54. Band der Sankt Augustiner „Beiträge zur Stadtgeschichte“ Rabauken, Räuber und die Preußen

SANKT AUGUSTIN · Über seine Kindheitserinnerungen an die 1940er und 1950er Jahre auf dem Schmerbroich berichtet Wolfgang Köhler in der 54. Ausgabe der Schriftenreihe „Beiträge zur Stadtgeschichte“ mit dem Titel „Spurenlesen, Steiferhof und Schanditz“, die Stadtarchivar Michael Korn in der Stadtbibliothek vorstellte.

 Ein Stück Schmerbroich: Das alte Pleistalwerk.

Ein Stück Schmerbroich: Das alte Pleistalwerk.

Foto: Holger Arndt

In der 54. Ausgabe der Reihe aufgenommen sind zudem zwei weitere Aufsätze von Michael Werling sowie ein Beitrag von Franca Victoria Schankweiler.

Köhler, der seit seiner Geburt vor über 70 Jahren auf dem Schmerbroich wohnt, erzählt von seiner Kinder- und Jugendzeit, von den Schmerbroicher Familien, den kleinen landwirtschaftlichen Betrieben, der benachbarten Gaststätte und der großen Baumschule. Außerdem von typischen Kinderspielen, für die er und Nachbarskinder damals unter anderem auf der Pleistalstraße, beim Pleistalwerk oder an der nahen Tongrube ideale Plätze fanden, wo aber „zum Teil tödliche Gefahren lauerten, aber in Wirklichkeit – aus Kindersicht – überall Abenteuer lockten“, wie der Autor schreibt. Sehr beliebt bei den Pänz war damals, in die Rollen von „Räuber un Schanditz“ (Gendarm) zu schlüpfen.

Michael Werling thematisiert in seinen Ausführungen „Josephine (Finchen) Loewenich und die Denkmalpflege – Untersuchungen zu einer Kreuzstele auf dem Mülldorfer Friedhof.“ Diese Stele zeigt die erste Bestattung an, die auf dem Friedhof erfolgte, und zwar die von Finchen Loewenich. Das Mädchen starb 1922 im Alter von nur 18 Jahren infolge eines nicht erkannten Blinddarmdurchbruchs. Werlings Ausführungen resultieren aus Recherchen im Rahmen der Erarbeitung eines Denkmalpflegeplans der Stadt.

In seinem zweiten Beitrag unter dem Titel „Wir werden weniger, älter und bunter“ zeigt Werling, Professor an der Fakultät für Architektur der TH Köln, Möglichkeiten auf, wie ein Mehrgenerationen-Wohnquartier auf dem Gelände des Steiferhofs in Buisdorf aussehen könnte. Zunächst beschäftigt er sich mit der wechselvollen Geschichte des Steiferhofs seit dem 11. Jahrhundert und stellt dann einen der von seinen Studenten erstellten Entwürfe ausführlich vor. Der vierte Aufsatz stammt von Franca Victoria Schankweiler. Ihr Thema: „Die Jugendkompanien der Bürgermeisterei Menden in den Jahren 1914-1918 – Zur militärischen Vorbereitung der Jugend im Siegkreis“.

Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden heranwachsende männliche Jugendliche ab dem vollendeten 16. Lebensjahr auf „militärische Hilfs- und Arbeitsdienste“, zum Beispiel als Erntearbeiter sowie den späteren Dienst im Heer und der Marine vorbereitet. Die Autorin schildert die allgemeine Organisation in Preußen bis zur Auflösung nach Kriegsende und die spezielle Situation in der Bürgermeisterei Menden, wo es vier Jugendkompanien mit teils über 320 Jugendlichen gab.

Der Band 54 der „Beiträge zur Stadtgeschichte “ unter dem Titel „Spurenlesen, Steiferhof und Schanditz“ kostet sechs Euro und ist im Buchhandel sowie im Stadtarchiv unter 0 22 41/24 35 08 zu bekommen.

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