Verein "Fit für den Beruf" Senior-Manager coachen Schüler in Sankt Augustin
SANKT AUGUSTIN · Was machen Manager, die entweder freigestellt sind oder früher in den Ruhestand gehen? Sie könnten sich auf das Ruhekissen legen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Sie könnten aber auch ihr Know-how weitergeben, anstatt es irgendwo versickern zu lassen. So dachten 31 Führungskräfte der Deutschen Telekom.
Die Senior-Manager fanden es zu schade, mit ihrem Wissen so gar nichts mehr anzufangen. Und so gründeten sie einen Verein. "Fit für den Beruf" heißt er, mit dem Untertitel "Manager coachen Hauptschüler". Die Idee dazu hatte der Sankt Augustiner Frank Uhland, der viele Jahre bei der Telekom im Management gearbeitet hat. "Wir erleben immer wieder, dass den Schülern entscheidende Qualifikationen fehlen. Wir wollen sie darauf aufmerksam machen und ihnen mitgeben, was in den Unternehmen heute von Bewerbern erwartet wird", sagt Uhland.
Die 31 Manager, die sich dem Projekt angeschlossen und den Verein mitgegründet haben, sind da genau die Richtigen, können sie doch insgesamt auf 1000 Jahre Berufserfahrung zurückgreifen. "Wir sind ja noch nicht alt und wollen dieses Know-how in die Gesellschaft einbringen, zumal mehr und mehr die Fachkräfte in Deutschland ausgehen", sagt Uhland.
Im Ruhrgebiet waren sie schon an verschiedenen Hauptschulen in Essen und Recklinghausen unterwegs. 2014 wollen sie vermehrt Aktionen im Rhein-Sieg-Kreis starten. An der Gutenbergschule in Sankt Augustin sind sie bereits gewesen. "Wir haben gemerkt, wie notwendig ein derartiges Coaching ist", so Uhland. Es klaffe ein großes Loch zwischen dem, was Schule leisten kann, und der guten Vorbereitung auf den Beruf. "Schulen allein können das nicht stopfen", sagt Uhland.
Die Manager außer Dienst sind allesamt ehrenamtlich unterwegs, und mittlerweile sind es 51 Personen, die dem Verein beigetreten sind oder noch beitreten wollen. "Darunter sind schon 20 ausgebildete Trainer", sagt Uhland, der den Verein aber nicht auf Telekom-Kollegen begrenzen will. "Wir sind offen für jeden, wenn er entsprechende Grundqualifikationen hat", sagt Uhland. Das nächste Projekt läuft mit der Gesamtschule in Beuel am 4. und 11. Februar.
Uhland hat den Sankt Augustiner Verein nicht einfach mal eben so ins Leben gerufen, sondern vor der Gründung eine Pilotphase vorgeschaltet. "Wir haben unser Konzept getestet, und das Feedback fiel positiv aus." Im Dezember habe der Verein die Arbeit aufgenommen, mit ganz bestimmten Ansprüchen.
So sollen die Schüler darin unterstützt werden, ihre Stärken und Talente zu entdecken. Sie sollen erfahren, welche Anforderungen die Wirtschaft an Auszubildende und Berufsanfänger stellt. Auch der eine oder andere Praktikumsplatz kann vermittelt werden. In der globalisierten Wirtschaft wachse der Anspruch an die Auszubildenden stetig, sagen die ehemaligen Manager. Schulen und Ausbildungsbetriebe beklagten mehr und mehr schlechten Wissensstand der Schüler, die schlichtweg oft nicht ausbildungsreif seien.
Die Manager wollen dafür sensibilisieren und bieten eine Reihe aus zwei mal zwei Stunden interaktiver Workshops an. Dort wird den Schülern in einem Bewerbungstraining vermittelt, wie sie sich etwa auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten. Es werden Rollenspiele durchgeführt und die Teamfähigkeit getestet. Die Manager haben dabei Praktikumsplätze schon im Gepäck. Sie werden unter den Workshop-Teilnehmern nach einer Bewerbung vergeben.
Zuguterletzt werden die Workshop-Ergebnisse den Eltern präsentiert. "Eine Unterstützung der Eltern bei der Berufsvorbereitung ist sehr wichtig", so Uhland. Und die der Senior-Manager hilft sicher auch.
Fit für den Beruf e.v.
Der Verein "Fit für den Beruf" ist im Dezember 2013 gegründet worden und hat seinen Sitz in Sankt Augustin. Initiator ist der Sankt Augustiner Frank Uhland. Schulen, die Interesse haben, auf das Know-how der ehrenamtlich tätigen Senior- Manager in der Berufsvorbereitung zurückzugreifen, können sich unter der Telefonnummer 0151/43124055 melden.
