Enteisungsparty statt Proklamation Sankt Augustins Prinzenpaar kommt endlich zum Zug

Sankt Augustin · Proklamiert sind sie schon seit November 2021. Angesichts der Empfehlung zur Karnevalsabsage im vergangenen Jahr fror die Sankt Augustiner Prinzengarde Augustina Uschi III. und Prinz Walter III. kurzerhand ein, um sie zur neuen Session wieder aufzutauen.

 Für eine kurze Fotosession haben Augustina Uschi III. und Prinz Walter III. in ihrem Wohnzimmer das Ornat angelegt.

Für eine kurze Fotosession haben Augustina Uschi III. und Prinz Walter III. in ihrem Wohnzimmer das Ornat angelegt.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Augustina Uschi III. und Prinz Walter III. haben lange darauf warten müssen, bis sie als Sankt Augustiner Prinzenpaar so richtig durchstarten konnten. Inzwischen erzählen sie die Geschichte ihrer Regentschaft mit großer Freude, zwischenzeitlich waren sie allerdings sehr niedergeschlagen, wie beide einräumen. Immerhin liegt ihre feierliche Proklamation mehr als ein Jahr zurück.

Am 6. November 2021 bestiegen sie den Narrenthron, hatten danach zwei Auftritte, einen in Hangelar, den anderen in Aachen, dann kam am 10. Dezember 2021 angesichts eines erneuten Anstiegs der Coronainfektionen die Empfehlung, alle karnevalistischen Aktivitäten anzusagen. Selbst die Uhrzeit hat das Prinzenpaar noch parat: 17 Uhr. Trotzdem mussten die beiden am nächsten Tag mit ihrem Adjutanten das vorab bestellte komplette Wurfmaterial beim Lieferanten abholen. „Das war schon eine seltsame Situation“, erinnert sich Uschi Unterlaß. Zweieinhalb Tonnen Kamelle, Strüßjer, Schokolade und Kekse sammelten sich so im Wohnzimmer und in den Kellerräumen des Prinzenpaares.

Ein wenig Glück im Unglück hatte das Paar dann aber doch. Ein Prinzenpaar für die Karnevalssession 2022/2023 stand noch nicht in den Startlöchern. Deswegen bot der Vorstand der Prinzengarde Sankt Augustin den Tollitäten an, einfach im Amt zu bleiben. Prinzengarde-Präsident schlug vor, die Session samt Prinzenpaar dafür „einzufrieren“. Und Anfang November luden die Karnevalisten dann statt zur Prinzenproklamation zur Enteisungsparty, tauten Augustina Uschi und Prinz Walter wieder auf und starteten gemeinsam in die Session.

Doch auch im vergangenen Jahr waren die Tollitäten nicht ganz zu Eis erstarrt. Vor allem beschäftigte sie die Frage, wohin mit dem ganzen Wurfmaterial. Gemeinsam sortierten sie alles, was vor der nächsten Session ablaufen würde aus, und lagerten den Rest in trockenen Kellern ein. Alles, was nach der „Eiszeit“ der Tollitäten nicht mehr haltbar gewesen wäre, verteilten sie an Kindergärten, Schulen, Seniorenheime und an die Kinderklinik. „Aber nur dort, wo wir durften“, sagt Augustina Uschi III.. Etliche Einrichtungen hätten nichts von Außen annehmen dürfen.

Ein Tiroler als Prinz im Rheinland

„Jetzt geht die Packerei wieder los – 3000 kleine Kuchen und 3000 Päckchen Gummibären sind geliefert“, freut sich Prinz Walter III. Der gebürtige Tiroler hat nie daran gedacht, einmal im Rheinland den Karnevalsprinzen zu geben. „Ich bin zwar ein Vereinsmensch, aber ich kann nicht besonders gut reden und die Tradition war mir anfänglich fremd“, sagt er. Dann sei er aber ab und an zu den Zügen und Veranstaltungen mitgegangen. Vor 14 Jahren waren Freunde ein Prinzenpaar – und er war infiziert. Er trat in die Prinzengarde ein, bekam eine Uniform und durfte die Standarte tragen. Das Amt des Prinzen war da eigentlich schon programmiert. Irgendwann habe er zu seiner Frau, die in Sankt Augustin geboren ist, gesagt: „Uschi, ich glaub, wir machen es.“

Beide sind frohen Mutes, dass es im zweiten Anlauf klappen wird. So traurige Momente wie im vergangenen Jahr wollen sie in jedem Fall nicht noch einmal erleben. „Wir haben dann im Fernsehen alte Sitzungen angeschaut“, sagt Augustina Uschi. „Aber jetzt gehen wir davon aus, dass pandemietechnisch nichts dazwischen kommt – und hoffen gleichzeitig, dass der Ukrainekrieg uns nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht.“ Gut angelaufen ist die zweite Session für Augustina Uschi und Prinz Walter zumindest schon mal. Gemeinsam mit dem frisch proklamierten Kinderprinzenpaar Prinz Mick I. und Prinzessin Melissa I. wollen sie in ihrer Heimatstadt für Frohsinn sorgen: Bis Aschermittwoch stehen dafür 120 Auftritte an.

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