Robocup-Junior-Turnier Roboter kicken um den Sieg

Sankt Augustin · Sie stellen die Bergung von Verletzten nach und treten im Tischfussball gegeneinander an. Beim Robocup-Junior-Turnier der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg schickten Schülerinnen und Schüler selbstkonstruierte Roboter ins Rennen. Ihr Ziel: die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft.

Jede einzelne Aktion des Roboters verfolgen die Juroren (hinten) ganz genau beim Robocup-Junior-Turnier.

Jede einzelne Aktion des Roboters verfolgen die Juroren (hinten) ganz genau beim Robocup-Junior-Turnier.

Foto: Paul Kieras

Wenn die kleinen Roboter aktiviert sind, dürfen ihre Erbauer nicht mehr eingreifen. Ab jetzt können sie nur noch hoffen, dass ihre Konstruktionen die Aufgaben meistern, die ihnen gestellt wurden. Denn nicht nur die Teilnehmer beobachten ihre Roboter genau – ebenso kritisch waren auch die Juroren beim diesjährigen Robocup-Junior-Turnier in der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS). Rund 100 Teilnehmer in insgesamt 26 Teams gingen am Samstag in Sankt Augustin an den Start.

Ihr Ziel: das Finale der Deutschen Robocup-Junior-Meisterschaft im April 2023 in den Messehallen Kassel. Im Wettbewerb traten zum einen Fünftklässler gegeneinander an. Ihre fahrbaren Roboter waren aus Legosteinen gebaut. Oberstufenschülerinnen und -schüler brachten fortgeschrittene Konstruktionen aus unterschiedlichen Materialien mit.

Verantwortlich für die Organisation war in diesem Jahr zum ersten Mal Irene Rothe. „Mit dem Wettbewerb sollen Kinder und Jugendliche für die Robotic begeistert werden, denn der Robotic gehört die Zukunft“, sagte Rothe, die Informatikprofessorin an der H-BRS ist. Ihr geht es außerdem darum, die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), auf denen die Robotic beruhe, schon für Schülerinnen und Schüler attraktiver zu machen.

Hauptsache, sie funktionieren

In verschiedenen Kategorien wie „Rescue Line“, „Rescue Maze“ und „Soccer“ konnten Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren zeigen, was ihre Erfindungen leisten. „Wie die Roboter konstruiert sind, spielt bei der Bewertung keine Rolle, Hauptsache sie funktionieren und erfüllen die internationalen Kriterien“, erläuterte Rothe. Die Aufgaben, denen sie stellen mussten, waren vielfältig und anspruchsvoll. So musste sich der Roboter beispielsweise in der Kategorie „Rescue Maze“ in einem Labyrinth zurechtfinden. Gleichzeitig galt es für ihn, Wärmepunkte aufzuspüren, Buchstaben und Farben zu erkennen und Hindernisse zu überwinden.

Bei der „Rescue Line“ entsprachen die Aufgaben denen, die auch Roboter bewältigen müssen, die bei der Bergung von Opfern eingesetzt werden. So musste der Roboter autonom eine Linie verfolgen, Hindernisse umfahren und am Ende einen Verletzten finden und bergen. In dieser Disziplin ist der Parcours mit einer schwarzen Linie markiert, die über mehrere auf- und absteigende Rampen führt. Hindernisse zwingen den Roboter dabei, den Parcours zu verlassen und auch wiederzufinden.

Die Einsteigerliga „Rescue Line Entry“ richtete sich an Schülerinnen und Schüler bis zu einem Alter von 14 Jahren. Die Aufgaben und Regeln ähneln denen der „Rescue Line“, wurden aber an einigen Stellen vereinfacht, um auch jüngeren Schülerinnen und Schülern einen leichteren Einstieg in den Robocup Junior zu ermöglichen.

Spannend ging es auch beim Soccer zu, bei dem die Roboter der verschiedenen Teams Tischfußball gegeneinander spielten. An diesem Wettbewerb nahmen auch der 17-jährige Till und seine Mitschüler Christian und Alexander, beide 18 Jahre alt, teil. Die Schüler aus dem Jahrgang 12 am Albert-Einstein-Gymnasium in Sankt Augustin (AEG) gingen gelassen in den Wettbewerb, von Anspannung gab es bei ihnen keine Spur. „Da wir bei der Rescue Maze in der schwersten Gruppe antreten, bei der nur wenige Teams bundesweit mitmachen, sind wir automatisch für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert“, sagt Christian.

Die Robotic-AG am Albert-Einstein-Gymnasium

Ihn hat „das technische Interesse an Robotern, die sich autonom bewegen“ zur Beschäftigung mit der Konstruktion eigener Roboter und auch zur Teilnahme an Wettbewerben gebracht. Der zehnjährige Johannes, ebenfalls Schüler am AEG, hofft, dass sein Lego-Roboter es ebenfalls problemlos durch das Labyrinth schafft und er die Chance bekommt, sich in seiner Altersklasse zu qualifizieren. Allerdings musste sein Roboter „nur“ rote Kreuze erkennen, die für Opfer stehen, die geborgen werden müssen.

Alle Jungs besuchen die Robotic-AG bei Lehrerin Ilse Schmitz, die älteren bereits seit der sechsten Klasse, Johannes beschäftigt sich schon seit der vierten Grundschulklasse damit. „Ungefähr ein halbes Jahr Arbeit steckt in den Konstruktionen, die bauen aber auf Vorgängermodelle auf“, erklärt die Pädagogin, die 14 Schüler in sechs Teams betreut. Ihre Robotic-AG findet außerhalb der regulären Unterrichtszeit statt und wird unter anderem durch Spenden und Gelder des Fördervereins der Schule finanziert.

Die drei Zwölftklässler können sich gut vorstellen, ihr Hobby später auch einmal zum Beruf zu machen und ein entsprechendes Studium zu absolvieren. Johannes hat da noch keine klare Vorstellung. „Vielleicht“ lautet die knappe Antwort. Neben dem AEG waren noch weitere Teams aus dem Rhein-Sieg-Kreis am Start: Schüler des Troisdorfer Heinrich-Böll-Gymnasiums und der CJD Christophorusschule Königswinter nahmen teil. AEG- und CJD-Teams gehören zu den Gewinnern und haben sich für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Weitere Gewinner kommen aus Wippperfürth und Haan, Sieger in zwei Kategorien war die Berthold-Brecht-Gesamtschule in Bonn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort