Erziehung und Familie Sankt Augustiner Beratungsstelle besteht seit 40 Jahren

Sankt Augustin · Super-Nannys findet man nur im Privatfernsehen. Und offenbar nur in Familien, in denen Schreierei, Verzweiflung und Gewalt zum Alltag gehören. Im wirklichen Leben kümmern sich Diplom-Psychologen und Diplom-Heilpädagogen in Erziehungs- und Familienberatungsstellen professionell, diskret, vertraulich und kostenlos um Familien, ihre Probleme und ihre Sorgenkinder.

 Rund 2900 Beratungsgespräche fanden bislang in der städtischen Erziehungs- und Familienberatungsstelle statt.

Rund 2900 Beratungsgespräche fanden bislang in der städtischen Erziehungs- und Familienberatungsstelle statt.

Foto: Holger Arndt

In der städtischen Erziehungs- und Familienberatungsstelle in der Wehrfeldstraße 2 in Sankt Augustin tut man das bereits seit 40 Jahren. Nun wurde im kleinen Rahmen gefeiert. Allein im Jahr 2012 waren 686 Kinder und Jugendliche zur Beratung angemeldet. Mehr als 2000 Familienmitglieder kamen zu rund 2900 Beratungsgesprächen - Tendenz steigend.

Das Spektrum reicht von einfachen Fragen und Alltagstipps über den Umgang mit Problemen der Kinder in Schule und Umfeld bis zu dramatischen Fällen wie nach Gewalt oder Missbrauch, sagt Wolfgang Mersch, Leiter der Beratungsstelle: "Allein rund die Hälfte der Kinder kommt aus Scheidungs- oder Trennungsfamilien." Denn selbst wenn sich trennende Elternteile ihre Streitereien verdeckt austragen, hinterlassen sie Spuren, mal kleinere, mal größere, sagt auch René Precker.

Als eines seiner Kinder zur heutigen Ex-Frau sagte: "Ich glaube, der Papa liebt mich nicht mehr", reagierte diese genau richtig, ist der Vater heute dankbar. "Sie hat sofort Kontakt zur Erziehungs- und Familienberatungsstelle aufgenommen. Hier fanden wir eine dritte Person, die ganz neutral half, die Gedanken wieder in die richtige Richtung zu lenken, bei den Kindern, aber auch bei uns."

Das Ziel sei es, Eltern nicht mit Tipps oder Handlungsvorschriften zu konfrontieren, sondern ihnen Sichtweisen zu öffnen, ergänzte Mersch: "Die Lösungen liegen in der Regel in den Familien selbst." So auch bei René Precker. Ein tiefes, emotionales Gespräch ließ den Knoten zwischen Vater und Kind platzen, erinnert er sich. Bis heute habe sich alles harmonisch entwickelt. Für ihn war es die beste Entscheidung, Hilfe anzunehmen, sagte der Vater: "Allein prophylaktisch kann ich das nur empfehlen. Kinder bekommen von Konflikten zwischen Elternteilen so viel mehr mit als man denkt."

Gut ist, dass das Angebot der Beratungsstelle zunehmend angenommen wird, sagt Mersch. Dafür tue man viel, man zeige Präsens in allen Kindergärten und vielen Schulen und unterstütze Lehrer und Erzieher mit Rat und Tat. Die Stadt ermögliche zudem besondere Rahmenbedingungen, die das für Familien kostenlose Angebot erst ermöglichten. Mersch: "Wir haben keine Wartezeiten. Erstgespräche finden in der Regel innerhalb von 14 Tagen statt, in akuten Notfällen sogar noch am selben Tag.

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