Sankt Augustin Schluss für das Zentrum-West

Sankt Augustin · Nicht alle Ziele konnten umgesetzt werden, aber es hat sich einiges entwickelt im Zentrum-West. Eine zweite City sollte es einmal werden. Es ist nicht so gekommen. Ein Quartier mit dem Schwerpunkt Gesundheit sollte im Wirtschaftspark 112 entstehen.

 Das Zentrum-West mit Hochschule, "Haus des Handwerks" und dem anschließenden Wohngebiet.

Das Zentrum-West mit Hochschule, "Haus des Handwerks" und dem anschließenden Wohngebiet.

Foto: Michael Lehnberg

Auch das ist bisher nicht in Sichtweite. "Und da haben wir auch keine Eile", sagt Sankt Augustins Erster Beigeordneter Rainer Gleß. Gleichwohl: Rund 70 Prozent auf einem 23 Hektar großen Areal im Sankt Augustiner Zentrum sind mit Hilfe von Fördergeldern entwickelt worden. Nun wird Schluss sein.

"Wir haben jetzt einen Punkt erreicht, wo uns die Entwicklungsmaßnahme, die 1995 begann, nicht mehr weiterhelfen wird", so Gleß. Ein einziges Baufeld ist noch frei verfügbar. Alle anderen seien verkauft oder reserviert. Der Wirtschaftspark 112 "Auf dem Butterberg" sollte ohnehin noch nicht entwickelt werden.

"Das werden wir dann selber machen", sagt Gleß. Zum Jahresende soll das Projekt, das Mitte der 90er Jahre nur sehr schleppend begann, auslaufen und in ein ebenfalls gefördertes "integriertes Handlungskonzept" für die Sankt Augustiner Mitte mit den angrenzenden Wohnquartieren münden.

"Entwicklungsmaßnahmen sind mittlerweile Auslaufmodelle", so Gleß. Die Stadt sei derzeit dabei, Angebote für das Handlungskonzept einzuholen. Der Vorteil des neuen Konzeptes: Der Masterplan Urbane Mitte kann mit einbezogen werden.

Das Zentrum-West hat eine Geschichte mit Aufs und Abs durchlebt. Begonnen hatte es wenig förderlich mit einem handfesten Streit zwischen Politik und dem damaligen Technischen Beigeordneten Wolfgang Mues. Es ging um einen von der Stadt gewünschten Anschluss- und Benutzungszwang an ein Blockheizkraftwerk (BHKW) für Grundstückskäufer und Bauherren.

Darin hatte das Oberlandesgericht aber "eine wettbewerbs- und kartellrechtlich anstößige Behinderung des freien Leistungswettbewerbes" gesehen. Ein bereits ausgearbeiteter Vertrag mit einem Betreiber aus Freiburg kam nicht zustande. Heute gibt es das BHKW, betrieben - und das ohne Probleme - von den Stadtwerken Schwäbisch Hall.

In Sachen Wohnbebauung tat sich lange Zeit gar nichts. Der Grund: die strengen Festsetzungen im Bebauungsplan, für die die Bauaufsicht keine Befreiungen gab. Das anfängliche Interesse der Investoren schlug in Desinteresse um. Bis ins Jahr 2002 tat sich gar nichts. "Dann haben wir ein Strategiepapier entwickelt und begonnen, Befreiungen auszusprechen", erinnert sich Gleß.

Die Bremsen waren gelöst und heute stehen dort neben Fachhochschule und "Haus des Handwerks" 300 Wohneinheiten. Geschäfte gibt es dort zwar noch immer nicht, aber das Flaggschiff des Zentrum-West, die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, wurde gebaut. Ein Erweiterungsbau kam noch dazu, ein zweiter soll kommen.

Ein Grüngürtel für die Naherholung wurde angelegt, ein modernes Sportzentrum mit Sportlerheim und Gymnastikhalle gebaut sowie ein Mehrgenerationenparcours erstellt. "Mit der Entwicklung im Zentrum-West bin ich sehr zufrieden", sagt Gleß. Eigentlich wäre die Entwicklungsmaßnahme schon 2010 abgelaufen gewesen. Die Stadt hat aber eine Verlängerung genehmigt bekommen bis 2015.

Derzeit laufen die Abstimmungsgespräche für den vorzeitigen Ausstieg mit der Bezirksregierung Köln, die die Stadt aus der Entwicklungsmaßnahme entlassen muss. Dazu muss unter anderem noch abgerechnet und eine Schlussrechnung erstellt werden. In der kommenden Woche hat die Stadt einen Erörterungstermin in Köln. Die Maßnahme wird trotz der jährlich gezahlten Rücklagen auf dem Treuhandkonto die Stadt noch einiges kosten. "Wir werden mit einem Defizit abschließen", sagt Gleß. Das werde aber nicht den Haushalt sprengen.

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