Bert Stroß Sankt Augustins Kulturamtsleiter geht in den Ruhestand

Sankt Augustin · Er ließ Iris Berben aus den Goebbels-Tagebüchern lesen, er rückte die Ex-Schlagersängerin Katja Ebstein als famose Heinrich-Heine-Interpretin in ein völlig neues Licht, und selbst Senta Berger ließ sich nicht lange bitten, als Bert Stroß sie nach Sankt Augustin lud.

 Letzter Vorhang fürs Foto: Bert Stroß in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums.

Letzter Vorhang fürs Foto: Bert Stroß in der Aula des Rhein-Sieg-Gymnasiums.

Foto: Holger Arndt

Am Freitag hatte der langjährige Leiter des städtischen Kulturamtes seinen letzten Bürotag vor dem Ruhestand. "Aber mein letzter Arbeitseinsatz ist das Klosterfest an diesem Wochenende. Darauf bestehe ich." Mit Stroß sprach Wolfgang Kaes.

Sie waren nicht nur für Kultur, sondern seit 1999 auch für den Sport zuständig. In der Nachbarstadt Bonn bekriegen sich derzeit Kultur und Sport...
Bert Stroß: Das ist fatal. Man darf doch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Das hätte die Politik besser moderieren müssen. Zum Glück haben wir eine solche Diskussion hier bislang vermeiden können.

Wenn Sie Augustiner Bürgermeister wären, und Geld spielte überhaupt keine Rolle...
Stroß: Dann würde ich sämtliche Sportstätten und Bäder sanieren. Wir haben hier das Problem, dass viele Einrichtungen im Zuge der Stadtentwicklung in den 70er und 80er Jahren entstanden und somit nun alle auf einen Schlag sanierungsbedürftig sind.

Wenn Sie heute zurückblicken: An wen erinnern Sie sich denn besonders gerne?
Stroß: Vor allem an die wunderbaren Kollegen in allen Etagen des Rathauses, die durch ihre großartige Unterstützung meine Arbeit erst möglich machten. Auch deshalb gab es bis heute keinen einzigen Tag, an dem ich nicht gerne zur Arbeit ging.

Und von den Künstlern, die Sie nach Sankt Augustin holten?
Stroß: Wenn ich nur einen einzigen nennen darf: Als 18-Jähriger stand ich vor der Bonner Beethovenhalle und habe Esther Ofarim zugejubelt. Dass sie vor zwei Jahren hier bei uns aufgetreten ist, hat mich persönlich deshalb ganz besonders gefreut - und natürlich auch, weil wir ja eine israelische Partnerstadt haben.

Und auf was in Ihren 21 Jahren als Kultur-Manager sind Sie besonders stolz?
Stroß: Mit dem Wort "Stolz" kann ich grundsätzlich wenig anfangen. Aber dankbar bin ich den vielen Sankt Augustinern auch außerhalb des Rathauses, die uns stets nach Kräften unterstützt haben, und dankbar für die vielen tollen Veranstaltungsorte hier: Haus Menden, oder Schloss Birlinghoven, oder das Kloster der Steyler Missionare, oder auch das wunderbare Kino in Mülldorf mit seinen kuscheligen 27 Sitzplätzen.

Sie sind leidenschaftlicher Kino-Fan. Was ist Ihr Lieblingsfilm?
Stroß: Oje, da gibt es natürlich nicht nur einen...

Okay. Dann eben zwei...
Stroß: Die wunderbare Verfilmung des Musicals West Side Story. Da bin ich als Jugendlicher extra mit dem Fahrrad nach Hennef gefahren. Hennef hatte damals noch drei Kinos, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Oder The Deer Hunter mit Robert De Niro und Meryl Streep. Eine kluge, beeindruckende Aufarbeitung des Vietnam-Krieges. Oder Zimmer mit Aussicht, dieser wunderbare Film über...

Stopp! Wie viele allerliebste Lieblingsfilme gibt's denn?
Stroß: Dutzende. Aber die Aufzählung würde wohl dieses Interview sprengen.

Das wollen wir natürlich nicht. So kommen wir zur nächsten und vorerst letzten Frage: Gibt es schon Pläne für den Ruhestand?
Stroß: Alles, was Zeit kostet, wird natürlich nun interessant. Zum Beispiel Reisen. Aber es gibt keine konkreten Pläne, ganz bewusst nicht. Ich will offen sein für all die Dinge, die ganz von selbst auf mich zukommen werden.

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