Radschnellwege im Rhein-Sieg-Kreis Sankt Augustin schert aus

SANKT AUGUSTIN · Einen Radschnellweg im Rhein-Sieg-Kreis wird es mit der Stadt Sankt Augustin nicht geben. Mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP sprach sich der Stadtrat am Mittwochabend gegen das Projekt aus.

Die Stadt wird sich nicht am landesweit ausgelobten Wettbewerb für das Projekt beteiligen. Die Grünen konnten sich mit ihrer Position, wenigstens am Wettbewerb teilzunehmen, nicht durchsetzen.

Sankt Augustin ist indes ein wichtiger Bestandteil des Projektes, das vom Land zu 80 Prozent gefördert wird. Viele Kilometer des Radschnellweges führen über das Stadtgebiet. Ein Radschnellwegenetz im Rhein-Sieg-Kreis habe ein "irres Potenzial", meinte Ulrich Kalle, in Sankt Augustin lebender Geschäftsführer des ADFC-Landesverbandes NRW. Das sieht die Sankt Augustiner Politik in weiten Teilen ganz anders: zu teuer, zu viele Engstellen und darüber hinaus eine nicht geklärte Finanzierung.

Am 22. Juli müssen die Bewerbungsunterlagen der Jury vorliegen, Sankt Augustin ist nun nicht mit dabei. Der Rhein-Sieg-Kreis will sich federführend mit einem kompletten Netz mit mehreren Abschnitten bewerben und hat der Teilnahme ebenso wie die Stadt Siegburg und die Gemeinde Alfter schon zugestimmt, wenn auch unter gewissen Voraussetzungen. Die Stadt Bornheim will sich mit einer Nebenstrecke am Wettbewerb beteiligen.

Hauptachse ist ein Schnellweg von Bornheim, Alfter über Bonn, Sankt Augustin nach Siegburg. Dazu sollen ein Abzweig von Sankt Augustin nach Troisdorf und eine Route von Siegburg nach Troisdorf führen. Die Wege sollen dort wo es möglich ist vier Meter breit angelegt werden. Insgesamt werden die Kosten für die Rad-Routen auf rund 15,3 Millionen Euro geschätzt. Grunderwerbskosten sind nicht mit eingerechnet. Etwa 1,1 Millionen Euro kämen nach einer ersten groben Schätzung auf Sankt Augustin zu.

Auch Bürgermeister Klaus Schumacher sprach sich gegen das Projekt aus. Sein Erster Beigeordneter Rainer Gleß allerdings hätte es gut gefunden, wenigstens am Wettbewerb teilzunehmen. "Dann hätten wir auch eine fundierte Entscheidungsgrundlage gehabt." Er sehe das Projekt aber auch mit einer gewissen Skepsis und könne mit der Entscheidung des Rates leben.

"Der Wettbewerb ist vollkommen schlecht eingestielt. Das ist Wischiwaschi und gehört in die Tonne", sagte Wolfgang Züll (FDP). Selbst die 4000 Euro, die eine Wettbewerbsteilnahme koste, seien eine freiwillige Leistung und müssten woanders eingespart werden. "Überdies ist eine derartig enge Bebauung entlang der Stadtbahnlinie nicht zu realisieren", meinte FDP-Fraktionschefin Stefanie Jung.

Große finanzielle Vorbehalte haben auch CDU und SPD. "Auch wenn es ein schönes und wünschenswertes Projekt ist, ist die gesamte Finanzierungsstruktur nicht deutlich. Und wir haben massive Probleme an den vielen Engstellen", sagte CDU-Fraktionschef Georg Schell. SPD-Kollege Marc Knülle will lieber das erhalten und verbessern, was die Stadt an Infrastruktur hat. "Keiner weiß, wie viel uns das kostet, aber wir wissen, es ist eine höhere Summe", sagte er auch mit Blick auf die schwierige Finanzierungssituation im Zusammenhang mit den Kita- und OGS-Plätzen.

"Wir sollten die Chance ergreifen, dann bekommen wir auch eine Machbarkeitsstudie. Man kann essenzielle Verbesserungen der Radwegeführung selbst und vor allem der Konflikt-, Kreuzungs- und Engstellen erreichen", warb Grünen-Fraktionschef Martin Metz für das Projekt. Kreisplanungsdezernent Michael Jaeger nahm die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis. Am Montag will er sich mit Vertretern der betroffenen Kommunen, darunter auch Sankt Augustin, treffen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Ob das Projekt gestorben sei, darüber wollte Jaeger keine Aussage treffen.