Kommunalarchiv speichert Online-Informationen Sankt Augustin sichert Webseiten für die Zukunft

Sankt Augustin · Bücher, Akten, Festschriften, Fotos: Informationen vom Mittelalter bis in die Gegenwart liegen als Dokumente im Sankt Augustiner Stadtarchiv bereit. Seit ein paar Monaten gehören auch Internetseiten dazu. Im November hat das Kommunalarchiv begonnen, Webseiten zu speichern – laut Stadt als eines der ersten bundesweit.

 Ralf van Grinsven (l.), Leiter der Stabsstelle Information und Kommunikation, und Stadtarchivar Michael Korn stellen das Projekt vor.

Ralf van Grinsven (l.), Leiter der Stabsstelle Information und Kommunikation, und Stadtarchivar Michael Korn stellen das Projekt vor.

Foto: Holger Arndt

„Es machen sonst mehr die großen Archive, wie das Bundesarchiv“, sagt Stadtarchivar Michael Korn am Dienstag bei der Projektvorstellung. Dass es weitere Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis nutzten, sei ihm nicht bekannt.

Was bezweckt die Stadt damit?

Mit dem Projekt sollen auch Online-Informationen für künftige Generationen bewahrt werden. Denn im öffentlichen Leben laufe inzwischen vieles über das Internet, sagt Korn. Und dieses zu dokumentieren, ist Hauptziel des Archivs. Die gedruckten Dinge, etwa Vereinsheftchen, würden hingegen langsam aussterben. „Und wenn wir in ein paar Jahren wissen wollen, wie sahen die Webseiten 2017 aus, dann müssen wir sie jetzt speichern“, sagt Korn. „Nichts ist flüchtiger als das Internet.“

Wie funktioniert die Technik?

Die Stadt greift auf eine Software der Bonner Firma Startext zurück, die die Daten runterzieht und gleichzeitig in ein archivfähiges Format überführt. Sie fotografiere die Webseiten ab und lege zu jeder Seite die Struktur- und Inhaltsdaten als Datei bei, erklärt Ralf van Grinsven, Leiter der Stabsstelle Information und Kommunikation. Dadurch könne die Seite später unabhängig von der Plattform als neu zusammengebaute Reproduktion wieder ausgespielt werden, außerdem sei eine Volltextsuche möglich. „Wir wissen ja nicht, ob es in zehn Jahren den Internet Explorer oder Firefox noch gibt“, sagt van Grinsven. Was die Technik nicht speichert, sind interaktive Elemente, Videos oder auch Fotos als eigene Dateien. Eine hundertprozentige Archivierung der Webseiten gelingt allerdings bislang nicht: 180 Speicherversuche hatte Korn gestartet, 120 davon waren erfolgreich.

Wer übernimmt die Aufgabe?

„Wir machen alles mit den zwei Stellen, die wir im Archiv haben“, erklärt Korn. Er starte den Prozess nebenbei und habe dann ein Auge darauf. Zehn bis 20 Minuten dauert es laut Korn im Schnitt, eine Webseite zu archivieren. „Es gibt aber durchaus Sachen die brauchen 24 Stunden.“ Der Stadtarchivar ist sich sicher, dass sich die Technik noch weiter entwickelt. „Wir sind relativ vorne mit dabei, deshalb müssen wir gewisse Dinge noch ausprobieren.“ Von den nächsten Verbesserungen verspricht er sich etwa eine Beschleunigung der Prozesse.

Was wird gespeichert?

„Prinzipiell gibt es kein Thema des öffentlichen Lebens, wo wir sagen, das ist uninteressant“, sagt der Stadtarchivar. Und van Grinsven ergänzt: „Weil man nie weiß, was die Menschen in ferner Zukunft wissen wollen.“ Korn möchte in diesem Zusammenhang auch einen Webkatalog für Internetseiten aufbauen. Die Kriterien: Sie müssen einen relevanten Bezug zu Sankt Augustin haben und öffentlich zugänglich sein. Darunter fallen etwa in der Stadt ansässige Vereine, Institutionen und Firmen. Blogs oder Informationen aus sozialen Netzwerken bleiben außen vor. „Wir wollen gar nicht alle Daten archivieren, das haben wir analog auch nicht gemacht“, sagt Korn.

Wie oft wird gespeichert?

Die Seiten sollen laut Korn regelmäßig archiviert werden – geplant ist derzeit, das einmal im Jahr zu tun. „Dann haben wir die großen Veränderungen mit drin“, so der Stadtarchivar.

Wie können die Webseiten eingesehen werden?

Die Nutzung liegt ausschließlich beim Archiv. „Würden wir sie im Internet veröffentlichen, müssten wir die Rechte sichern“, erklärt Korn. Informationen daraus müssen über das Stadtarchiv erfragt werden.

Was kostet es die Stadt?

Einen niedrigen vierstelligen Eurobetrag hat die Stadt in die Software investiert. Die Seiten würden auf den vorhandenen Servern gespeichert. Weitere Anschaffungen waren laut van Grinsven nicht notwendig.

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