Überflutungsgefahr in Sankt Augustin Karte soll Gefahren von Starkregen sichtbar machen

Sankt Augustin · Gewitter mit unwetterartigem Starkregen von 20, 30 oder mehr Litern je Quadratmeter in kürzester Zeit bringen die Kanalisation im Stadtgebiet an einigen Orten buchstäblich zum Überlaufen. Eine Karte soll Gefahren von Starkregen im Stadtgebiet sichtbar machen und zur Planung von Gegenmaßnahmen dienen.

 Bei Starkregen stehen in Sankt Augustin auch mal ganze Straßen unter Wasser, wie hier der Eibenweg.

Bei Starkregen stehen in Sankt Augustin auch mal ganze Straßen unter Wasser, wie hier der Eibenweg.

Foto: Axel Vogel

Wochenlang regnete es im Sommer kaum, dafür an einigen wenigen Tagen umso heftiger: Gewitter mit unwetterartigem Starkregen von 20, 30 oder mehr Litern je Quadratmeter in kürzester Zeit bringen die Kanalisation im Stadtgebiet an einigen Orten buchstäblich zum Überlaufen. Zumindest dort, wo das Wasser höhergelegener Straßenzüge durch randvolle Kanäle in tiefere Straßenzüge fließt und dort kein weiteres Wasser mehr aufgenommen werden kann.

Dann kommt es zum sogenannten Überstau aus dem Kanal auf die Straße, im schlimmsten Fall auch zur Überflutung von Straßenzügen und Kellern. Das Fatale: Punktueller Starkregen lässt sich trotz Regenradars, Wetter- und Warn-Apps nur schwer voraussagen.

Gefahrenkarte hilft bei Planungen

Der Stadt Sankt Augustin ist das Problem durchaus bekannt, und sie ist nicht untätig. Ob und wo Überflutungen drohen, will sie im kommenden Jahr mit der Erstellung einer Starkregengefahrenkarte genauer untersuchen. Anhand der Karte sollen Maßnahmen geplant, aber auch Bürger beraten und sensibilisiert werden.

Davon profitieren könnten die Anwohner der Wehrfeldstraße, des Holzwegs und der sogenannten Rheinlandsiedlung. Auf der Straße stehendes Wasser nach Unwettern kennen sie zur Genüge. Dass das Wasser den Kanal verlasse und bis zur Straßenhöhe vor Grundstücken ansteige, sei grundsätzlich „ein unkritischer Vorgang und deutet nicht auf mangelnde Leistungsfähigkeit“ des Kanalnetzes hin, teilt die Stadt Sankt Augustin auf Anfrage der SPD im zuständigen Fachausschuss des Rates mit.

Gefahr von Einstau in privaten Grundstücksleitungen

Zum Problem werde der hohe Wasserstand an ganz anderer Stelle, erklärt die Stadt: „Da das öffentliche und private Kanalnetz nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren funktioniert, kann das Abwasser bei hohen Wasserständen in die privaten Grundstücksleitungen einstauen. Sind dann Entwässerungseinläufe nicht gegen Rückstau gesichert, kommt es zu Kellerüberflutungen.“ Eine flächendeckende Vergrößerung der Kanalnetze, um für alle im Jahresverlauf auftretenden Regenereignisse gewappnet zu sein, sei sowohl aus technischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich, so die Stadt, die eine sogenannte Überflutungsvorsorge betreibt.

Künstliche Barrieren in Kanälen

Ziel der Überflutungsvorsorge sei es, Niederschlagswasser in den Flächen zurückzuhalten oder in Bereiche zu lenken, wo es schadlos zwischengespeichert oder versickert werden könne. „Es kann aber auch bei geringeren Regenfällen zu Rückstau in die Hausanschlussleitungen kommen, da die Stadt als Betreiber des Kanalnetzes aus wirtschaftlichen Gründen das im Kanalnetz vorhandene Volumen zu Stauzwecken nutzen darf, sodass auch vermehrt höhere Wasserstände im Rohrnetz auftreten können, die – bei unzureichendem Schutz – zu Rückstau in die Keller führen können“, so die Stadt. Unter einigen Straßen im Stadtgebiet gibt es hierzu auch sogenannte Stauraumkanäle, die bei starken Regenfällen und ansteigendem Pegel im Kanal das Wasser durch künstliche Barrieren aufstauen, um Überlastungen im nachfolgenden Kanalnetz zu vermeiden.

Um die Keller vor Überflutungen zu schützen, schreiben sowohl die technischen Regelwerke als auch die Abwassersatzung vor, so die Stadtverwaltung, „dass alle Entwässerungseinrichtungen unterhalb der Rückstauebene vor einem möglichen Rückstau durch automatisch arbeitende Vorkehrungen geschützt sein müssen“.

Wie berichtet, soll neben der Gefahrenkarte zugleich mit einem Konzept eine kommunale Gesamt­strategie für die Anpassung an den Klimawandel festgelegt werden.

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