor "Eintracht" Hangelar hat am Sonntag ein Konzert in der Pfarrkirche Sankt Anna gegeben.

Der Gemischte Chor "Eintracht" Hangelar hat am Sonntag ein Konzert in der Pfarrkirche Sankt Anna gegeben.

Foto: Thomas Heinemann

Das große Fest und die besinnliche Vorbereitung auf das Fest, das sind zwei unterschiedliche Dinge, lernen derzeit Chöre und Gesangvereine in der Region: In so mancher Gemeinde soll der Pfarrer den Singenden aufgetragen haben, bei Konzerten in der Kirche zur Vorweihnachtszeit Lieder zum Advent, nicht aber Weihnachtslieder zu singen, teilten zwei Chöre aus Sankt Augustin und Troisdorf unabhängig von einander dieser Zeitung mit.

Heißt konkret: "Zu Bethlehem geboren" und "Alle Jahre wieder" seien bis Heilig Abend tabu, "Maria durch den Dornwald ging" und "Mach hoch die Tür" dagegen nicht. "Das stellt viele Chöre vor Herausforderungen in ihrem Repertoire", ist aus dem Umfeld der Chöre hinter vorgehaltener Hand zu hören.

Denn öffentlich monieren wolle das derzeit niemand, auch aus Sorge vor Nachteilen für die Chöre. "Das ist von Pfarrei zu Pfarrei ganz unterschiedlich, ob die Geistlichen vor Ort Weihnachtslieder im Advent tolerieren oder nicht. Aber wenn man hört, dass selbst im hohen Dom zu Köln bislang im Advents-Mitspielkonzert "Weihnachtsklassiker" gesungen und gespielt werden, wundert man sich natürlich", sagt ein Vertreter aus dem Umfeld der Chöre, der nicht genannt werden will.

Die meisten Chöre hätten sich damit arrangiert. Und, das betont Sankt Augustins Pfarrer Peter H. Emontzpohl auf Nachfrage ausdrücklich: "Da tun sich die Chöre noch etwas schwer, aber viele haben Verständnis."

Denn es gehe weniger darum, bestimmte Lieder strikt zu verbieten, als darum, den Advent nicht aus dem Auge zu verlieren und mit der Auswahl der Lieder ins Bewusstsein zu holen: "Wir haben das gesellschaftliche Phänomen, dass die Weihnachtszeit an Heilig Abend für viele endet, statt anzufangen." Dann nämlich seien Weihnachtsmärkte vorbei, Weihnachtsfeiern gefeiert, Weihnachtsgeschenke getauscht, Weihnachtskonzerte abgehalten, Weihnachten also "fast gelaufen".

"Dabei beginnt die Weihnachtszeit erst an Heilig Abend", erinnert Emontzpohl an die Ursprünge des christlichen Festes: "Wir versuchen daher, die Menschen die Zeit des Advents, der Vorbereitung und der Besinnung wieder bewusster wahrnehmen zu lassen. Das geschieht sehr langsam, aber man spürt allmählich die Veränderungen." So seien zunehmend Advents- statt Weihnachtsmärkte zu finden, Adventsfeiern und Konzerte mit "Liedern zum Advent" längst keine Seltenheit mehr.

Und so mancher Chor mache aus der Not eine Tugend, schallt es aus der Chorszene, mache bei Liedtexten dann aus "ist geboren" ein "wird geboren", aus "ist da" ein "kommt bald". Denn unterm Strich, sagt der Chorexperte, solle der Volksmund auch bei den adventlichen Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest recht behalten: Vorfreude ist die schönste Freude.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort