Kommunaler Aktionsplan Inklusion Quartiersmanager soll helfen

SANKT AUGUSTIN · Die Stadt Sankt Augustin arbeitet derzeit an einem Aktionsplan Inklusion. Damit sollen erste wichtige Schritte für mehr Barrierefreiheit in der Stadt eingeleitet werden. Dabei setzt die Stadtverwaltung auf ein bewährtes Verfahren, um die Bürger mit ins Boot zu holen - das Werkstattverfahren.

Wer nicht mehr so mobil ist, benötigt in vielen Lebensbereichen Unterstützung, besonders ältere Menschen.

Wer nicht mehr so mobil ist, benötigt in vielen Lebensbereichen Unterstützung, besonders ältere Menschen.

Foto: dpa

Zur dritten Bürgerwerkstatt hatten sich rund zwanzig interessierte Bürger eingefunden. Sie diskutierten über das Thema "Gesundheit und Pflege" und machten auch schon konkrete Verbesserungsvorschläge. So sollen ein Quartiersmanager etabliert und ein Wegweiser aufgelegt werden. Diese Vorschläge sollen nach Abschluss der Vorarbeiten nun in den kommunalen Aktionsplan einfließen.

Klar ist: Die Situation in Sankt Augustin ist vor dem Hintergrund des demografischen Faktors verbesserungswürdig - wie in vielen anderen Städten auch. Viele Betroffene kennen die Situation, wenn sie etwa nach einem Umzug einen neuen Arzt oder Therapeuten aufsuchen müssen. Welcher Arzt kennt sich mit meiner Erkrankung aus, wie ist die Praxisorganisation, stimmt die Chemie zwischen Patient und Arzt?

Behinderte Menschen oder deren Angehörige und Betreuer müssen sich bei der Auswahl ihres Arztes weitere Fragen stellen. Ist die Praxis barrierefrei erreichbar und ausgestattet, hat der Arzt Erfahrung im Umgang mit geistig behinderten Menschen, besteht die Möglichkeit eines Hausbesuchs?

Bei den Bürgern kam der Wunsch auf, Ärzte, Apotheken und weitere Pflegeeinrichtungen wie beispielsweise Physiotherapiepraxen über einen städtischen Wegweiser zu erfassen und mit allen notwendigen Angaben zu versehen.

Gleichzeitig wurde die Frage gestellt, wie Ärzte, Apotheker oder die Eigentümer von Immobilien motiviert werden können, bauliche oder organisatorische Veränderungen vorzunehmen. Positiv wurde angeführt, dass mittlerweile Neubauten weitgehend barrierefrei errichtet werden. Insgesamt stellten die Teilnehmer der medizinischen Versorgung in der Region, auch durch die Nähe zu den Uni-Kliniken Bonn, ein gutes Zeugnis aus.

Festgehalten wurde, dass Menschen oftmals zu früh aus dem Krankenhaus entlassen werden oder nicht ausreichend betreut werden. Gerade Menschen mit geistiger Behinderung oder Demenzerkrankung seien oft nicht in der Lage, dem Klinikalltag zu folgen oder Ihre Bedürfnisse zu kommunizieren. Ehrenamtliche Begleitung könne hier Defizite auffangen. Versorgungs- und Beratungsangebote sollten direkt in die Kliniken eingebunden, mit den ambulanten Pflegeeinrichtungen Hand in Hand gearbeitet werden, damit keine Versorgungslücke entstehe.

Im Blick auf die demografische Entwicklung und den Trend, dass immer mehr Menschen alleine leben, schlugen die Teilnehmer vor, eine Gemeindeschwester, neudeutsch einen Quartiersmanager, zu installieren. Der könnte als Ansprechpartner und Vermittler in vielen Situationen helfen. Sozialdezernent Marcus Lübken sagte, man müsse in diesem Prozess ehrlich miteinander umgehen. "Dazu gehört auch, Kosten abzuschätzen und Prioritäten zu setzen." Dieses müsse bei der Erstellung des Aktionsplanes berücksichtigt werden. "Er soll am Ende ja auch auch umsetzbar sein", so Lübken.

Wer Fragen zu häuslicher Pflege, betreutem Wohnen, persönlichen Vorsorgemöglichkeiten, Selbsthilfegruppen und ähnlichen Themen in Sankt Augustin hat, kann sich unter der Telefonnummer 02241/243444 oder per E-Mail an walter.schilling@sankt-augustin.de wenden.

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