"Zwischen Arbeit und Ruhestand" Sankt Augustin gründet eine Zwar-Gruppe
Sankt Augustin · Im Sankt Augustiner Rathaus fand am Dienstagabend ein Gründertreffen statt, dass dazu dienen soll ein stabiles Netzwerk zu schaffen. Zur Gründung hatte die katholische Kirche und der Charitasverband Rhein-Sieg eingeladen.
Gut besetzt waren die Stuhlreihen im Sankt Augustiner Ratssaal am Dienstagabend beim Zwar-Gründungstreffen. Zwar steht für „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ und soll anregen, ein stabiles Netzwerk zu schaffen. Formalitäten gab es kaum, denn die soll es bei dem Netzwerk, zu dessen Gründung die Stadt, die katholische Kirchengemeinde und der Caritasverband Rhein-Sieg eingeladen hatten, auch nicht geben. Von rund 22 000 Mülldorfern und Niederpleisern seien 3000 zwischen 55 und 65 Jahren, informierte der städtische Beigeordnete Ali Dogan in Vertretung des Bürgermeisters als Schirmherr der Zwar-Gruppe. Rund 100 Menschen waren der Einladung zum Informationsabend gefolgt.
„Alt werden und jung bleiben“ – das funktioniere im Netzwerk und mit den unterschiedlichsten Projekten, begrüßte Dogan die Neugierigen. Er wünsche sich, dass das Netzwerk dauerhaft sei und „dass Sie möglichst viele Kontakte knüpfen“.
Wie das geht, das weiß Claudia Gabriel vom Caritasverband Rhein-Sieg, die bereits vier Netzwerke aufgebaut hat und auch die Sankt Augustiner Zwar-Gruppe ein Jahr lang professionell begleiten wird. „Es begeistert mich, wenn Menschen, die sich vorher nicht kannten, Gemeinsamkeiten feststellen“, motivierte sie die staunenden Zuhörer, dem Netzwerk treu zu bleiben. Die Idee dahinter sei, die Nachbarschaft zu stärken.
Oftmals begegneten sich Menschen in der Zwar-Gruppe, die nur wenige Straßen auseinander wohnten. „Da gibt es dann jemanden, der auch mal den Hund ausführt oder die Blumen gießt.“ Gabriel betonte: „Mitmachen können alle, die sich von dem Konzept angesprochen fühlen.“ Auch jüngere oder ältere Menschen seien willkommen. Natürlich gebe es auch Reibungen, Konflikte und Unterschiede. Aber daran könne man wachsen, so die Caritas-Fachfrau. Sie wolle unterstützen, damit alle, die mitmachen, auch ein gutes Miteinander finden. „Es passiert das, was Sie wollen. Nichts ist vorgegeben“, betonte sie.
Ideen zu möglichen Projekten waren zahlreich
Unterstützt wird Gabriel von Paul Stanjek von der Zwar-Zentralstelle NRW in Dortmund. „Sie können jeden mitbringen, der Lust auf gemeinsames Tun hat“, verwies auch er auf die offenen Angebote für Jedermann. Das Prinzip hinter Zwar sei die Selbstorganisation.
„Es gibt keine Wahlen, keinen Chef, keine Mitgliedsbeiträge und keine Tagesordnung“, sagte Stanjek. Im Vordergrund stünden die Kontakte, die über das Tun geknüpft werden. „Es sollen Gruppen entstehen, die sich näherkommen und ein stabiles, langlebiges Netzwerk bilden“, wünschte er sich.
Aus der Praxis berichtete Stefan Kiegelmann aus Hennef. „Vor eineinhalb Jahren saß ich wie Sie hier in Hennef und habe mich gefragt, was machst du da“, erinnerte er sich. „Sind die alle alt“, habe er sich gewundert und wahrscheinlich vergessen, selbst in den Spiegel zu schauen. Kiegelmann berichtete, dass die Gruppe schnell Fahrt aufgenommen und man neue Menschen kennengelernt habe. „In einem Jahr ist die Gruppe flügge geworden, zu Beginn war die Begleitung aber sehr wertvoll“, resümierte er. Rolf Kiesewetter kann auf 14 Jahre Zwar-Gruppe in Hennef zurückblicken. Er zählte unzählige Unternehmungen auf, getreu dem Motto: „Steine, die rollen, setzen kein Moos an.“ Dass es auch in der Sankt Augustiner Gruppe abwechslungsreich zugehen wird, deutete sich bereits am ersten Abend an. Die Ideen sprudelten nur so und reichten von Projekten mit Jüngeren über Stammtische, Spielabende, Kreuz- oder Städtefahrten bis hin zu Kochtreffen.
Das nächste Basistreffen, zu dem jeder eingeladen ist, findet am Montag, 13. November, ab 17.30 Uhr im Pfarrheim in Niederpleis, Friedhofstraße 1 statt.