Trainieren für den Titel Pool-Billard-Club Hangelar fährt zur Europameisterschaft

Sankt Augustin · Vier Jugendspieler des 1. Pool-Billard-Clubs in Sankt Augustin-Hangelar fahren zur Europameisterschaft im niederländischen Veldhoven. Der Sieger nimmt an der Weltmeisterschaft teil.

Sie wissen, wie man Pool-Billard spielt und kämpfen bei der EM um den Titel : v.l. Kevin Schiller, Moritz Neuhausen, Maxi Neuhausen und Luca Menn.

Sie wissen, wie man Pool-Billard spielt und kämpfen bei der EM um den Titel : v.l. Kevin Schiller, Moritz Neuhausen, Maxi Neuhausen und Luca Menn.

Foto: Martina Welt

Es hat nichts zu tun mit verrauchten Nebenzimmern in Kneipen, in denen sich die Männer um einen Billard-Tisch versammeln. Was die Spieler und Spielerinnen des 1. Pool-Billard- Clubs (PBC) in Sankt Augustin trainieren, ist eine Kombination aus strategischem Denken und ausgefeilter Technik. Zum Erfolg gehört bei dieser Sportart aber noch mehr: „Gelassenheit, Ehrgeiz, Fleiß, Geduld, Mut und Entschlossenheit“, zählt der Trainer des PBC, Jürgen Wulf, beispielhaft auf. Auch Beharrlichkeit und sportliche Fitness sind wichtig, um Erfolge feiern zu können. Vier junge Spieler, die wissen, wie es geht, sind Maxi Neuhausen, ihr Bruder Moritz sowie Luca Menn und Kevin Schiller. Die vier Nachwuchsspieler werden Deutschland mit acht weiteren deutschen Jugend-Billard-Spielern bei der Europameisterschaft (EM) in den Niederlanden vom 19. bis zum 31. Juli in Veldhoven vertreten. Für die Sieger geht es dann weiter zur Weltmeisterschaft.

Routinier in der Gruppe ist Kevin Schiller (18), der seit neun Jahren trainiert. „Durch Zufall habe ich im Fernsehen ein Snooker-Spiel gesehen und war davon so fasziniert, dass ich es mir immer wieder anschaute“, berichtet er über den Beginn seiner Liebe zum Billard. Als ihm seine Eltern einen kleinen Billardtisch kauften, war es um ihn geschehen. Dreimal Europameister im Team und ein Mal im Einzel sowie Fünfter bei der Weltmeisterschaft, das sind die Erfolge, die er schon vorweisen kann.

Taktische Elemente

Auch Moritz Neuhausen zählt zu den Talenten im Augustiner Kader. Er ist 14 Jahre alt und fährt ebenfalls zur EM. Als er noch in Gummersbach wohnte, spielte Moritz auch Handball. „Sein Trainer wollte, dass er sich entscheidet, und er entschied sich für Billard“, sagt seine Mutter Nicoline Neuhausen. Luca faszinieren die taktischen Elemente im Spiel. „Im Voraus auch zu überlegen, wie man es dem Gegner schwermachen kann, ist immer wieder eine Herausforderung“, findet er. Aber auch die Tatsache, dass man viele tolle Leute beim Billard kennenlernt, ist für ihn ein wichtiger Aspekt, um dabei zu bleiben. Für Maxi (16) ist das Billardspielen noch eher Neuland. Sie ist erst seit zweieinhalb Jahren dabei und das zweite Mädchen im Verein.

Dass Billard immer noch von Männern dominiert und hauptsächlich von Insidern verfolgt wird, macht es der Sportart schwer, Sponsoren zu finden. Was der Jugendwart und Jugendtrainer Jürgen Wulf gerne ändern möchte. Er begegnete als 14-Jähriger seiner Leidenschaft am Tisch eher verbotener Weise und im „Untergrund“. „Ich weiß noch genau, wie mich meine Mutter an den Ohren aus der Bahnhofskneipe gezogen hat, als sie mich erwischte, wie ich mit einem amerikanischen Soldaten, der zu allem Überfluss auch noch ein Farbiger war, Billard spielte.“ Das Spiel fasziniert ihn bis heute, ebenso wie die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen.

Zuschauerinteresse vergrößern

Dass der Kölner Polizeibeamte im Hangelarer Billard-Center gelandet ist, sei eher Zufall gewesen. „Die beiden Betreiber Werner Grewatsch und Siegfried Hegde haben mich mit 19 gefragt, ob ich mitspielen möchte.“ Wulf blieb bis heute dabei und hat es geschafft, eine breite und erfolgreiche Basis im Club zu etablieren. „Bei mir dürfen die Kinder mitmachen, sobald sie über den Tisch gucken können“, sagt er lachend. „Wir hatten schon immer erfolgreiche Jugendliche, jetzt sind wir jedoch breiter aufgestellt, und die Bindung an den Verein ist gut“, sagt Wulf. So haben zwei der insgesamt neun Teams den Aufstieg in die erste beziehungsweise zweite Bundesliga geschafft.

In diese Richtung möchte Wulf weiterarbeiten. Schon jetzt lasse sich kein Jugendspieler mehr von anderen Sankt Augustiner Clubs weglocken, berichtet er stolz. Schön wäre es, wenn das Zuschauerinteresse größer wäre. „Noch ist man unter sich, aber unsere Türen sind ganz weit offen“, freut sich der Trainer auf hoffentlich viele neue Spieler. Aktuell zählt der Verein, der 1988 gegründet wurde, rund 80 Mitglieder.

Wer gerne zum Billard-Training kommen möchte, kann immer dienstags ab 17 Uhr im Billard Center Hangelar, Kölnstraße 4, spielen. Der erste Monat ist gratis. Danach kostet die Vereinsmitgliedschaft 22 Euro monatlich, beinhaltet jedoch eine Flatrate für das Spielen.

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