Gespräche über Umwelt Sankt Augustin empfängt Klimapartner aus der Dominikanischen Republik

Sankt Augustin · Sankt Augustin ist eine kommunale Klimapartnerschaft mit Jarabacoa in der Dominikanischen Republik eingegangen. Erste gegenseitige Besuche haben bereits stattgefunden. Was soll sie bringen?

Empfang in Sankt Augustin: (v.l.) Rainer Gleß, Gerhard Kasper, Saul Abreu, Yikania Pichardu, Max Leitterstorf und Yunior Esteban Torres Ayala.

Empfang in Sankt Augustin: (v.l.) Rainer Gleß, Gerhard Kasper, Saul Abreu, Yikania Pichardu, Max Leitterstorf und Yunior Esteban Torres Ayala.

Foto: Stadt Sankt Augustin

Auf den ersten Blick mag es verwundern, dass Sankt Augustin eine kommunale Klimapartnerschaft mit einem Ort wie Jarabacoa in der Dominikanischen Republik eingeht. Schließlich dürften sich gegenseitige Besuche per Flugzeug nicht gerade förderlich auf das Klima auswirken. „Hin und zurück sind das pro Flugreise für eine Gesamtstrecke von 15.300 Kilometern 7,4 Tonnen CO2 für insgesamt drei Personen, die zu Buche schlagen“, rechnet Stefanie Otto, Leiterin der Stabsstelle „Barrierefreie Stadt und Sonderprojekte“ bei der Stadt Sankt Augustin vor. Sämtliche Flugreisen würden aber laut Otto vom Projekt-Fördergeber bilanziert und ausgeglichen. Die erste Reise einer kleinen Delegation aus Sankt Augustin zum neuen Klimapartner ist für Ende Februar 2023 geplant. Zwei weitere Reisen sollen in den kommenden zwei Jahren folgen.

Für die Stadt sei eine solche Partnerschaft mit einem Ort in der Karibik, die seit geraumer Zeit die Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu spüren bekommt, gar nicht so abwegig, so der Technische Beigeordnete Rainer Gleß. Schließlich gebe es bereits seit Jahren rege Kontakte zwischen den Umweltschutzvereinen PlanYaque inc. in Jarabacoa und Ecoselva in Sankt Augustin. Delegationen des Vereins aus der 90.000-Einwohnerstadt Jarabacoa, die den Beinamen „Ewiger Frühling“ trägt und zu den kühleren Regionen des Inselstaates gehört, besuchten bereits 2017 und 2018 Sankt Augustin.

„Wir haben seit einigen Jahren gute Kontakte. Zudem wird es nur wenige Flugreisen mit möglichst kleinen Delegationen, dafür mehr Videokonferenzen geben“, sagte Gleß bei der Vorstellung der Partnerschaft. Allerdings sei es auch wichtig, sich an Ort und Stelle ein Bild zu machen. „Diese Partnerschaft soll auf Augenhöhe funktionieren. Wir wollen keinesfalls als Besserwisser auftreten, denn auch wir können von den Menschen dort lernen, besonders beim Umgang mit Natur und Landschaft“, sagte Gleß.

Frei nach der Maxime „Global denken, lokal handeln“ hatte sich Sankt Augustin für das Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“, das von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), der „Engagement Global“ und der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW durchgeführt und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird, beworben und ist nun eine von elf deutschen Kommunen, die in diesem Jahr solch eine Partnerschaft mit einer Stadt des sogenannten Globalen Südens eingeht.

Nach einem dreitägigen internationalen Workshop zum Thema kommunale Klimapartnerschaften in Essen, an dem Anfang November auch Delegationen aus Sankt Augustin und Jarabacoa teilnahmen, besuchten die Gäste aus der Dominikanischen Republik im Anschluss Sankt Augustin. Neben einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Sankt Augustin, in dem sich Yunior Esteban Torres Ayala, Bürgermeister von Jarabacoa, verewigte, gab es ein dreitägiges Besuchsprogramm. Dabei kristallisierten sich aufgrund von Stippvisiten bei der RSAG in Troisdorf, bei der zentralen Abwasseraufbereitung in Sankt Augustin sowie an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und am Rhein-Sieg-Gymnasium bereits Themenschwerpunkte wie Abfallbeseitigung, Abwasser und Umweltbildung heraus. Zudem wurde in einem Arbeitskreis über die Themen Stadtentwicklung und Flächennutzung gesprochen. Laut Stefanie Otto könnten das bereits mögliche Ansatzpunkte für ein künftiges Handlungsprogramm sein, das in den kommenden zwei Jahren unter Beteiligung von Politik und Zivilgesellschaft gemeinsam erarbeitet werden soll.

Fraktionsübergreifend hatten auch die Augustiner Politiker dem Rat der Stadt empfohlen, die Partnerschaft einzugehen. Ziel sei es laut Gleß, als Multiplikator zu wirken, Institutionen und Schulen ins Boot zu holen und Konzepte zu entwickeln, die über den zweijährigen Förderzeitraum hinausgehen. „Wir streben eine längerfristige Partnerschaft an“, betonte Gleß. Sankt Augustin sei unlängst immerhin zum zweiten Mal nach 2018 mit dem European Energy Award in Silber ausgezeichnet worden. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte Gleß. Die kommunale Verwaltung stößt laut Gleß derzeit zwei Prozent der gesamten CO2-Emissionen der Stadt Sankt Augustin aus. Eine klimaneutrale Kernverwaltung bis 2025, eine klimaneutrale Gesamtverwaltung bis 2030 und eine klimaneutrale Stadt Sankt Augustin bis 2035 seien nach wie vor die hochgesteckten Ziele eines integrierten Klimaschutzkonzeptes, dessen Fortschreibung vom Rat im Juli 2021 beschlossen wurde. Ob es erreicht werde, bleibe abzuwarten. Immerhin hat die Augustiner Verwaltung, die Gleß zufolge 100 Prozent Ökostrom aus Norwegen bezieht und bereits über zehn Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden verfügt, ein Solardachkatataster für sämtliche städtische Gebäude sowie integrierte energetische Sanierungskonzepte für die Modell-Klimasiedlungen Spichelsfeld und Berliner Straße erstellt.

„Es gilt zudem, die Bürger davon zu überzeugen, auf klimafreundliche Energiegewinnung und Heizungen umzusteigen“, so Gleß. Apropos Heizung.: Auch die Gasheizung des Rathauses ist ein Problem, wenn auch ein altes. „Unser Gebäudemanagement sucht derzeit nach Lösungen“, sagte Gleß. „Das vorhandene Doppelrohrsystem ist allerdings nicht für jede Heizungsart geeignet.“

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