Wohnpark Niederpleis 14 Wohnungen in Sankt Augustin seit Monaten ohne Heizung

Sankt Augustin · Im Wohnpark Niederpleis frieren Bewohner, weil einer von ihnen die Heizung nicht reparieren lässt. Trotz Gerichtsentscheid zieht sich die Sache.

 Nur mit einem elektrischen Heizlüfter und warmen Decken hält es Rosi Wiese in ihrer Wohnung im Wacholderweg aus.

Nur mit einem elektrischen Heizlüfter und warmen Decken hält es Rosi Wiese in ihrer Wohnung im Wacholderweg aus.

Foto: Thomas Heinemann

Rosi Wiese friert. In ihrer Wohnung ist es fast so kalt wie draußen, sagt die 72-Jährige. Weil ihre Heizung seit Monaten nicht funktioniert, verbringt sie viel Zeit im dicken Pullover unter der Decke. Sie liest, löst Kreuzworträtsel, schaut fern. Manchmal macht sie ihren kleinen elektrischen Heizofen an. „Mal für eine Stunde. Der kostet ja auch“, sagt die Rentnerin.

 So ein elektrisches Heizöfchen hat Werner Scherfer auch einem anderen Nachbarn geliehen. Erst so ist ihm aufgefallen: Insgesamt bleiben 14 Wohnungen im Wohnpark Niederpleis am Wacholderweg, die übereinander liegen, seit Monaten kalt. Der Grund: In einer Wohnung gebe es wohl seit Juni ein Leck, das repariert werden müsste.

Heißer Tee, damit es warm wird

Doch der Eigentümer lässt weder den Hausmeister noch die Handwerker in seine Wohnung. Im Sommer hat sich noch niemand darum gekümmert, doch im Herbst wurde es kalt. Im November war Rosi Wiese drei Wochen im Krankenhaus. Als sie nach Hause entlassen wurde, ging ihre Heizung nicht an. Seitdem friert sie. Ihren Vermieter hat sie in der ganzen Zeit nicht erreichen können.

Genau wie die Rentnerin sitzt auch Christoph Bauer in einer kalten Wohnung. „Das ist eine Katastrophe. Es ist arschkalt“, sagt der 42-jährige Altenpfleger. Er trinke viel heißen Tee, damit es warm wird. Und er hat sich eine mobile elektrische Heizung gekauft, aber seine 40-Quadratmeter-Wohnung kann er so nicht heizen. Sein Vermieter könne auch nichts machen, „dem sind die Hände gebunden“. Seine einzige Quelle für Neuigkeiten sei der Hausmeister. „Aber der weiß so viel oder wenig wie alle anderen.“

Der Grund: Streit mit dem Hausmeister

Scherfer selbst ist zwar nicht betroffen. „Aber mich ärgert das. Ich bin der Einzige, der sich darum kümmert.“ Er steht im Kontakt zu betroffenen Mietern, zur Hausverwaltung, zu deren Anwalt, zum Amtsgericht und zu einer Gerichtsvollzieherin. Er kann Aktenzeichen nennen und zitiert Versäumnisurteile vom vergangenen Oktober. Getan hat sich bislang wenig. Er verstehe nicht, warum sich die Sache so lange hinzieht.

„Das ist ein Unding, eine Schweinerei.“ Scherfer lebt selbst seit zehn Jahren im Wohnpark. Er habe auch mit dem Bewohner gesprochen, der die notwendige Reparatur verhindert. Es habe wohl Streit gegeben mit dem Hausmeister, weshalb er ihn nicht mehr hereinlassen will.

„Im Sommer brauche ich keine Heizung mehr“

Die Hausverwaltung Vauhage verweist auf Anfrage auf ihren Rechtsanwalt Wolfgang Berthold. Der erklärt, dass der Eigentümer laut Gerichtsentscheid die Sanierung dulden müsse. Dem sei er jedoch mehrfach nicht nachgekommen. Es habe deshalb sogar ein Zwangsgeld gegeben, das er laut Berthold noch nicht bezahlt habe. Jetzt hat der Rechtsanwalt beim Amtsgericht Siegburg beantragt, dass die zuständige Gerichtsvollzieherin die Wohnung betreten darf.

Am Donnerstag habe er die Rück­meldung vom Gericht erhalten, dass dem Eigentümer eine Frist von drei Tagen zur Stellungnahme gesetzt wurde. „Bislang rührt er sich nicht.“ In der kommenden Woche werde wohl die Ermächtigung für die Gerichtsvollzieherin ausgesprochen. Wie lange es dann dauert, bis sie sich, wahrscheinlich mit einem Schlüsseldienst, mit den Handwerkern Zugang zur Wohnung verschaffen kann, kann der Rechtsanwalt nicht abschätzen.

So lange werden die Bewohner der Wohnungen wohl noch warten müssen. Rosi Wiese möchte nicht noch länger frieren. „Im Sommer brauche ich keine Heizung mehr.“

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