Gespräche, Aktionen und Gottesdienste Sankt Augustiner Gemeinde feiert 50. Jubiläum

Sankt Augustin · Die evangelische Kirchengemeinde Niederpleis-Mülldorf feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Die evangelische Tradition in den Ortsteilen geht schon auf die Jahre 1948/49 zurück. Ein kleiner Kreis traf sich damals bei Familien und in Gaststätten.

 Vor dem Paul-Gerhardt-Haus (von links): Pfarrer Sebastian Schmidt, Pfarrerin Britta Bongartz, Frank Steeger vom Presbyterium sowie Pfarrer David Bongartz mit dem Festprogramm.

Vor dem Paul-Gerhardt-Haus (von links): Pfarrer Sebastian Schmidt, Pfarrerin Britta Bongartz, Frank Steeger vom Presbyterium sowie Pfarrer David Bongartz mit dem Festprogramm.

Foto: Martina Welt

Es ist kein Zufall, dass die noch junge evangelische Kirchengemeinde Niederpleis-Mülldorf ihren runden Geburtstag mit einem Festkonzert einleitete. Natürlich war der Kantor der Gemeinde, Eun-Sup Jang, als Leiter des Kammerorchesters mit von der Partie. Diesem feierlichen Auftakt zum 50. Geburtstag werden viele weitere Veranstaltungen anlässlich des Geburtstages, wie weitere Konzerte, Partys und Festgottesdienste sowie Festwochenenden folgen (siehe Info-Kasten).

Musik ist seit jeher eine tragende Säule der Gemeinde mit Kammerchor, Gospelchor, Männerschola, Kinderchor und Jugendband. Das Grundgerüst dazu baute Gustav Muthmann einst auf. Sein musikalisches Erbe wird heute von Eun-Sup Jang fortgeführt. Zweite Säule der Kirchengemeinde sind die lebendigen Gottesdienste, und die dritte Säule ist die Kinder- und Jugendkultur in der Gemeinde, die mit Pfarrer Rainer Stuhlmann an Bedeutung gewann. Er hat die Gemeinde von 1980 bis 1999 geprägt, und er war auch als Superintendent tätig.

Die evangelische Tradition in den Ortsteilen gehe schon auf die Jahre 1948/49 zurück, berichten David Bongartz und seine Frau Britta, die beide Pfarrer in der Gemeinde sind. Es sei ein kleiner Kreis gewesen, der sich bei den Familien oder in den Gaststätten getroffen habe, was damals durchaus üblich gewesen sei unter den evangelischen Christen, die in der Minderheit waren. Die wenigen Höfe, die in dieser Zeit Mülldorf und auch Niederpleis prägten, lagen verstreut. Dazwischen gab es die Felder, die das Ortsbild prägten. „Man ging über Feldwege nach Sankt Augustin-Ort, um am Gottesdienst teilzunehmen“, weiß Pfarrer David Bongartz aus Gesprächen mit älteren Gemeindemitgliedern. Pfarrer Wolfgang Reuter war der erste Pfarrer in der Kirchengemeinde Niederpleis-Mülldorf. Er spielte die Orgel noch selbst, und sein Markenzeichen bis heute ist das Fahrrad, mit dem er sich fortbewegt. „Der Pfarrer wirkte gerne im Hintergrund, das ist bis heute so geblieben“, sagen seine jungen Nachfolger.

Vor 50 Jahren wurde zunächst das Paul-Gerhardt-Haus gebaut. Erst 1979 gab es ein zweites Gemeindezentrum. Zunächst hatte man überlegt, am Kreisverkehr Eibenweg/Engelsgraben ein neues Gebäude für beide Ortschaften zu bauen, entschloss sich jedoch dann, in Mülldorf das Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu errichten. Beide Gebäude gehören jedoch zusammen. „Die Gemeindemitglieder nutzen die Gebäude je nach Bedarf und Uhrzeit“, erläutert Britta Bongartz. Die Frühaufsteher besuchen den Gottesdienst im Paul-Gerhardt-Haus, für die Langschläfer bietet das Bonhoeffer-Haus um 11 Uhr einen Gottesdienst.

Inzwischen ist die Gemeinde auf rund 5000 Mitglieder angewachsen. Seit März 2017 ist Sebastian Schmidt neuer Pfarrer im Team, um Almut von Niekerk, die zur Superintendentin aufgestiegen ist, vor Ort zu ersetzen. Wenn er die Gemeinde charakterisieren müsste, dann fällt David Bongartz für die 1980er Jahre die Friedensbewegung ein, bei der die Gemeinde sehr aktiv war, oder das schöpfungstheologische Bewusstsein und das ökologisch-ethisch orientierte Handeln. „Es dürften über 300 Gemeindemitglieder sein, die haupt- und ehrenamtlich tätig sind“, schätzen die Pfarrer, und daraus ergebe sich eine große Dynamik im Sinne von Beteiligung. Einer der Ehrenamtlichen ist Frank Steeger. Er ist sogenannter Prädikant und stellvertretender Vorsitzender im Presbyterium, das unter anderem für die Wahl der Pfarrer verantwortlich ist. „Jeder kann hier mitreden“, erinnert sich Steeger an seine ersten Erfahrungen in der Kirchengemeinde vor über 30 Jahren. Das zeige sich auch in den unterschiedlichen Gottesdienstformen, die einfach ausprobiert werden können. So ist er zuständig für den „Zitronengottesdienst“, der so heißt, weil er erfrischend, lebendig und bunt ist. Aber es gibt auch einen Valentins-Gottesdienst und einen Krabbelgottesdienst. Früher traf man sich auch zum „Gemeindeauflauf“. „Das ist wörtlich zu verstehen, denn zu diesem Gottesdienst brachte damals jeder einen Auflauf mit“, erläutert Britta Bongartz. „Die Gemeinde lebt aus ihrer Mitte heraus und aus dem Presbyterium. Wir Pfarrer begleiten die Ideen und Entwicklungen“, versucht David Bongartz die Rollen zu skizzieren.

So sei die Stimmungslage in der Gemeinde durchaus schwierig gewesen angesichts der politischen Konflikte etwa in Syrien oder der Ukraine. In dieser Zeit habe sich das ökumenische Friedensgebet entwickelt. Das findet bis heute jeden Mittwochabend ab 18 Uhr statt.

Für die Zukunft wollen die Pfarrer vor allem eines: dLie Beteiligungskirche weiter stärken, offen bleiben und Eigendynamik zulassen.

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