Stadt der Hitzerekorde Initiative fordert mikroklimatische Untersuchung in Sankt Augustin
Sankt Augustin · In Sankt Augustin ist es meist ein bisschen heißer als an anderen Orten in Nordrhein-Westfalen. Die Initiative für naturnahe und schonende Bebauung des Butterbergs fürchtet, dass es durch den geplanten Wissenschaftspark in der Stadtmitte noch heißer wird.
Im Zentrum von Sankt Augustin ist es heißer als an anderen Orten in Nordrhein-Westfalen. Das legen zumindest die Hitzerekorde nahe, die der Deutsche Wetterdienst regelmäßig in der Stadtmitte misst. Zuletzt zeigte das Thermometer am Montag, 18. Juli, nachmittags mit 37 Grad den landesweit höchsten Wert an, wie der WDR berichtete.
Das nimmt die Initiative für die naturnahe und schonende Bebauung des Butterbergs zum Anlass, ihre Forderung an die Stadt zu erneuern. Die soll die Folgen der Butterberg-Bebauung für das Mikroklima im Zentrum untersuchen lassen. Laut der Initiative lehnt sie das bislang ab, einen politischen Auftrag gebe es ebenfalls nicht.
„Unser Stadtzentrum heizt sich offenbar schneller und stärker auf als das Umfeld und als andere Stadtzentren in ganz NRW“, so die Initiative. Genau dort, wo in den vergangenen Jahren Wohnraum geschaffen, Senioreneinrichtungen errichtet und dafür Grün- und Freiflächen versiegelt worden seien, mit zunehmender Ausdehnung Richtung Grüner Mitte und Butterberg-Areal.
Die Initiative verweist etwa auf großflächige Baumfällungen zwischen der Grantham-Allee und dem heutigen Technischen Rathaus im Jahr 2007. Das Wäldchen zwischen Hochschule und Rhein-Sieg-Gymnasium (RSG), das 2014 für den Bau der Studentenhäuser weichen musste. Oder auch die mit Bäumen und Sträuchern zugewachsene alte Kiesgrube zwischen RSG und Kinderklinik, die 2015 für die Ronald-McDonald-Oase eingeebnet wurde.
Es sei wichtig, von Experten untersuchen zu lassen, ob und wie sich die Hitzeinsel im Stadtzentrum verändern wird, wenn der Zentrumsrand zur Grünen Mitte hin bebaut werde. Denn mit der Butterberg-Bebauung seien weitere neue Baukörper geplant, darunter ein bis zu sieben Geschosse hohes Parkhaus, Bürogebäude und eine Versuchshalle.
Baukörper speichern Hitze, können aber auch bodennahe Winde zum Temperaturausgleich blockieren, so die Initiative. Daher habe man die Stadt schon im vergangenen Jahr während der Bürgerbeteiligung gebeten, zu prüfen, ob und wie eine Butterberg-Bebauung das Mikroklima im Stadtzentrum negativ oder vielleicht auch positiv beeinflussen könnte. „Die Stadt lehnt diese Untersuchung derzeit mit Verweis auf Großraum-Untersuchungen für das Rheintal und das Siegtal weitestgehend ab“, so die Initiative.
Die Stadt habe stattdessen auf die angedachte Pflanzung von Sträuchern und Bäumen sowie die Erstellung eines wasserwirtschaftlichen Konzeptes mit „Wasserflächen“ verwiesen, die „einen besonders hohen, kühlenden Effekt auf das Mikroklima im Plangebiet haben werden“. In neueren Unterlagen zur Butterberg-Bebauung, die im Frühjahr 2022 vorgelegt wurden, seien statt der Wasserflächen allerdings nur noch „Versickerungsmulden“ vorgesehen, so die Initiative.
Initiative fordert klares Bekenntnis
Um ihre Forderung zu unterstreichen, verweist die Butterberg-Initiative auf einen Bericht des Deutschen Wetterdienstes, der die Untersuchung der stadtklimatischen Veränderungen von Bonn und auch der Stadtränder bis hin zur Hangelarer Heide und zum Butterberg thematisiert.
Auch der Weltklimarat, das NRW-Bauministerium und Fachverbände hätten die Notwendigkeit mikroklimatischer Untersuchungen und einer klimawandelgerechten Bebauung im urbanen Raum hervorgehoben. Zudem habe das Bundesbauministerium noch für 2022 ein Förderprogramm über 790 Millionen Euro angekündigt, um Städte und Quartiere klima- und insbesondere hitzeresilient werden zu lassen.
Auch im Koalitionsvertrag der neuen schwarz-grünen NRW-Landesregierung werde die große Bedeutung der Frischluftschneisen für Stadtzentren erkannt und als verbindliches Ziel festgeschrieben, so Initiativensprecher Andreas Fey. Ein solches, klares Bekenntnis vermissen er und seine Mitstreiter von der Stadt, aber auch von der Sankt Augustiner Politik.