Im Auto verfolgt Sankt Augustiner Pärchen von vier Männern bedroht

Sankt Augustin · Nur weil die Fensterscheiben seines Autos den wuchtigen Schlägen eines anderen Autofahrers stand hielten, kamen Jan H. und seine Freundin körperlich unversehrt aus einer Situation, die dem 22-Jährigen auch Tage danach in den Knochen steckt.

 Im Außenspiegel eines Autos ist ein zu dicht auffahrendes Fahrzeug zu sehen: Drängeln und Aggressionen erlebte auch ein 22-Jähriger aus Sankt Augustin.

Im Außenspiegel eines Autos ist ein zu dicht auffahrendes Fahrzeug zu sehen: Drängeln und Aggressionen erlebte auch ein 22-Jähriger aus Sankt Augustin.

Foto: picture alliance / dpa

Das Auto als Waffe, die Straße als Schlachtfeld: Der „Krieg auf der Straße“ wird im Amtsdeutsch als „Aggressionsdelikt im Straßenverkehr“ geführt und vor Gerichten zumeist als Sache der Straßenverkehrsgefährdung oder Nötigung ausgetragen. Und das nicht erst in jüngster Zeit: Bereits im Jahr 1988 wurde in den Vereinigten Staaten von einem Nachrichtensprecher mit dem Begriff „road rage“ („Straßenwut“) die zunehmend auch körperlich ausgetragenen Konflikte im Straßenverkehr in einem Begriff zusammengefasst.

Auch hierzulande fliegen die Fäuste schneller und häufiger als in vergangenen Jahrzehnten. Das kann Jan H. aus Sankt Augustin nun aus eigener Erfahrung berichten: Nur weil die Fensterscheiben seines Autos den wuchtigen Schlägen eines anderen Autofahrers stand hielten, kamen er und seine Freundin körperlich unversehrt aus einer Situation, die dem 22-Jährigen auch Tage danach in den Knochen steckt: Vergangenen Samstagabend, kurz nach 22.30 Uhr, fuhr der junge Mann mit einem Audi Q3 auf dem zweispurigen Teil der Einsteinstraße Richtung Autobahn auf eine rote Ampel an der Kreuzung „Am Bauhof“ zu. Als diese auf grün sprang, fuhr er nach eigenen Angaben auf der freien Spur an einem weißen 1er BMW vorbei, der an der Haltelinie gestanden hatte, und zog anschließend auf die Linksabbiegerspur zur A 560 Richtung Bonn. Der zurückgefallene BMW habe plötzlich derart stark beschleunigt, dass es beim Einscheren auf die Linksabbiegerspur „etwas enger wurde“, so der 22-Jährige: „Er hat ständig gehupt, Lichthupe gegeben und hing gefühlt 30 Zentimeter hinter meiner Stoßstange – das war nicht prickelnd.“

Vier Männer stiegen aus dem Auto aus

Auf der Autobahn sei er absichtlich etwas langsamer gefahren, um dem BMW das Überholen zu ermöglichen. Doch der Fahrer sei ständig neben oder hinter ihm hergefahren. „Wir sind in Spich von der Autobahn runter in ein Gewerbegebiet, dort über verschiedene Parkplätze, sieben Mal im Kreisverkehr rumgefahren – der BMW blieb hinter mir, fast 20 Minuten lang“ so Jan H., der es zunehmend mit der Angst zu tun bekam. Mit gutem Grund: Als der junge Mann an einer roten Ampel an der Landgrafenstraße in Oberlar stoppte, hielt auch sein Verfolger. Vier Männer seien aus dem Auto ausgestiegen, der Fahrer und ein weiterer Mann, der hinter dem Fahrer saß, seien dann an die Tür herangetreten, die zum Glück verschlossen war, erinnert sich der 22-Jährige: „Der Fahrer hat dann angefangen mit voller Wucht gegen die Seitenscheibe zu schlagen, immer wieder, und dabei etwas gebrüllt, was wir nicht verstanden haben. Wir wollen uns nicht ausdenken, was passiert wäre, wenn die Scheibe nachgegeben hätte.“

Als der geschockte 22-Jährige sein Handy zog, um den Notruf zu wählen, ergriffen die vier Männer die Flucht, nicht ohne einen letzten Schlag auf den Seitenspiegel des Autos abzugeben, der den Spiegel beschädigte. Das Kennzeichen, dass sich Jan H. und seine Freundin gemerkt hatten, konnte keinem weißen BMW 1er oder 3er zugeordnet werden, bestätigt die Polizei Rhein-Sieg auf Nachfrage.

Der mutmaßliche Haupttäter wurde beschrieben als 1,80 Meter großer Mann mit stämmiger Statur, kurzen, hellblonden Haaren und rundlichem Gesicht. Er habe eine weiße Sweatjacke und blaue Jeans getragen, so die Polizei, die wegen Sachbeschädigung und einem Aggressionsdelikt im Straßenverkehr gegen Unbekannt ermittelt. Nun sucht die Polizei nach Zeugen, die Angaben zum Hergang und zum Fahrer des weißen BMW machen können. Jan H. hofft auf, dass der Fahrer zur Rechenschaft gezogen wird: „Man hört immer viel über solche Fälle, hofft aber, dass man nie davon betroffen ist. Das hätte auch ganz anders ausgehen können.“

Hinweise nimmt die Polizei entgegen unter 0 22 41/54 10.

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