Fall aus Sankt Augustin vor Bonner Schwurgericht Rentner gesteht, Ehefrau mit Seil erdrosselt zu haben

Bonn/Sankt Augustin · Ein Streit unter langjährigen Eheleuten eskalierte im Mai dieses Jahres. Der Ehemann, ein 67-jähriger Rentner aus Sankt Augustin, soll seine Frau mit einem Nylonseil erdrosselt haben. Seit Donnerstag steht der Mann vor dem Bonner Schwurgericht.

 Der Angeklagte soll seine Frau erdrosselt haben.

Der Angeklagte soll seine Frau erdrosselt haben.

Foto: Peter Kölschbach

Mit einem besonders dramatischen Fall muss sich seit Donnerstagmorgen die 4. Große Strafkammer am Bonner Landgericht auseinandersetzen: Einem 67-jährigen Rentner aus Sankt Augustin wird zur Last gelegt, in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai dieses Jahres seine Ehefrau unter der Dusche erdrosselt zu haben. Der Angeklagte muss sich wegen Totschlags vor dem Schwurgericht verantworten.

„Eine ganz offene Frage: Haben Sie Ihre Frau getötet?“, wollte der Vorsitzende Richter Klaus Reinhoff von dem Mann wissen. Der in einem Rollstuhl sitzende und sichtlich abgemagerte Rentner hatte sich bis dahin wortkarg gezeigt und auf Fragen nach seinem Vorleben nur die allernötigsten Auskünfte gegeben. Und auch auf diese zentrale Frage antwortete der Mann nur mit einem schlichten „ja“. „Mit besagtem Seil?“, lautete die nächste Frage des Richters. „Ja“, antwortete der Angeklagte. 

Lebenskrise durch Lockdown

Ähnlich knapp wie die Antworten des Angeklagten hatte sich zu Prozessbeginn die Verlesung der Anklage gestaltet: Dem 67-Jährigen wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, nach einem Streit mit seiner langjährigen Ehefrau in die Garage gegangen zu sein, ein gelbes Nylonseil mit einem Querschnitt von einem Zentimeter geholt zu haben und, wieder zurück im Haus, die Frau damit erdrosselt zu haben.

Intensives Nachhaken des Vorsitzenden und die Zeugenaussage eines Freundes, dem sich das Paar wohl vor der Tat anvertraut hatte und der am Morgen nach der Tat als erster zum Haus kam, brachten dann mehr Licht in den Fall. Offenbar war der Mann wegen des Corona-Lockdowns in eine tiefe Krise gestürzt: Bis März hatte der Diplom-Ingenieur noch ständig Aufträge von seinem früheren Arbeitgeber erhalten, nun saß er nach eigenem Bekunden nur noch auf der Terrasse herum. Außerdem plagten ihn plötzlich vermehrt gesundheitliche Probleme. Konkret soll er gefürchtet haben, als Folge einer langjährigen Diabetes zu erblinden.

Auswandererpläne lehnte die Frau ab

Möglicherweise aus Frust hatte er sich erst wenige Tage vor der Tat sogar einen brandneuen Porsche geleistet. Der Kauf verschaffte ihm aber offenbar nicht die erwünschte Besserung seiner Gefühlslage und so regte er gegenüber seiner Frau an, Haus und Hof zu verkaufen und gemeinsam zum Beispiel in das südfranzösische Cannes überzusiedeln.

Der Frau gefiel dieser Vorschlag überhaupt nicht und so geriet das Paar in einen heftigen Streit, an dessen Ende offenbar die Gewalttat stand. „Sie hat mich beleidigt“, gab der Angeklagte knapp als Begründung seiner Tat an.

Der von seinem Umfeld als äußerst ruhig, kontrolliert und pflichtbewusst wahrgenommene Mann zeigte sich möglicherweise vor Gericht so schweigsam, weil er sich mit extremen Schuldgefühlen quält. „Ich habe meine Frau sehr geliebt, ich liebe sie noch immer“, so seine emotionale Aussage vor Gericht. Offenbar hat er in der Untersuchungshaft mehrfach versucht, sich das Leben zu nehmen.

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