Bilanz zur ZUE Sankt Augustin setzt sich für neues Schulprojekt für Flüchtlingskinder ein

Sankt Augustin · Die Stadt Sankt Augustin möchte Flüchtlingskindern in der Zentralen Unterbringungseinrichtung den Schulbesuch ermöglichen. Die bisherige Bilanz der dortigen Flüchtlingsunterbringung fällt zufriedenstellend aus.

 Derzeit sind rund 300 Flüchtlinge in der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes in Sankt Augustin untergebracht.

Derzeit sind rund 300 Flüchtlinge in der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes in Sankt Augustin untergebracht.

Foto: Martina Welt

Es läuft gut in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes in Sankt Augustin, besondere Vorkommnisse gibt es selten. Dieses Fazit zogen am Dienstagabend die Hauptdezernentin für die Unterbringung von Flüchtlingen der Bezirksregierung Köln, Nike Koloniaris, und Sener Kansu, kommissarischer Betreuungsleiter der ORS Deutschland GmbH. Sie waren in den Ausschuss für Familie, Soziales, Gleichstellung und Integration gekommen, um über die ZUE zu berichten.

Dienstleister ORS ist dort seit März für die Unterbringung der Flüchtlinge verantwortlich. "Das Leben in der Einrichtung hat sich gut entwickelt, nach dem wöchentlichen Lagebericht der Polizei muss diese vielleicht einmal pro Woche vorbeikommen, weil es ein Problem gibt", sagte Koloniaris. Natürlich könne sie für die Zukunft nicht ausschließen, dass es auch mal gehäufter zu Problemen komme. In der Einrichtung habe man jedoch ein Beschwerdemanagement installiert, ebenso wie eine Videoüberwachung. "Das ist zwar eine besondere Situation, bringt aber Ruhe in das Zusammenleben."

Laut Koloniaris ist derzeit rund die Hälfte der 600 Plätze belegt. Hauptsächlich Menschen aus Syrien, dem Iran, der Türkei und dem Irak seien aktuell in Sankt Augustin untergebracht. Einen geringeren Anteil nehmen die Geflüchteten aus Afghanistan ein oder seit Kurzem auch Flüchtlinge aus Albanien. "Sie sind aus den Einrichtungen in Bonn und Ratingen, in denen es gebrannt hat, verlegt worden", erläuterte Koloniaris.

Sener Kansu, der die Betreuung in der Einrichtung bis zum 1. November kommissarisch leitet, gab einen Überblick über das, was bisher gemacht wurde. Die Flüchtlinge könnten etwa an Aktivitäten wie Deutsch- und Sportkursen, Bastelangeboten, Workshops oder Ausflügen teilnehmen. Da es derzeit viele Kinder in der Einrichtung gebe, würden diese in einem Kindergarten betreut. Auch eine Sanitärstation mit Krankenpflegern und externen Ärzten sei vorhanden.

Flüchtlinge sind im Schnitt sechs Monate in der ZUE

Durchschnittlich blieben die Flüchtlinge rund sechs Monate in der Unterkunft, so Kansu. Entweder werde der Asylantrag positiv beschieden, dann könnten die Bewohner in einer Kommune untergebracht werden, oder aber er werde abgelehnt. Dann gebe es die Möglichkeit, Einspruch einzulegen. "Während das Verfahren läuft, wird nicht abgeschoben. Und die Bewohner bleiben in der Einrichtung oder werden auch einer Kommune zugewiesen", so Kansu. Zudem werde an einer intensiven Betreuung für freiwillige Rückkehrer gearbeitet, ergänzte Koloniaris.

Besorgt zeigten sich die Ausschussmitglieder angesichts der Möglichkeit, in der Einrichtung bis zu 900 Flüchtlinge unterzubringen. "Von den Platzkapazitäten her wäre das durchaus möglich", sagte der Betreuungsleiter. Ob es dann noch so gut funktioniere wie bisher, könne er nicht sagen. Die Entscheidung, wie viele Flüchtlinge wohin kommen, fällt die Bezirksregierung Arnsberg.

Damit die Akzeptanz im Umfeld der Einrichtung gegeben ist, gibt es Umfeldmanager. "Sie kennen jeden Nachbarn namentlich und haben bei ihren täglichen Runden ständigen Kontakt zu den Anwohnern", so Kansu. Die Bewohner der Einrichtung dürfen kommen und gehen wie sie möchten. "Diese Einrichtung ist kein Gefängnis, deshalb gibt es auch keine Vorgaben, wann jemand zu Hause sein muss", sagte Kansu. Neu ist ein Projekt der Stadt Sankt Augustin in Absprache mit der Kreisschulrätin. Demnach sollen Schulkinder, von denen derzeit 25 in der ZUE leben, ihr Recht auf Bildung wahrnehmen können - auch wenn sie noch keine Zuweisung in eine Kommune bekommen haben. "Wir werden mehrsprachige Informationsschreiben verteilen. Wenn dann aus den Familien Interesse bekundet wird, sorgen wir dafür, dass die Kinder eine der Schulen in der Stadt besuchen können", sagte der städtische Beigeordnete Ali Dogan. Bisher sei bereits ein Kind in der Schule am Pleiser Wald untergebracht, weitere sollen folgen.

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