Forum Vocale aus Sankt Augustin Sänger bringen Enthusiasmus und Idealismus mit

Sankt Augustin · Vor zehn Jahren startete Georg Bours, damals Musiklehrer am Rhein-Sieg-Gymnasium, das Forum Vocale Sankt Augustin. Inzwischen kommen die Sängerinnen und Sänger aus dem ganzen Rhein-Sieg-Kreis zusammen. Einige ehemalige Kollegen sind aber bis heute dabei.

 Der Leiter des Forum Vocale Rhein-Sieg, Georg Bours, am Flügel.

Der Leiter des Forum Vocale Rhein-Sieg, Georg Bours, am Flügel.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Gut zehn Jahre ist es nun her, dass Georg Bours das Forum Vocale Sankt Augustin gemeinsam mit einigen Sängerinnen und Sängern aus der Taufe hob. Zehn Jahre, in denen der Chor nicht nur an Quantität, sondern auch an Qualität gewachsen ist. Der ehemalige Lehrer am Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin gründete dort bereits im Jahr 2001 den Kammerchor am Rhein-Sieg-Gymnasium.

Aber auch das war nicht Bours erster Chor. Den gründete er bereits mit 22 Jahren. 1981 rief der Chorleiter, der Schulmusik und katholische Theologie studierte, das Forum Vocale Köln ins Leben. Während seine Freunde Dire Straits, Queen oder Supertramp hörten, interessierte er sich für die stilistische und klangliche Bandbreite der alten Musik. Sein ehemaliger Lehrer, Professor Johannes Hömberg aus Köln ermutigte ihn dazu.

Aber auch andere musikalische Bereiche sind ihm nicht fremd: „In meiner Freizeit höre ich auch Jazz und französische Chansons“, sagt der gebürtige Niederrheiner. Den Hang zum Dirigieren hatte er schon als Kind. „Meine Eltern haben mich schon früh zu Konzerten in die Viersener Festhalle mitgenommen“, erzählt er. „Der Dirigent hat mich immer am meisten fasziniert.“

Hohe Anforderungen an die Chormitglieder

Ein Jahr nach seiner Gründung sang das Forum Vocale Sankt Augustin, das sich später in Forum Vocale Rhein-Sieg umbenannte, sein erstes Programm. Der Schwerpunkt des Chors liegt auf der geistlichen und weltlichen Musik des frühen 16. bis hin zum 20. Jahrhundert.

„Es gehört viel Enthusiasmus und Idealismus dazu, sich unserem Chor anzuschließen. Und es ist nicht leicht, gute Sängerinnen und Sänger – das Verhältnis ist bei uns sehr ausgewogen – zu gewinnen. Man muss gut arbeiten, Ziele haben und Angebote machen.“ Die Anforderungen an die Sängerinnen und Sänger sind hoch. Disziplin und Eigenverantwortung gehören ebenso dazu wie mentale Stärke. „Sie müssen sich durchbeißen können“, sagt Bours.

So beginnt für die einzelnen Mitglieder die Vorbereitung auf die Konzerte, die am Ende der Projekte stehen, bereits zu Hause. Sehr zeitig legt der Chorleiter Materialien, wie Noten und Midi-Dateien – auf deen sich die Melodie anhören lässt – in eine Dropbox gelegt. Im Anschluss steht die Ansingprobe auf dem Programm. Da wird bereits erwartet, dass alle die Stücke singen können. Die Wahl der Stücke ist wichtig, um die Chormitglieder und eventuell weitere gute Sängerinnen und Sänger für das Projekt zu motivieren. „Die Mischung muss stimmen. Bekannte und unbekannte Stücke müssen einen Kontrast bilden, an dem sich die Choristen, aber auch später das Auditorium erfreuen können.“

Bestes Beispiel dafür wird die frühbarocke Weihnachtsmusik sein, die zum Ende des Jahres in der Siegburger Abtei mit barocken Instrumenten gespielt werden wird. Hier kommen Spezialisten an historischen Instrumenten zum Einsatz, die aus der Region stammen und bereits vielfach mit internationalen Ensembles musiziert haben. Bours selbst gibt gelegentlich auch Gesangsunterricht, um die Sängerinnen und Sänger zu qualifizieren. „Ich freue mich dann über die Fortschritte. Tatsächlich geht es allmählich in den semiprofessionellen Bereich. Unser letztes Purcell-Programm hatte sehr hohes Niveau.“

Sänger bereiten sich gewissenhaft vor

Der Chor, der zwischenzeitlich von weniger als 20 auf rund 25 Mitglieder gewachsen ist, lebt von seiner steten qualitativen Steigerung. „Zwölf bis 15 bilden den Stamm, andere kommen und gehen. Wer nur Oratorien gesungen hat, tut sich mit einer Palestrina-Messe unheimlich schwer, daher die Fluktuation“, so der Chorleiter, der ergänzt: „Eine gute kammermusikalische Ausbildung ist wichtig, um mitsingen zu können.“ Er ist stolz auf seinen Chor: „Mittlerweile hat der Chor an Stabilität gewonnen, hat eine beachtliche Entwicklung gemacht.“ Er reflektiert jede Probe, schickt Korrekturtabellen an die Mitglieder und freut sich am Ende über jeden, der die notwendigen Schritte macht. Und er weiß: „Es braucht eine gewisse Distanz, um unpopuläre Entscheidungen treffen zu können“.

Zu den Sängern des Forum Vocale gehört Bernd Siegloch, Gründungsmitglied und ehemaliger stellvertretender Schulleiter des Rhein-Sieg-Gymnasiums. Auch er sieht die Entwicklung des Chors sehr positiv. „Der Chorleiter macht die Qualität aus, er gibt den richtigen Input. Hinzu kommt, dass wir neue Sänger mit hohem Niveau gewinnen konnten“, erklärt Siegloch, der zudem im Bonner Pop und Jazz-Chor Bonn Voice singt. Markus Goecke, der mit Siegloch gemeinsam das Programmheft erstellt, ist ebenfalls seit 2012 dabei und sang zuvor seit den 1990er Jahren im Forum Vocale Köln. Er bestätigt: „Die Qualitätssteigerung ist insgesamt beachtlich, wobei die Stammsänger die Zugpferde sind. Der Klang, die Flexibilität und die Bereitschaft, sich auf musikalische Herausforderungen einlassen, sind enorm. Der individuelle Vorbereitungsgrad ist bei uns sehr hoch, man könnte unsere Arbeit tatsächlich als semiprofessionell bezeichnen.“ Und Siegloch ergänzt: „Das Besondere am Forum Vocale Rhein-Sieg ist die Musikauswahl, die Mischung aus alter und neuer Musik und letztendlich die Qualität der Darbietung.“

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