Selbstverteidigung lernen in Sankt Augustin Sicher statt wehrlos im Alter

SANKT AUGUSTIN · Auch Senioren können sich in Gefahrensituationen behaupten. Neues Angebot in Sankt Augustin-Hangelar zeigt, wie ältere Menschen sich wehren können.

 Peter Bahn demonstriert, wie man sich selbst mit einem Schlüssel äußerst wirksam verteidigen kann.

Peter Bahn demonstriert, wie man sich selbst mit einem Schlüssel äußerst wirksam verteidigen kann.

Foto: Paul Kieras

Besonders ältere Menschen werden oft Opfer von Übergriffen, weil sie in einer schwachen Position sind und sich nicht wehren können. Gefahren lauern überall. Ob durch den renitenten Vertreter an der Wohnungstür, der sich nicht abwimmeln lässt, am Geldautomaten, in der dunklen Tiefgarage oder beim Nachhauseweg vom Konzert am Abend.

Dabei ist es auch Senioren möglich, sich ohne größeren körperlichen Einsatz erfolgreich zu verteidigen. Wenn sie nur wissen wie. Daher bietet der Verein „Budokan Black Eagle“ in Sankt Augustin ab dem 1. Juli dieses Jahres einen speziellen Präventionskursus für Menschen ab 55 Jahren an.

Auf die Idee kam Peter Bahn vom Verein, der den neuen Kursus auch leiten wird. „Bisher gibt es vergleichbare Angebote nur für Frauen bis 59, für Männer und Senioren überhaupt keine“, sagt der 67-Jährige, der mehr als 30 Jahre Kampfsport betreibt und Inhaber des schwarzen Gürtels in Kung-Fu Dju-Su ist. Unter dem Motto „Sicher statt wehrlos“ geht es in der Hauptsache um Gefahrenprävention, Deeskalation und das richtige Verhalten in brenzligen Situationen. Aber auch darum, als letztes Mittel Gewalt anzuwenden. „Natürlich muss dabei die Verhältnismäßigkeit beachtet werden“ erklärt Bahn.

Das Konzept des jeweils 90-minütigen Trainings, das ein Mal pro Woche über ein halbes Jahr stattfindet, beruht auf den „vier G“: Gefahrenerkennung, Gefahrenvermeidung, Gefahrenbegegnung und Gefahrenüberwindung. Die Teilnehmer lernen im theoretischen Teil unter anderem, wie man die eigene Wohnung sichert, wo am Körper man Geld und wie eine Handtasche am sichersten trägt. Auch das Verhalten in öffentlichen Räumen, Bussen und Bahnen ist Inhalt des Kurses. Aufmerksamkeitsschulung heißt das Ganze und soll verhindern, Opfer zu werden. Dazu gehört weiterhin, Gestik, Mimik und Sprache gezielt einzusetzen. „Ich muss einem potenziellen Aggressor deutlich zeigen, dass ich kein Opfer bin“, erklärt Bahn die wichtigste Regel. Gleichzeitig warnt er davor, selbst eine Angriffshaltung einzunehmen. „Dem Gegner nicht die Fäuste entgegenhalten, sondern die flachen Hände, sonst kann das die Aggression noch steigern“, rät Bahn.

Wesentlicher Knackpunkt bei der effektiven Abwehr eines Angriffs ist die Überwindung der sogenannten vagotonen Schockphase, weiß der 67-Jährige aus Erfahrung. Darunter versteht man den Moment, in dem jemand, der angegriffen wird, vor Angst gelähmt ist. „Je schneller ich diesen Zustand überwinde, desto eher kann ich reagieren“, sagt Bahn.

Ziel des praktischen Trainings ist es, dass die Teilnehmer ein selbstbewusstes Auftreten erlernen und effiziente Selbstverteidigungstechniken automatisch bei Bedarf abrufen können. Sie lernen auch, Hemmungen zu überwinden. Als wirksame Techniken nennt Bahn beispielsweise den Ellbogenstoß in die Rippen, den kurzen gezielten Schlag auf den Solarplexus oder den Einsatz des Knies gegen den Unterleib. Diese Abwehrmaßnahmen sind auch von älteren Menschen ohne große Kraftanstrengung durchführbar. Und ein Auto- oder Haustürschlüssel kann richtig wehtun, wenn man ihn bei geschlossener Faust zwischen Zeige- und Mittelfinger hält und zuschlägt. Als weiterer, wichtiger Punkt steht auf dem Trainingsprogramm außerdem die Sturzprophylaxe. Denn gerade Senioren können sich beim Fallen erheblich verletzen.

Der Selbstverteidigungskurs für Senioren beginnt am 1. Juli. Trainingsort ist die Sporthalle 1 der Bundespolizei, Grenzschutzstraße 100 in Hangelar. Vor Kursbeginn kontrolliert die Bundespolizei die Personalien der Teilnehmer. Anmeldeschluss ist der 15. Juni. Erforderlich ist eine ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung.

Anmeldung bei Peter Bahn unter 0 22 41/2 92 21 oder E-Mail an info@bahn-naturheilpraxis.de.

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