Verein muss umziehen Schützenbruderschaft sucht dringend neues Domizil

Sankt Augustin · Nach 32 Jahren kündigen die Steyler Missionare den Pachtvertrag mit der Bruderschaft Sankt Maria Königin. Genaue Gründe dafür hat die Bruderschaft bisher nicht erfahren.

 Hans-Jürgen Kochs (Geschäftsführer der Bruderschaft) und Brudermeister Harald Rüdebusch vor dem bisherigen Vereinsheim.

Hans-Jürgen Kochs (Geschäftsführer der Bruderschaft) und Brudermeister Harald Rüdebusch vor dem bisherigen Vereinsheim.

Foto: Ingo Eisner

Ob Königsschießen, Schützenfeste oder Geburtstage-im bisherigen Vereinsheim der Schützenbruderschaft Sankt Maria Königin Sankt Augustin-Ort wurde so manches Fest gefeiert. Das wird allerdings in absehbarer Zeit vorbei sein. Die Gemeinnützige Gesellschaft für Auswärtige Missionen mbH der Steyler Missionare hat laut Hans-Jürgen Kochs, Geschäftsführer der Bruderschaft, „ohne nähere Begründung“ bereits im Dezember 2018 den Pachtvertrag für das 5 418 Quadratmeter große Grundstück und das Gebäude mit insgesamt 210 Quadratmetern Nutzfläche zum 11. November 2022 gekündigt.

„Wie hatten eigentlich die übliche Verlängerung des Pachtvertrags um zehn Jahre erwartet. Das war schon ein Schock“, sagte Kochs. Alle Versuche, das Grundstück und das Schützenhaus, das sich neben dem Augustiner Freibad befindet, länger nutzen zu können, seien laut Kochs gescheitert. „Wir hatten die Steyler gefragt, ob wir den Pachtvertrag vielleicht Jahr um Jahr verlängern können und sogar angeboten, ihnen das Grundstück abzukaufen. Beides wurde abgelehnt“, sagte Kochs. Auch Gespräche mit dem ehemaligen Bürgermeister Klaus Schumacher sowie mit seinem Nachfolger Max Leitterstorf waren nicht von Erfolg gekrönt. „Wenn wir kein neues Schützenheim finden, müsste im schlimmsten Fall unsere Bruderschaft aufgelöst werden und jahrelange Vereins-und Jugendarbeit würde zunichte gemacht“, befürchtet Kochs.

Dabei versucht die Schützenbruderschaft, die 1985 gegründet wurde und derzeit 91 Mitglieder zählt, alles, um ein neues Domizil zu finden. Auch mit befreundeten Bruderschaften in Sankt Augustin will Kochs sprechen, um vielleicht deren Räumlichkeiten nutzen zu dürfen. Laut dem Geschäftsführer hatte der Verein viel Arbeit in das bisherige Schützenheim gesteckt. „Das war alles in einem sehr schlechten Zustand. Wir hatten damals, als wir das Grundstück 1989 von den Steylern angepachtet hatten, in kompletter Eigenleistung das Gebäude kernsaniert“, sagte Kochs. Bilder auf der Homepage des Vereins dokumentieren den großen Arbeitsaufwand. „Die aktiven Mitglieder hatten sogar Gräben für Versorgungsleitungen bis zu den Anschlüssen an der Straße ausgehoben und Leitungen für Gas und Wasser verlegt. 2016 wandelten wir den vorhandenen Schießstand, der über eine Seilzuganlage betrieben wurde, mit Eigenmitteln in einen digitalen Schießstand um. Damit wollten wir nicht nur das Schießen attraktiver machen, sondern vor allem Jugendliche für den Schießsport gewinnen, was uns auch gelang“, erinnert sich Kochs.

Die Enttäuschung über die mangelnde Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Domizil ist groß. „Wir sind seit geraumer Zeit ständig auf der Suche nach einem geeigneten Objekt und führen Gespräche mit Augustiner Vereinen, aber auch Gebäudeeigentümern und Grundstücksanbietern. Alles bisher ohne Erfolg“, sagte Kochs. Rund 40 000 Euro, davon alleine 16 000 Euro für die Anschaffung des digitalen Schießstandes hatte der Verein in den vergangenen Jahren in das Schützenheim investiert. „Wir wollten auch noch das Dach reparieren, aber seitdem wir die Kündigung erhalten haben, macht das keinen Sinn mehr“, sagte Brudermeister Harald Rüdebusch.

Aufgrund der Corona-Krise brach den Schützen zudem eine wichtige Einnahmequelle weg, denn sie hatten das Gebäude regelmäßig für Hochzeiten und Geburtstage vermietet. Laut Rüdebusch hätten die Schützen im vergangenen Jahr Fördermittel beim Land beantragen können. „Das hätte aber nur funktioniert, wenn wir Eigentümer des Grundstücks sind oder einen langfristigen Pachtvertrag haben. Beides ist nicht der Fall“, sagte Rüdebusch. Laut der Stadt Sankt Augustin habe es zwar Gespräche der Bürgermeister Schumacher und Leittertsorf mit den Schützen gegeben. „Es handelt sich aber um eine privatwirtschaftliche Angelegenheit zwischen den Steyler Missionaren und dem Schützenverein", sagte Stadtsprecherin Carolin Trost auf Anfrage. Trost bestätigte aber, dass die Entscheidung der Steyler "in keinerlei Zusammenhang mit der Zukunft der Augustiner Bäderlandschaft steht". Über die genauen Gründe, warum der Pachtvertrag mit den Schützen aufgekündigt worden ist, machte die Gemeinnützige Gesellschaft für Auswärtige Missionen mbH der Steyler Missionare auch auf Anfrage keine Angaben.

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