Geocaching in Sankt Augustin Seniorengruppe begab sich auf Schatzsuche

SANKT AUGUSTIN · "Hier waren Muggel am Werk", sagte Sella, "das müssen wir dem Owner melden." Mit "wir" meinte Sella eine siebenköpfige Gruppe des Seniorennetzwerks, die nun gemeinsam auf Geocaching-Tour - der modernen Schnitzeljagd per GPS - gegangen ist.

 Geocacherin "Sella" (l.) erklärt den Teilnehmern den tragbaren GPS-Empfänger.

Geocacherin "Sella" (l.) erklärt den Teilnehmern den tragbaren GPS-Empfänger.

Foto: Heinemann

Der "Owner" ist derjenige, der den von Muggeln entfernten Schatz einst versteckt hatte. Und Muggel, Kenner der Harry-Potter-Kinderromane werden es erraten, ist der Begriff für Normalsterbliche, die also auch von Geocaching und den Grundregeln keine Ahnung haben.

Sella, die im bürgerlichen Leben eigentlich Jutta heißt, hat die moderne Schnitzeljagd vor einigen Jahren für sich entdeckt. Im Seniorennetzwerk gab sie ihre Erfahrungen und Tipps an andere Senioren weiter. Mit Mann und GPS-Empfänger war Jutta schon in Italien und der Provence auf Schatzsuche.

Wo man die "Cache" genannten Schätze findet, erfahre man im Internet: "Man geht auf geocaching.com, schließt seinen GPS-Empfänger an den PC an und speichert die Informationen ab." Das gehe auch mit dem Smartphone, zeigte die Senioren den Tour-Teilnehmern: "Es gibt auch Apps, da sieht man Tipps von anderen Geocachern, etwa ob ein Cache noch vorhanden ist."

GPS, Internet, Smartphone - so mancher junge Muggel traute das den Mitgliedern eines Seniorennetzwerks kaum zu. Für Sella ein Kompliment: "Ich bin wirklich technikbegeistert. Aber sollte jemand Probleme haben, dann kann er jeden Mittwoch zum Computernachmittag des Seniorennetzwerks kommen." Die Awo stelle dem Seniorennetzwerk dafür ihre Räume und ihre Computer in der Paul-Gerhardt-Straße zur Verfügung. "Doch die Computer brauchen wir nicht, heute hat ja fast jeder von uns einen Laptop - oder ein iPad, die sind auch sehr beliebt."

Nur wenige Hundert Meter weiter wartet dann das nächste Ziel. Der GPS-Empfänger von "Biggreifer", der im wahren Leben Rainer Grafe heißt und das Gerät eigentlich zum Wandern nutzt, zeigte den Weg metergenau. "Man entdeckt immer wieder neue Dinge, ist viel draußen an der Natur und lernt seine Umgebung kennen", lautete sein Fazit als Einsteiger.

Denn auf der gemeinsamen Schnitzeljagd mit dem Seniorennetzwerk im Wohngebiet Zentrum-West fand er erst seinen sechsten Cache. Ganz anders war das bei "andy&nicole". Hinter dem Spitznamen - wie könnte es anders sein - verbirgt sich zur einen Hälfte Nicole. Mit mehr als 6000 Caches längst ein Vollprofi, der das Hobby eigentlich gleich zu Beginn wieder beendet hatte: "Ich klettere seit 1999. Als das Geocaching aufkam, habe ich mal reingeschnuppert, fand das aber total komisch und habe es wieder aufgegeben."

Später hörte sie vom T5-Caching und war begeistert: "Die Caches werden mit T1 bis T5 eingestuft, wobei T für Terrain steht und die Zahl für den Schwierigkeitsgrad." T1-Ziele seien mit Rollstuhl und Kinderwagen leicht erreichbar, für T5 brauche man viel Erfahrung, Technik und Ausrüstung, sagte Nicole, die sich für einen Cache auch schon auf Bäumen in 20 Metern Höhe oder unter Brücken wiederfand. Die T1- bis T2-Route im Zentrum-West hat sich die junge Profi-Geocacherin für die Tour mit dem Seniorennetzwerk aufgespart, deren Tourleiterin Sella sie vor einiger Zeit beim Geocachen im Wald kennengelernt hatte.

"Bernd?s Birthday" heißt die kleine Route, die das Team einer betreuten Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung mit sechs Schätzen und einem Bonusrätsel versehen hat. "Die haben das ihrem Mitbewohner Bernd zum Geburtstag gewidmet, da Bernd offenbar ganz besonders angetan vom Geocaching ist", erklärte Tourleiterin Sella den Teilnehmern der Route. Und die waren bei der Schnitzeljagd schnell auf den Geschmack gekommen - und von "Bernd's Birthday" sehr angetan, wie sie nach der Tour im Internet anderen Geocachern mitgeteilt haben.

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