Steyler Missionare in Sankt Augustin Schnuppertag soll junge Menschen für Theologie begeistern

SANKT AUGUSTIN · Ein reformwilliger Papst und der jüngste Katholikentag in Regensburg lassen viele Gläubige auf frischen Wind hoffen, der manch verstaubtes Dogma aus ihrer Kirche weht. Von dem Aufwind hofft auch die Philosophisch-Theologische Hochschule der Steyler Missionare zu profitieren. Mit einem Schnuppertag warben die Steyler um Studierende.

 Schnuppertag bei den Steyler Missionaren in Sankt Augustin: Dr. Thomas Lemmen hält eine Vorlesung.

Schnuppertag bei den Steyler Missionaren in Sankt Augustin: Dr. Thomas Lemmen hält eine Vorlesung.

Foto: Holger Arndt

Es ist nicht das erste Mal, dass Annette Wiesmann mit Theologie in Berührung kommt. Seit acht Semestern studiert die 24-Jährige Geschichte und Theologie in Münster. Zwei weitere Semester will sie im Rheinland verbringen. Nachdem sie tags zuvor die theologische Fakultät in Bonn besichtigt hatte, nimmt sie nun das Sankt Augustiner Pendant unter die Lupe.

Hier ist alles kleiner, überschaubarer, persönlicher. Ob ihr das zusagt, da ist sich die ursprünglich aus Bornheim kommende Studierende noch nicht sicher. Der Schnuppertag soll helfen, einer Entscheidung näherzukommen.

Sechs Besucher sehen sich an diesem Vormittag die Hochschule an. Weniger, als sich die Verantwortlichen erhofft haben. Doch Peter Ramers, Prorektor und Professor für Religionsphilosophie und -wissenschaft an der Hochschule, weiß durchaus die Vorzüge seiner Fakultät herauszustellen: "Ich glaube, dass die Hochschule Sankt Augustin mehr zu bieten hat als Bonn."

Die engere Bindung zwischen Studenten und Lehrenden, die intensive Betreuung, die Begegnung mit Studierenden aus aller Welt, all das seien Argumente für Sankt Augustin. Das Studium in der Regelzeit sei hier zudem üblich. Für Theologiestudentin Wiesmann spielt insbesondere das interkulturelle Zusammenleben eine wichtige Rolle. Rund 150 Studierende aus 23 Nationen sind in der Steyler Hochschule eingeschrieben.

"Ich studiere Theologie nicht zum Selbstzweck, sondern um mit Menschen in Kontakt zu kommen und einen neuen Blick auf die Welt zu bekommen", so die 24-Jährige aus katholischem Elternhaus. Es gehe ihr darum, die Welt so zu verstehen, dass sie sich engagieren könne. "Ich will einen Blick dafür gewinnen, wo es in der Welt zum Beispiel Ungerechtigkeit gibt, und wo ich mich einbringen kann", so die junge Frau, die selbstbewusst und modern wirkt.

Auf der Suche nach dem Sinn und Zweck eines Theologiestudiums begegnet man sehr unterschiedlichen Antworten. Doch in Sankt Augustin lässt sich heraushören, dass es vielen mehr um Berufung als Beruf geht. So etwa Katharina Krall, der man auch auf den dritten Blick nicht ansieht, dass sie Nonne ist.

Die junge Frau in Jeans und Turnschuhen hat sich nach Medizinstudium und vier Jahren Arbeit im Krankenhaus entschieden, in Sankt Augustin zu studieren, nachdem sie dem Ruf gefolgt war, Nonne zu werden. Als sie im Krankenhaus erlebt, wie eine Frau einsam stirbt, weil ihre Kinder fernbleiben, sieht sie die Notwendigkeit, für Menschen da zu sein.

Das Studium soll ihr das theologische Rüstzeug dazu geben. "Für mich ist dieser Schritt, Nonne zu werden und Theologie zu studieren, eine Antwort auf die Liebe Gottes", so Krall.

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