Erinnerungsort gegen Rechtsextremismus Politik will eine Gedenkstätte für die NSU-Opfer in Sankt Augustin
Sankt Augustin · Der Hauptausschuss der Stadt Sankt Augustin hat beschlossen, dass ein Erinnerungsort gegen Rechtsextremismus geschaffen wird. Wie dieser aussehen soll, dazu gab es jede Menge Diskussionsbedarf bei den Politikern.
Die Stadt Sankt Augustin soll eine Gedenkstätte für Opfer von Rechtsextremismus schaffen. Das beschloss der Hauptausschuss in seiner jüngsten Sitzung, der damit einem Antrag des Integrationsrates folgte. Vorgestellt wurde das Projekt von Ulrich Bamberg, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Integrationsrates.
Er führte aus, dass Sankt Augustin eine weltoffene Stadt sei, die das friedliche und vielfältige Zusammenleben fordere. Deshalb habe der Integrationsrat beschlossen, dass eine Erinnerungsstätte für die Opfer des rechten Terrors entstehen soll: mit zehn Bäumen für die NSU-Opfer und einem Baum für alle weiteren Opfer des Rechtsextremismus. „Uns ist daran gelegen, dass der Haupt- und Finanzausschuss ein Zeichen setzt“, sagte Bamberg. Dieses Zeichen bekam er, denn der Ausschuss beschloss einstimmig, dass es in der Stadt einen Erinnerungsort geben soll.
Beirat zum Projekt „8sam“ soll mitentscheiden
Wie der am Ende aussieht, dazu gab es jede Menge Diskussionsbedarf. Der Ausschuss einigte sich schließlich darauf, den Beirat des Projektes „8sam“, das die Stadt mit dem Verein „Hotti“ initiiert hat, mit in den Entscheidungsprozess einzubeziehen und zu einem späteren Zeitpunkt über das endgültige Aussehen der Gedenkstätte zu entscheiden.
Der Integrationsrat hatte vorgeschlagen, in Anlehnung an die Kampagne des Landesintegrationsrates „10+1“ Bäume zu pflanzen. Möglich sei da vieles, formulierte es FDP-Fraktionsvorsitzende Stefanie Jung: „Wenn wir zum Beispiel diese Aufgabe in die Schulen geben, könnten am Ende 100 plus 1 Bäume entstehen und sie stünden beispielsweise breiter gestreut auf unterschiedlichen Schulhöfen.“ Auch Marc Knülle, SPD-Fraktionschef, konnte sich vieles vorstellen. „Der Grundsatzbeschluss ist richtig, man muss nach vorne schreiten“, sagte er.
Lob für das Projekt „8sam on the wall“
Die Integration in das Projekt „8sam“ sei sehr gut, sagte Knülle. Er nannte beispielhaft die von Schülern des Albert-Einstein-Gymnasiums bemalte Wand am Huma-Einkaufcenter, die als das Projekt „8sam on the wall“ bunt und weithin sichtbar für Toleranz und gegen Rassismus stehe. Noch weiter fassen wollte Georg Schell, CDU-Fraktionsvorsitzender, die Gedenkstätte. „Wessen wollen wir alles gedenken?“, fragte er. Es gebe nicht nur Rechtsextremismus sondern auch Linksextremismus oder Faschismus. „Wir sind schon sehr weit, dass wir uns gegen Extremismus jeglicher Art wenden, das sollte in dem Projekt mit aufgehen“, so Schell. Jutta Bergmann-Gries (SPD) bedankte sich für den Antrag des Integrationsrates. „Völkische Gedanken wollen wir nicht und die Würde des Menschen ist unantastbar“, formulierte sie.
Auch Martin Metz, Grünen-Fraktionschef, begrüßte das Projekt. Er führte aus, dass es bei Gedenkstätten bisher eher um die „Glorifizierung von Heldentaten der Soldaten“ gegangen sei. Das Gedenken an Opfer extremistischer Taten sei für das Selbstverständnis der Gesellschaft wichtig. „Gedenken ist Prävention“, sagte Metz. Nicht jeder rassistische Angriff sei jedoch ein rechtsextremistischer Angriff. „Hier müsste man viel ausformulieren, weil es ein sehr sensibles Thema ist“, so Metz. Wichtig sei, dass ein Erinnerungsort geschaffen werde. „Wie und wo das sein soll, daran sollten sich viele gesellschaftliche Akteure beteiligen.“
Wolfgang Köhler (Aufbruch) mahnte, dass dieses Thema nicht zum Verschiebebahnhof werde: „Den Vorschlag, das Projekt in das Projekt ,8sam’ zu integrieren, halte ich für bedenkenswert.“ Nach der Ausarbeitung müsse das Thema jedoch wieder zurück in die Entscheidungsgremien, so Köhler.