Flüchtlinge in Sankt Augustin Sankt Augustiner setzen Zeichen gegen Hass

SANKT AUGUSTIN · Nach Hasskommentaren im Internet: Eine Gruppe von Bürgern verfasst ein Manifest gegen Fremdenfeindlichkeit.

 Eine Erklärung gegen den Hass: Die Initiatoren des Manifests. Rechts Wolfgang Köhler von der Agendagruppe Soziales.

Eine Erklärung gegen den Hass: Die Initiatoren des Manifests. Rechts Wolfgang Köhler von der Agendagruppe Soziales.

Foto: Paul Kieras

Es sei „Zeit, Farbe zu bekennen“, hat sich eine Gruppe Sankt Augustiner Bürger gedacht und beschlossen, ihre Position zum Flüchtlingsthema klar zu definieren. Im sogenannten „Sankt Augustiner Manifest“ haben sie ihre Einstellung formuliert. Grund dafür waren zunehmend menschenverachtende und fremdenfeindliche Kommentare in mehreren Gruppen von Facebook, als die Zuweisung von Flüchtlingen in verschiedene Unterkünfte auf dem gesamten Stadtgebiet bekannt wurde.

So äußerte sich ein gewisser „Flo B“ beispielsweise in der Gruppe „Du kommst aus Sankt Augustin, wenn...“ zur geplanten Umwandlung der ehemaligen Medienzentrale in eine Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes mit dem Post: „Einfach abwarten, bis die Unterkunft in Flammen aufgeht. Das Gebäude ist eh nicht renovierbar und die Wahrscheinlichkeit, dass die 'Flüchtlinge' selber zündeln liegt ohnehin bei circa 80 Prozent“. In einer weiteren Gruppe sei ebenfalls „kaum verhohlener Hass gegen Flüchtlinge“ zu erkennen gewesen, berichtet Wolfgang Köhler, Vorsitzender der Agendagruppe Soziales der Stadt Sankt Augustin und Mitinitiator des Manifests. Er selbst habe dort gelesen, dass man in Buisdorf eine Bürgerwehr plane, dass man sich bewaffnen müsse, dass man Manns genug sein werde, seine Familie zu schützen – und so weiter.

Die Verfasser des Manifests, alles ehrenamtliche Helfer für Flüchtlinge, sind laut Köhler der Auffassung, man höre immer nur Negatives, es sei immer von Angst die Rede, aber es dringe nur wenig über die Aktivitäten der Helfer und Offenheit der Menschen in Sankt Augustin in die Öffentlichkeit. Am Gründonnerstag trafen sich einige der Verfasser des Dokuments, stellten den Inhalt vor und unterzeichneten es als erste. Köhler, der das Papier auch der Stadtverwaltung und den Ratsfraktionen übergeben hat, hofft nun auf breite Unterstützung bei der Bekanntmachung der Aktion.

Er kann sich vorstellen, dass Parteien an ihren Informationsständen das Manifest zum Unterzeichnen auslegen. Es sollen aber auch Geschäfte und die Stadtverwaltung dazu angesprochen werden. Das Manifest „ist weltanschaulich neutral formuliert, damit viele Sankt Augustiner sich darin wiederfinden, sich dahinterstellen und das mit ihrer Unterschrift bestätigen können“ erklärt Köhler. Unter anderem heißt es darin: „Wir wollen Fremden nicht mit Feindlichkeit begegnen, lehnen Akte der Ausgrenzung und Diffamierung ab und werden diesem mit Entschiedenheit entgegen treten, wenn wir sie wahrnehmen.“

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