Projekt „Zusammen in Mülldorf-Nord“ Quartiersmanager nimmt Arbeit in der Ankerstraße auf

Sankt Augustin · Diakonie, evangelische Kirchengemeinde und Stadt haben das Projekt „Zusammen in Mülldorf-Nord“ vorgestellt. Der Sozialarbeiter Nico Dreuw hat sein Quartier vor Ort in der Ankerstraße bezogen.

 Quartiers-Sozialarbeiter Nico Dreuw (l.) zusammen mit dem Ersten Beigeordneten Ali Dogan auf dem Spielplatz in der Ankerstraße.

Quartiers-Sozialarbeiter Nico Dreuw (l.) zusammen mit dem Ersten Beigeordneten Ali Dogan auf dem Spielplatz in der Ankerstraße.

Foto: Andrea Ziech

Kinder und Jugendliche stehen besonders im Fokus des Projekts „Zusammen in Mülldorf-Nord“. Um das Projekt und den Quartiersmanager Nico Dreuw vorzustellen, bitten Stadt, Diakonie und evangelische Kirchengemeinde direkt vor die Ankerstraße 19 – bundesweit bekannt geworden durch eine RTL2-Doku, die vor Ort für Empörung sorgte und in Sankt August schließlich die Diskussion um ein Quartiersmanagement beförderte.

Seit Anfang April ist nun Nico Dreuw vor Ort. Er versteht sich weniger als Helfer, sondern vielmehr als Ansprechpartner für jeden, der zu ihm kommt. „Die Menschen, die hier leben, sind die Experten für ihre eigene Lebenswelt“, beschreibt er seinen Ansatz. Die Situation zu analysieren, zu schauen, was die Menschen im Viertel brauchen, welche Unterstützung sie benötigen, ist deshalb seine erste Aufgabe.

Das zeigte schon erste Ergebnisse. So gehört zu seinem Angebot nun ein Wagen mit Spielgeräten für die Kinder der Ankerstraße. Das habe sich aus den ersten Kontakten ergeben, so Dreuw. Auch den Spielplatz direkt vor der Haustür hat er schon kritisch unter die Lupe genommen: „Der ist für größere Kinder – so ab acht Jahren – zu langweilig.“ „Das ist mehr, als wir erwartet haben“, betont Ali Dogan, Erster Beigeordneter der Stadt Sankt Augustin. Die Zeit bis zum Jahresende sei zunächst nur für die Bestandsaufnahme vorgesehen gewesen. Mitte Juni hat der Quartiermanager nun auch sein Büro bezogen, im Erdgeschoss der Ankerstraße 19, mit viel Platz für Begegnungen unter Corona-Bedingungen derzeit und für weitere Aktionen nach der Pandemie.

Kirchengemeinde steuert Eigenmittel bei

Bis zum Jahresende steht das Projekt finanziell auf sicheren Beinen. Zur Förderung aus europäischen Mitteln schießt die evangelische Kirchengemeinde Sankt Augustin Niederpleis und Mülldorf 10.000 Euro dazu. Das wolle sie nicht nur in diesem, sondern auch in den beiden darauffolgenden Jahren tun, stellt Pfarrer David Bongartz in Aussicht. „Wir wollen das Projekt mindestens drei Jahre begleiten“, sagt er.

Träger des Projekts ist die Diakonie an Rhein und Sieg, deren Geschäftsführer Patrick Ehmann es ebenfalls als besonderes Ziel des Quartiersmanagement sieht, Kinder und ihre Familien zu stärken. „Wir gehen davon aus, dass es hier einen hohen Bedarf gibt“, erläutert er.

Für die Stadt sagt Ali Dogan zu, dass es auch nach dem Jahresende weitergeht. „Für uns ist das ein guter Anschub“, sagt er, auch im Hinblick auf drei weitere Quartiere, für die sich die Stadt ein Quartiersmanagement wünscht: Das Viertel am Engelsgraben in Niederpleis und die Johannesstraße in Menden ebenso wie die Mittelstraße. Die Stadt allein hätte es in ihrer derzeitigen finanziellen Lage nicht gekonnt, räumt der Beigeordnete ein. Und er betont, wie wichtig es ist, dass dieses Projekt direkt vor Ort ist: „Hier muss jemand sein, den die Leute kennen und im Zweifel auch duzen können, jemand, der mit ihnen am Küchentisch sitzt.“

Siedlung aus den 1970er Jahren

Der Startschuss fällt in Mülldorf-Nord nicht nur wegen der zweifelhaften Fernseh-Prominenz des Quartiers. In den weithin sichtbaren Hochhäusern leben insgesamt 2200 Menschen, teilweise in beengten Verhältnissen. Darunter sind im Verhältnis zum gesamten Stadtgebiet besonders viele Kinder im Hartz-IV-Bezug, viele Menschen mit Migrationshintergrund und viele Menschen mit einem ausländischen Pass. Aber bei dem Projekt gehe es nicht allein um die Hochhaussiedlung in der Ankerstraße, warf Michaela Teigelmeister, Leiterin des Fachbereichs Offene Sozialarbeit in der Diakonie, ein: „Das Quartier ist mehr als nur die Ankerstraße und schließt die angrenzenden Wohngebiete mit ein.“

Die Hochhaussiedlung entstand in den 1970er Jahren auf einem Feld zwischen Mülldorf und Menden. Heute leben dort auch viele Menschen, die bereits mit der Fertigstellung der Häuser dort eingezogen sind. Die Notwendigkeit der Quartiersarbeit wurde in Sankt Augustin ebenfalls bereits vor längerer Zeit diskutiert: 2004 wurde die „Konferenz Ankerstraße“ einberufen und verschiedene Interessengruppen gegründet, die sich aber nach etwa vier Jahren wieder auflösten, als das Projekt an Zuspruch verlor.

Nico Dreuw wird nun den Neustart begleiten. Der beginnt in der nächsten Woche wie in vielen anderen Vierteln auch mit einem zweiwöchigen Ferienprogramm für die Kinder in der Ankerstraße. Ein offenes Angebot, wie er betont, „auch wenn Anmeldungen schön wären, schon weil die Kinder zwei Mal in der Woche getestet werden müssen“.

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