Kooperation mit Tier und Lime 300 E-Scooter erweitern ab Oktober das Mobilitätsangebot in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Mit 300 E-Rollern startet die Stadt Sankt Augustin ein Verleihsystem. Ihre Kooperation mit den Anbietern Lime und Tier knüpft sie über eine Sondernutzungserlaubnis aber an klare Bedingungen.

 Der Verleih von E-Rollern soll auch in Sankt Augustin starten.

Der Verleih von E-Rollern soll auch in Sankt Augustin starten.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Mit einem Pilotprojekt zum Verleih von E-Rollern wollen die Stadt Sankt Augustin und die beiden Anbieter „Tier“ und „Lime“ ab Oktober das Mobilitätsangebot im Stadtgebiet verbessern. Anders als in Nachbarkommunen, in denen die beiden und andere Anbieter bereits präsent sind, ist das Leihsystem an formale Bedingungen und Verpflichtungen für die Anbieter geknüpft. Zugute kam den Mobilitätsplanern der Stadt dabei ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster vom November 2020, wonach Städte den Anbietern eine Sondernutzungserlaubnis erteilen und diese an Bedingungen knüpfen können.

Insgesamt 300 Roller, je 150 pro Anbieter, werden in den kommenden Wochen im Stadtgebiet verteilt. Feste Abstellpunkte wie den RSVG-Mietfahrädern gibt es keine. Das Abstellen ist in den allermeisten Straßen der Wohn- und Gewerbegebiete möglich, nicht aber auf Feld- und Spazierwegen etwa im Pleistal, rund um den Flugplatz, der gesamten Siegaue oder der Grünen Mitte. Zusätzlich haben die Anbieter mit der Stadt Verbotszonen verfasst, in denen das Abstellen und Beenden der Rollermiete nicht möglich ist, bestätigt die Stadtverwaltung auf GA-Nachfrage.

Dass die Sondernutzungserlaubnis an gemeinsam erarbeitete Bedingungen geknüpft ist, mache das Pilotprojekt in seiner Art „in NRW und vielleicht auch in Deutschland einmalig“, erklärte der Technische Beigeordnete Rainer Gleß am Dienstagabend im Mobilitätsausschuss. Der stimmte dem Pilotprojekt mit großer Mehrheit zu. Je eine Gegenstimme gab es vom Aufbruch und aus Reihen der SPD, weil die Roller kein Beitrag zur Mobilitätswende seien und dafür mehr Probleme brächten. „Wir werden erleben, dass E-Mobilität auf vielfältigste Form im Stadtgebiet zu sehen sein wird“, warb Gleß um Zustimmung: „Bedenken, die bestehen, bekommen wir ausgeräumt. Es ist ein Pilotprojekt mit einjähriger Erprobungsphase.“

Durchwinken wollte die Politik das Pilotprojekt aber nicht. So erinnerte Grünen-Fraktionschef Martin Metz daran, dass Mietverleihanbieter „Bestandteil einer umweltfreundlichen Mobilitätskette“ sein sollten: „Wenn jemand sonst zu Fuß gegangen wäre und dann für 400 Meter einen Scooter nimmt, hat man nichts gewonnen, wie man bereits beim CarSharing beobachten kann, wo die Autos als Alternative für das ÖPNV-Angebot genutzt werden.“ Seinem Wunsch, die Pilotfrage mit regelmäßigen Zwischenberichten der Verwaltung zu beobachten, schloss sich auch Charlotte Echterhoff (SPD) an und sorgte sich um die Konkurrenz zu anderen nachhaltigen Angeboten: „Bei den RSVG-Bikes, die anders als die Roller feste Abstellplätze haben, was ein Nachteil ist, sind wir noch lange nicht bei den Nutzerzahlen in einem zufriedenstellenden Bereich.“

Falsch geparkte Roller werden eingesammelt

Auf Nachfrage von Bernhard Müller (CDU) bestätigte Peter Russ vom Anbieter TIER Mobility, dass Nutzer per App beim Verlassen des Geschäftsgebietes gewarnt und beim Parken außerhalb des Gebietes mit einer zusätzlichen Zahlung belastet werden. Falsch geparkte Roller sollen gemäß der Vereinbarung binnen 24 Stunden eingesammelt werden. Dazu sowie für Reparaturen in regionalen Werkstätten, für den Akkutausch nach spätestens 30 Kilometern oder den Austausch der Roller nach meist vier bis fünf Jahren setzen die Unternehmen Lieferwagen mit Elektroantrieb ein.

Bei den aus allen Fraktionen vorgetragenen Bedenken zum unsachgemäßen Gebrauch, missbräuchlicher Ausleihungen durch Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Fahren unter Alkoholeinfluss oder Sachbeschädigungen setzen Stadt und Anbieter auf die Verantwortung der Nutzerinnen und Nutzer. Ein Nachtfahrverbot, wie es die norwegische Stadt Oslo vor wenigen Tagen aufgrund der stark gestiegenen Unfallzahlen mit E-Scootern eingeführt hat, sei in Sankt Augustin nicht geplant, so die Stadt auf GA-Nachfrage: „Im Laufe des Pilotprojektes werden die Entwicklungen beobachtet und bei Bedarf entsprechend nachgesteuert.“

Eine gesonderte Prüfung, ob die Straßen und Wege für das Befahren durch die Leihroller mit ihren kleinen Rädern geeignet sind, ist nicht erfolgt, sagt Stadtsprecherin Carolin Trost: „Grundsätzlich werden die Straßen und Wege in Sankt Augustin in den gesetzlich vorgegebenen Intervallen regelmäßig begutachtet und bei Bedarf entsprechende Reparatur-Arbeiten veranlasst.“

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