Besuch auf der Baustelle RSAG baut Biogasanlage in Sankt Augustin

Sankt Augustin · Vor einem Jahr hat die RSAG damit begonnen, in Niederpleis eine neue Kompostierungs- und Vergärungsanlage zu bauen. Mit ihr will sie künftig rund 1300 Haushalte mit Energie versorgen. Wie das geht, erklären Fachleute bei einem Baustellenrundgang.

 Wie die neue Kompostierungs- und Vergärungsanlage, die die RSAG momentan in Niederpleis baut, funktioniert, erklären Dirk Riedel (v.l.), Alexandra Falke, Meinolf Hein und Joachim Schölzel.

Wie die neue Kompostierungs- und Vergärungsanlage, die die RSAG momentan in Niederpleis baut, funktioniert, erklären Dirk Riedel (v.l.), Alexandra Falke, Meinolf Hein und Joachim Schölzel.

Foto: Ingo Eisner

Dass die Entsorgung von Abfall auch ein wichtiger Beitrag zur Entschärfung der Energiekrise und gegen den Klimawandel sein kann, will künftig die Rhein-Sieg-Abfallgesellschaft (RSAG) AöR unter Beweis stellen. Seit einem Jahr lässt die RSAG an ihrem Standort in Sankt Augustin-Niederpleis auf einem rund 10.000 Quadratmeter großen Areal eine neue Kompostierungs- und Vergärungsanlage bauen. Mit der Biogasanlage lässt sich Methangas gewinnen, das nach einer Aufbereitung wie Erdgas genutzt werden kann. „Damit können dann insgesamt 1300 Haushalte mit Gas versorgt werden“, sagte RSAG-Prokurist Dirk Riedel am Dienstag bei einem Baustellenrundgang. Das sei vergleichbar mit dem Sankt Augustiner Stadtteil Buisdorf.

„Das ist unser größtes Bauprojekt in den vergangenen zehn Jahren. Hier entsteht eine der modernsten Anlagen in Deutschland“, sagte RSAG-Sprecher Joachim Schölzel und freute sich, wie schnell alles vorangeht. „Die Gebäude der Kompostierung, der Vergärung und des Biodampfkessels sowie die großen Lagerhallen sind im Rohbau fast fertig und auch die Maschinen sind zu großen Teilen bereits da“, sagte Schölzel. 36 Millionen Euro investiert das Abfallentsorgungsunternehmen in das Projekt, für das bereits 2018 die ersten Ideen entwickelt wurden. „Vom Bund erhalten wir Fördermittel in Höhe von fünf Millionen Euro, die vom Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bewilligt wurden“, sagte Riedel.

Mit der neuen Anlage setzt die RSAG ein neuartiges Verfahrenskonzept um. 60.000 Tonnen Bioabfall und 18.000 Tonnen Grünschnitt, die jährlich angeliefert werden, verarbeitet sie zu frischem und hochwertigem Kompost, der später als organischer Dünger und Bodenhilfsstoff genutzt werden kann. Zudem lässt sich aus dem angelieferten Material Biogas herstellen. Pro Jahr werden dabei 22,8 Millionen Kilowattstunden Energie erzeugt. Das entspricht laut Riedel rund 2,3 Millionen Kubikmeter Biomethan. „Mit der beim Prozess gewonnenen Wärme lässt sich zudem das Sozialgebäude beheizen, und ein Teil kann sogar in das Nahwärmenetz abgegeben werden“, sagte Schölzel.

Viel Bioabfall im Rhein-Sieg-Kreis

Mehr als ein Drittel des eingesammelten Abfalls im Kreisgebiet kommt mittlerweile laut RSAG aus der Biotonne. Nach der Anlieferung bei der Deponie wird der Abfall zunächst zerkleinert und gesiebt. „Über eine Hallenlüftung und Luftschleieranlagen wird gewährleistet, dass keine Emissionen wie Staub und Geruch ins Freie gelangen“, sagte RSAG-Ingenieurin und Projektleiterin Alexandra Falke. In einem Fermenter wird laut Falke anschließend das energiereiche Material über verschiedene Stufen mihilfe von spezialisierten Mikroorganismen und unter Ausschluss von Sauerstoff in einen Gärrest und Biogas umgewandelt, das dann an einen Biogasspeicher geleitet wird. Bei einer anschließenden Reinigung werden ungeeignete Bestandteile aus dem Biomethan entfernt. Mittels Aminwäsche wird schließlich der Methananteil des Gases erhöht, um eine Einspeisung in das öffentliche Erdgasnetz zu ermöglichen. Der entwässerte Gärrest wird zusammen mit dem beim Siebvorgang übrig gebliebenen Bioabfall innerhalb von drei Wochen kompostiert.

„Mit dieser neuen Anlage leisten wir auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz, denn es lassen sich 4582 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen“, sagte Schölzel, der sich freut, dass trotz der schwierigen Bedingungen auf den internationalen Handelsmärkten sowohl bei den Gesamtkosten als auch beim Zeitfenster alles nach Plan läuft. „Im Januar werden wir einen Probelauf starten und ab Sommer 2023 wird die Anlage in Betrieb sein“, versprach Falke.

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